Ein Jahr voller Herausforderungen: Das war 2021 aus Sicht der Kirche
Wenn 2021 in wenigen Tagen zu Ende geht, liegt ein ereignisreiches und nicht einfaches Jahr hinter der katholischen Kirche in Deutschland. Der chronologische Jahresrückblick von katholisch.de gibt einen Überblick über das, was 2021 in der Kirche wichtig war.
29. Januar: Erzbistum Berlin stellt Missbrauchsgutachten vor
Im Erzbistum Berlin hat es im Umgang mit Missbrauchsfällen über Jahrzehnte hinweg zahlreiche Versäumnisse gegeben. Das geht aus einem Gutachten über Fälle von sexuellem Missbrauch durch Seelsorger im Bereich der Erzdiözese seit 1946 hervor, das am 29. Januar vorgestellt wird. Wörtlich heißt es in dem Dokument: "Aus der Untersuchung der Personalakten ergibt sich eine Vielzahl von Missständen, die bereits für sich genommen, insbesondere aber in der Kumulation geeignet sind, die Verhinderung von sexuellem Missbrauch durch Kleriker zu erschweren, die Aufklärung zu verhindern und notwendige Schlüsse für Intervention und Prävention unmöglich zu machen." Das Gutachten listet 61 anonymisierte Beschuldigte auf, denen 121 Betroffene gegenüberstehen; die zuständigen Anwälte gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus. Für Kritik sorgt, dass das Erzbistum den Teil der Studie, in dem konkrete Beschuldigungen und die personenbezogenen Daten der Beschuldigten genannt werden, aus datenschutzrechtlichen Gründen zunächst nicht veröffentlicht. Erst Mitte Juni wird das gesamte Gutachten schließlich ins Internet gestellt.
4./5. Februar: Online-Veranstaltung des Synodalen Wegs
Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie kann die zweite Synodalversammlung des Synodalen Wegs Anfang Februar nicht wie geplant stattfinden. Die Verantwortlichen organisieren stattdessen eine zweitätige Online-Konferenz, um den Mitgliedern des kirchlichen Reformprozesses einen gemeinsamen Austausch über die Arbeitsfortschritte der vier Synodalforen zu ermöglichen. Im Rahmen der Veranstaltung wird teils deutliche Kritik an Kardinal Rainer Maria Woelki und dessen Vorgehen bei der Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum Köln geäußert.
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23. bis 25. Februar: Online-Vollversammlung der Bischöfe
Auch die Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wird ein Opfer der Pandemie: Statt wie eigentlich vorgesehen in Dresden zusammenzukommen, können sich die Bischöfe – zum ersten Mal überhaupt – nur virtuell treffen. Das verhindert aber nicht, dass die Mitglieder eine historische Entscheidung treffen, indem sie Beate Gilles als erste Frau zur Generalsekretärin der Bischofskonferenz wählen. Weitere Themen der Vollversammlung sind die Krise rund um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln, der Umgang mit geistlichem Missbrauch in der Kirche und der Fortgang des Synodalen Wegs.
5. bis 8. März: Papstreise in den Irak
Vier Tage lang besucht Papst Franziskus Anfang März den Irak – als erster Papst überhaupt und trotz der schwierigen Pandemie- und Sicherheitslage. Schwerpunkte der Reise sind Begegnungen mit der bedrängten christlichen Minderheit in dem Land und der interreligiöse Dialog mit dem Islam. So gedenkt das Kirchenoberhaupt in der einstigen Terroristen-Hochburg Mossul der Opfer des Bürgerkriegs und der Terrormiliz "Islamischer Staat". In Nadschaf wiederum trifft er mit dem schiitischen Großajatollah Ali al-Sistani zusammen; viele Beobachter werten das Treffen als historischen Brückenschlag zwischen der katholischen Kirche und dem schiitischen Islam. Weitere Reisen führen Franziskus später im Jahr nach Ungarn und in die Slowakei (12. bis 15. September) sowie nach Zypern und Griechenland (2. bis 6. Dezember).
