Widerspruch gegen Kritik an Befassung mit Strukturreformen

Fundamentaltheologe Hoff: Synodaler Weg hat apostolische Dignität

Veröffentlicht am 25.11.2021 um 12:24 Uhr – Lesedauer: 

Salzburg ‐ Dass beim Synodalen Weg Laien und Bischöfe gleiches Stimmrecht haben, widerspricht aus Sicht des Salzburger Fundamentaltheologen Gregor Maria Hoff nicht der Lehre der Kirche. Laien müssten strukturell beteiligt werden, wo Bischöfe versagt hätten.

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Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff sieht im Synodalen Weg keine "Halbierung der episkopalen Leitungskompetenz", sondern vielmehr ein Ausdruck der bischöflichen Leitungsmacht. In einem Beitrag für die österreichische Zeitschrift "Die Furche" wendet er sich gegen die Kritik seines Wiener Kollegen Jan-Heiner Tück, der in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) die Struktur des Synodalen Wegs kritisiert und eine mangelnde Befassung mit den Wurzeln der Kirchenkrise konstatiert hatte. Demgegenüber betont Hoff, die Bischöfe hätten mit der Einsetzung des Synodalen Wegs in besonderer Weise von ihrer Lehr- und Leitungsmacht Gebrauch gemacht. Wer von einer "Halbierung der episkopalen Leitungskompetenz" spreche, stelle mit dieser Entscheidung der Bischöfe auch ihre apostolische Autorität infrage. "Stattdessen kommt mit dem episkopalen Votum dem Synodalen Weg selbst eine apostolische Dignität zu", so der Salzburger Theologe.

Hoff wendet sich insbesondere gegen den Einwand, das gleiche Stimmrecht von Bischöfen und Laien in der Synodalversammlung widerspreche der hierarchischen Ordnung der Kirche. Vielmehr habe diese Struktur einen "tiefen geistlichen Sinn": "Auf dem Synodalen Weg werden gemeinsames und besonderes Priestertum aufeinander bezogen und in ihrer Eigenart (mit den vorgesehenen Zwei-Drittel-Quoren) gestärkt: nicht als Gegenüber, sondern in einem theologisch-geistlichen Prozess der Unterscheidung der Geister", so Hoff. Das bringe "Kirche als Communio" zur Geltung, verlange aber auch strukturelle Konsequenzen wie die "Rechenschaftslegung von Bischöfen, die Beteiligung an der Wahl von Bischöfen, die Transparenz von Entscheidungen auf allen kirchlichen Ebenen, Leitungsmacht auf Zeit, die für Bischöfe mit Erreichen des 75. Lebensjahres ohnehin gilt".

Synodaler Weg als Antwort auf Missbrauchskrise

Mit Blick auf die Entstehung des Synodalen Wegs als Antwort auf die Anfragen und Erkenntnisse der MHG-Missbrauchsstudie weist Hoff den Vorwurf zurück, dass Evangelisierung nicht den notwendigen Stellenwert beim Reformdialog habe. "Es geht bei Strukturfragen um die Voraussetzungen, Menschen mit dem Evangelium in Kontakt zu bringen", betont Hoff. Dafür bedürfe es Beratungen und Entscheidungen im ganzen Volk Gottes, denn "das apostolische Zeugnis ist an die Bischöfe gebunden, aber nicht auf sie beschränkt". Zudem seien es Bischöfe gewesen, die nicht nur am Missbrauch beteiligt gewesen seien, sondern auch Aufklärung unterlaufen hätten. "Können Bischöfe nun allein die Lösung für diese Problemlage liefern? Sollen sie Kontroll- und Vollzugsorgane in einem sein? Oder beschädigt nicht genau dies ihre apostolische Autorität und stellt die episkopale Verfassung der katholischen Kirche unter einen Vertrauensvorbehalt?", fragt Hoff.

Der Wiener Dogmatiker Tück hatte Mitte November in einem Gastbeitrag für die FAZ Pläne des Synodalforums "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche" zur Einrichtung eines paritätisch aus Bischöfen und Laien zusammengesetzten Synodalen Rats als "kühnen Umbau der Kirchenverfassung" bezeichnet, "der die Bischöfe zu Gefangenen synodaler Mehrheitsvoten machen könnte". Die Regensburger Kirchenrechtlerin Sabine Demel, die wie Hoff Mitglied des Synodalforums "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche" ist, hatte es in einer Replik bei katholisch.de als "unkatholisch" im Sinne der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils bezeichnet, Strukturfragen als unwichtig abzutun. Es sei ein Widerspruch, "von der Synodalität der Kirche zu sprechen, Synodalität als Wesenszug der Kirche zu bezeichnen, das Gemeinsam Kirche-Sein und die Partizipation alle Glieder des Volkes Gottes zu verkünden, dann diese gemeinsame Verantwortung und Partizipation aber strukturell nicht erfahrbar machen zu wollen", so Demel. (fxn)