Auch Erzbischof Burger erschüttert über Münchner Gutachten

Erzbischof Koch: Benedikt XVI. sollte um Entschuldigung bitten

Veröffentlicht am 29.01.2022 um 09:59 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Freiburg ‐ Das Münchner Missbrauchsgutachten sorgt weiter für Reaktionen: Während der Berliner Erzbischof Koch eine Entschuldigung von Benedikt XVI. erwartet, werden für seinen Freiburger Amtsbruder Burger erneut die Dimensionen des Vertrauensverlusts deutlich.

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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat sich kritisch zu den jüngsten Aussagen des früheren Papstes Benedikt XVI. zum Umgang mit Missbrauch geäußert. "Was ich von ihm erwarte, ist, dass wenn er sagt, das habe ich so nicht mehr im Blick oder das habe ich falsch gesehen, dass er das auch sagt und um Entschuldigung bittet", sagte Koch am Freitag dem rbb. Außerdem kündigte er an, dass in den kommenden Wochen eine Kommission ins Leben gerufen werde, um Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Berlin aufzuarbeiten.

Aussagen des früheren Papstes zum Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München-Freising hatten in den letzten Tagen für viel Kritik gesorgt. Das Gutachten wirft ihm in seiner Amtszeit als Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger (1977-1982) Fehlverhalten in vier Fällen vor. Benedikt XVI. bestreitet dies. Am Montag korrigierte er zudem seine Angabe, er habe als Erzbischof an einer wichtigen Sitzung nicht teilgenommen, in der es um den Einsatz eines Missbrauchspriesters aus dem Bistum Essen in Bayern ging. Für Kritik hatten außerdem seine Äußerungen zu einem Priester gesorgt, der vor minderjährigen Mädchen sexuelle Handlungen vorgenommen hatte. Dieser sei als Exhibitionist aufgefallen, aber nicht als Missbrauchstäter im eigentlichen Sinn, so Benedikt XVI. Außerdem habe er als "anonymer Privatmann" agiert und sei "nicht als Priester erkennbar" gewesen.

Burger: Freiburger Gutachten in erster Jahreshälfte

Auch der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zeigte sich erschüttert über die Ergebnisse des jüngsten Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising. "Ein weiteres Mal wird die Dimension dessen sichtbar, was Missbrauch in der katholischen Kirche angerichtet hat und was es für die Gläubigen auslöst und an Vertrauensverlust mit sich bringt", sagte er der "Badischen Zeitung" (Samstag). Durch die Beteiligung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. bekomme die Angelegenheit besondere Brisanz.

Burger schloss sich der Forderung des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz nach einem "umfassenden kirchlichen Kulturwandel" an. Die Kirche habe durch die Diskriminierung Homosexueller "Schuld auf sich geladen" und müsse ihr Arbeitsrecht überarbeiten.

Um die Kirche für die Zukunft aufzustellen, brauche er das Gespräch mit Gläubigen und Mitarbeitenden, so Burger weiter. Die christliche Botschaft sei für ihn "stärker als alles, was an Versagen und Fehlern und Sünde in der Kirche geschieht". Das Freiburger Missbrauchsgutachten werde vermutlich noch im ersten Halbjahr 2022 veröffentlicht. (mal/KNA)