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15. März: Vatikan sagt "Nein" zur Segnung homosexueller Paare
Es ist eine Erklärung, die weltweit kontrovers diskutiert wird: Am 15. März erklärt die vatikanische Glaubenskongregation, dass die katholische Kirche keine Vollmacht hat, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen. Mit dieser Antwort reagiert der Vatikan auf eine entsprechende Anfrage. Zwar erkenne die Kongregation bei solchen Vorschlägen "den aufrichtigen Willen" an, "homosexuelle Personen anzunehmen, sie zu begleiten und ihnen Wege des Glaubenswachstums anzubieten". Da aber die Verbindungen von homosexuellen Paaren nicht dem göttlichen Willen entsprächen, könnten sie nicht gesegnet werden. Bei deutschen Kirchenvertretern stößt die Erklärung auf ein geteiltes Echo. Aus Protest finden am 10. Mai bundesweit in zahlreichen katholischen Gemeinden "Segensgottesdienste für Liebende" statt.
18. März: Erzbistum Köln stellt Missbrauchsgutachten vor
Nach monatelanger Debatte und einem unveröffentlichten ersten Gutachten wird am 18. März das lang erwartete Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln vorgestellt. Darin listet die Anwaltskanzlei Gercke & Wollschläger 75 Pflichtverletzungen von acht lebenden und verstorbenen Verantwortlichen zwischen 1975 und 2018 auf – darunter Kardinal Joachim Meisner, dem 24 Pflichtverletzungen zur Last gelegt werden, sowie der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße (11) und Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (8). Belastet wird auch der Leiter des Kölner Kirchengerichts, Günter Assenmacher, der in zwei Fällen unzutreffende Rechtsauskünfte gegeben haben soll. Kardinal Rainer Maria Woelki treffen laut der Untersuchung dagegen keine Vorwürfe. Die Autoren der Studie bescheinigen den Verantwortlichen im Erzbistum eine große Rechtsunkenntnis und eine desaströse Aktenlage. Zudem habe der Schutz der Institution Kirche im Vordergrund gestanden. Bei Verfehlungen von Laien habe es dagegen rasche Kündigungen gegeben. Noch bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Gutachtens entbindet Woelki als Konsequenz aus der Untersuchung Weihbischof Schwaderlapp und Offizial Assenmacher von ihren Aufgaben. Ruhe kehrt im Erzbistum nach dem Gutachten jedoch nicht ein: Im Sommer schickt Papst Franziskus zwei Apostolische Visitatoren nach Köln, um die Situation vor Ort zu untersuchen; im August legen sie dem Kirchenoberhaupt ihren Bericht dazu vor.
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29. März: Auszeit für Hamburger Erzbischof Heße
Nachdem Hamburgs Erzbischof Stefan Heße Papst Franziskus unmittelbar nach der Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens seinen Rücktritt angeboten hatte, gewährt das Kirchenoberhaupt dem 54-Jährigen am 29. März zunächst für unbestimmte Zeit eine Auszeit. Während der Abwesenheit des Oberhirten übernimmt Generalvikar Ansgar Thim die Verwaltung der norddeutschen Erzdiözese. Als fünf Monate später immer noch nicht über Heßes weitere Zukunft entschieden ist, platzt Thim der Kragen. Die aktuelle Situation sei zu einer "andauernden belastenden Geduldsprobe" geworden, schreibt er im August an die Gremien der Erzdiözese. Einen Monat später ist dann klar: Franziskus nimmt Heßes Rücktrittsangebot nicht an und belässt ihn in seinem Amt. Zur Begründung heißt es in einem Schreiben der Apostolischen Nuntiatur: Nach eingehender Prüfung habe der Vatikan "persönliche Verfahrensfehler" Heßes festgestellt. "Die Untersuchung hat jedoch nicht gezeigt, dass diese mit der Absicht begangen wurden, Fälle sexuellen Missbrauchs zu vertuschen."
6. April: Theologe Hans Küng gestorben
Im Alter von 93 Jahren stirbt am 6. April der bekannte Theologe Hans Küng. Der Schweizer, der von 1960 bis 1996 an der Universität in Tübingen lehrte, hatte die katholische Kirche über Jahrzehnte maßgeblich geprägt, obwohl sich seit Anfang der 1960er Jahre ein innerkirchlicher Konflikt um ihn angebahnt hatte. 1979 entzog ihm der Vatikan die Lehrerlaubnis, unter anderem wegen Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Als Papst Benedikt XVI. (2005-2013) Küng 2005 in Castel Gandolfo empfing, sorgte das weltweit für Aufsehen. Küng sah sich als "loyalen katholischen Theologen". Seine Bücher wurden Besteller und in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Ab 1990 engagierte er sich vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im "Projekt Weltethos".
18. April: Gottesdienst für die Opfer der Corona-Pandemie
Mit einem ökumenischen Gottesdienst gedenken die christlichen Kirchen am 18. April in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche der Toten der Corona-Pandemie. "Krankheit, Sterben und Tod lassen sich in diesem langen Jahr nicht wegdrücken, sie schneiden tief ein in das Leben vieler Menschen", sagt der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in seiner Predigt. Und weiter: "Tod und Sterben sind uns näher gerückt als zuvor." Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, betont, in Zeiten der Trauer sei es umso wichtiger, nicht alleine zu sein. Die Krisenerfahrung der Pandemie lege sich wie ein Trauma auf die Seele und schreie nach Heilung. Auch Vertreter jüdischen und muslimischen Glaubens wirken an dem Gottesdienst mit.
Themenseite: Die Kirche während der Corona-Krise
13. bis 16. Mai: 3. Ökumenischer Kirchentag
Vier Tage lang steht Frankfurt am Main Mitte Mai im Zeichen der Ökumene. Grund ist der 3. Ökumenische Kirchentag, der nach Berlin (2003) und München (2010) diesmal in der hessischen Bankenmetropole gastiert. Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie fällt das Treffen allerdings deutlich kleiner als ursprünglich geplant aus und findet weitgehend digital statt. Prägende Themen des Kirchentags sind der gesellschaftliche Zusammenhalt, das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft sowie Fragen der internationalen Zusammenarbeit angesichts von Klimakrise, wachsenden Spannungen zwischen den großen Mächten und der Pandemie.
4. Juni: Kardinal Marx bietet Amtsverzicht an
Es ist ein kirchenpolitscher Paukenschlag: Am 4. Juni wird bekannt, dass der Münchner Kardinal Reinhard Marx Papst Franziskus wenige Tage zuvor seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising angeboten hat. In einem Brief an das Kirchenoberhaupt hatte Marx am 21. Mai zur Begründung geschrieben: "Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten." Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es "viel persönliches Versagen und administrative Fehler" gegeben habe, aber "eben auch institutionelles oder systemisches Versagen". Die katholische Kirche sei an einem "toten Punkt" angekommen. Mit seinem Amtsverzicht könne vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche. Anders als in anderen Fällen reagiert Franziskus sehr schnell auf das Rücktrittsangebot. Bereits am 10. Juni entscheidet er, das Angebot nicht anzunehmen und Marx im Amt zu belassen. "Das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising", schreibt der Pontifex in einem Brief an Marx.
16. Juli: Papst schränkt Feier der "Alten Messe" ein
Mit dem Erlass "Traditionis custodes" (Hüter der Tradition) setzt Papst Franziskus Mitte Juli engere Regeln für die Feier der sogenannten "Alten Messe", indem er den ordentlichen Messritus als "einzige Ausdrucksweise" des Römischen Ritus festlegt. Der 2007 von seinem Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) in größerem Umfang erlaubte außerordentliche Ritus darf künftig nur noch mit Erlaubnis des Ortsbischofs gefeiert werden. Allein dieser dürfe für seine Diözese den Gebrauch des 1962 veröffentlichten Messbuchs gestatten, heißt es in dem Erlass. Der Bischof allein bestimme auch Orte, Zeiten und Priester, die mit Gläubigen die Eucharistiefeier nach dem tridentinischen Ritus feiern wollten. In einem Begleitbrief an die Bischöfe begründet Franziskus seine Entscheidung damit, dass insbesondere die von Benedikt XVI. erhoffte Versöhnung und größere Einheit in der Kirche nicht eingetreten seien.
26. Juli: Jesuit Bernd Hagenkord gestorben
Der Jesuitenpater und Journalist Bernd Hagenkord, zuletzt Geistlicher Begleiter des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland, stirbt am 26. Juli nach schwerer Krankheit im Alter von 52 Jahren. Hagenkord war der Öffentlichkeit vor allem durch seine langjährige Tätigkeit als Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan bekannt. 2019 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm die Leitung des Münchner Berchmanskollegs, eines großen Hauses der Jesuiten mit derzeit 40 Ordensmitgliedern. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigt Hagenkord nach dessen Tod. Der Jesuit habe mit seiner Arbeit in Rom eine "eine unverzichtbare Brücke in die säkulare Welt" geschlagen. "Er war ein ausgezeichneter Journalist, der seinen Beruf gelebt hat. Seine treffenden Kommentare und Analysen als Vatikanexperte haben uns vieles besser verstehen lassen." Als Geistlicher Begleiter habe der Ordensmann wertvolle Denkanstöße für den Synodalen Weg gegeben. Als sein Nachfolger für das Amt des Geistlichen Begleiters beim Synodalen Weg wird am 27. September der Münsteraner Pfarrer Siegfried Kleymann vorgestellt.
28. August: Gottesdienst für die Opfer der Flutkatastrophe
Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Aachener Dom gedenken die Kirchen Ende August der Opfer der Flutkatastrophe im Juli. An der Feier mit Hinterbliebenen, Betroffenen, Hilfskräften und Notfallseelsorgern nehmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der beiden besonders betroffenen Bundesländer, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und ihr nordrhein-westfälischer Amtskollege Armin Laschet (CDU), teil. In seiner Predigt beklagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Zerstörung durch die Flut und die dadurch entstandene Not. "Es verschlägt einem die Sprache", sagt er mit Blick auf die Menschen, deren Angehörige in den Fluten umgekommen sind und die ihre Häuser und Existenzgrundlage verloren haben.
20. bis 23. September: Vollversammlung der Bischöfe in Fulda
Bei ihrer in Präsenz stattfindenden Herbst-Vollversammlung beraten die Bischöfe unter anderem kritisch über die bisherigen Ergebnisse des Synodalen Wegs. Der Vorsitzende der Konferenz, Bischof Georg Bätzing, betonte am Ende der Tagung mit Blick auf theologische Kontroversen bei dem Reformprozess: "Wer nach neuen Wegen für die konkrete Praxis der Kirche sucht, muss sich darüber vergewissern, aus welchen Quellen er die Orientierung auf diesen neuen Pfaden schöpft." Es gehe darum, die Kernanliegen der Kirche von ihrem Ursprung her in eine neue Zeit zu tragen. Das dürfe weder auf eine "zeitgeistige Selbstverlorenheit noch auf ein ängstlich-traditionalistisches Sich-in-sich-selbst-Verschließen hinauslaufen". Vielmehr gelte es, "die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten".
24. September: Papst ordnet Auszeit für Kardinal Woelki an
Gut ein halbes Jahr nach der Vorstellung des Kölner Missbrauchsgutachtens und drei Monate nach der Untersuchung des Erzbistums durch zwei Apostolische Visitatoren schickt Papst Franziskus Kardinal Rainer Maria Woelki in eine mehrmonatige Auszeit. Begründet wird der Schritt mit einer Vertrauenskrise im Erzbistum, die bei der Missbrauchsaufarbeitung auch durch "große Fehler" Woelkis in der Kommunikation entstanden sei. Als Vertretung Woelkis bis zu dessen geplanter Rückkehr am Aschermittwoch bestimmt Franziskus Weihbischof Rolf Steinhäuser zum Apostolischen Administrator. Außerdem entscheidet der Papst, dass die Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff ihre Ämter wieder aufnehmen dürfen. Sie hätten zwar vereinzelt Fehler begangen, nicht aber die Absicht gehabt, Missbrauch zu vertuschen oder Betroffene zu ignorieren. Puff werde sofort seien Dienst wieder aufnehmen, Schwaderlapp dagegen auf eigenen Wunsch zunächst ein Jahr lang als Seelsorger in Kenia arbeiten. Woelki dankt dem Papst für die Auszeit. Damit habe Franziskus seiner Bitte entsprochen, so der Erzbischof. Dies gebe ihm Gelegenheit, die Ereignisse aufzuarbeiten und einen Weg in die Zukunft zu finden.
30. September bis 2. Oktober: Zweite Synodalversammlung des Synodalen Wegs
Nachdem die zweite Synodalversammlung des Synodalen Wegs Anfang Februar wegen der Corona-Pandemie noch ausgefallen war, kann das Treffen Ende September/Anfang Oktober schließlich als Präsenzveranstaltung in Frankfurt am Main stattfinden. Drei Tage lang beraten die Delegierten intensiv über die in den vier Synodalforen erarbeiteten Textentwürfe. Dabei zeigt sich bei den Abstimmungen über die Papiere ein starker Wunsch nach Reformen in der Kirche. Unter anderem spricht sich die Versammlung für eine Laienmitwirkung bei Bischofswahlen und die Schaffung eines dauerhaften "Synodalen Rats" aus. Zum Abschluss fällt jedoch ein Schatten auf das Treffen: Weil viele der 212 Teilnehmer vorzeitig abreisen, ist die Versammlung am Ende nicht mehr beschlussfähig und wird deshalb früher als geplant beendet.
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13. Oktober: Eva Maria Welskop-Deffaa zur Caritas-Präsidentin gewählt
Seit seiner Gründung im Jahr 1897 standen immer nur Männer an der Spitze des Deutschen Caritasverbands. Doch am 13. Oktober ist damit Schluss: An diesem Tag wählt die Caritas-Delegiertenversammlung Eva Maria Welskop-Deffaa zur neuen Präsidentin von Deutschlands größtem Sozialverband. Die 62-jährige Volkswirtin setzt sich bei der Wahl gegen Markus Leineweber und Christian Hermes durch und folgt damit auf Peter Neher, der den Verband 18 Jahre geleitet hatte. Welskop-Deffaa saß bereits seit 2017 im Vorstand der Caritas. Zuvor war die Duisburgerin unter anderem im Vorstand der Gewerkschaft Verdi und leitete von 2006 bis 2012 die Gleichstellungsabteilung im Bundesfamilienministerium. Auch für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und den Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) war Welskop-Deffaa tätig.
9. Oktober: Eröffnung der weltweiten synodalen Prozesses
Mit einer Versammlung in der vatikanischen Synodenaula eröffnet Papst Franziskus am 9. Oktober den angekündigten mehrstufigen weltweiten synodalen Prozess mit dem Titel "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung". Der Prozess soll im Oktober 2023 in eine Bischofssynode im Vatikan münden. An der ersten Konsultationsphase sollen sich nach Wunsch des Papstes möglichst viele Menschen aus der ganzen Welt beteiligen und ihre Erfahrungen und Wünsche zum Thema Synodalität und Teilhabe einbringen. Bei der Eröffnung ruft der Papst die Kirche zu Einheit, Mut und Engagement auf. Wenn nicht wirklich alle an dem Prozess teilnähmen, drohe "die Rede von Gemeinschaft nur fromme Absicht" zu bleiben. Zwar gebe es Fortschritte im Bereich Partizipation; aber "wir können nicht umhin, das Unbehagen und Leid vieler pastoraler Mitarbeiter, der partizipativen Organe in den Bistümern und Pfarreien und der Frauen" zu registrieren, so Franziskus. Durch den synodalen Prozess soll die Kirche nach dem Wilen des Papstes einen stärker dialogischen Umgangsstil lernen.
Themenseite: Weltweiter synodaler Prozess
19. November Irme Stetter-Karp zur ZdK-Präsidentin gewählt
Nach Eva Maria Welskop-Deffaa beim Deutschen Caritasverband wählt im November auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) eine Frau an seine Spitze: Irme Stetter-Karp wird bei der ZdK-Vollversammlung in Berlin zur Nachfolgerin von Thomas Sternberg bestimmt. Die 65-jährige Sozialwissenschaftlerin setzt sich bei der Wahl mit 149:41 Stimmen gegen Ulrich Hemel durch. Nach Rita Waschbüsch, die dem ZdK von 1988 bis 1997 vorgestanden hatte, ist Stetter-Karp die zweite Frau in diesem Amt. Knapp vier Jahrzehnte hatte sie zuvor in verschiedenen Leitungsfunktionen im Bistum Rottenburg-Stuttgart gearbeitet, zuletzt als Caritasdirektorin und Ordinariatsrätin.