Zuversicht und Skepsis: Bischöfe ziehen Fazit zur Synodalversammlung
Die deutschen Bischöfe bewerten die dritte Synodalversammlung in Frankfurt am Main unterschiedlich. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf dämpfte in seinem Fazit zur Synodalversammlung die Erwartung an eine schnelle Umsetzung der Ergebnisse der Versammlung. "Da wäre ich etwas zurückhaltender, weil immer auch die Einbindung in die Weltkirche wichtig ist. Es ist schon viel gewonnen, wenn die Tür zu einem Gespräch mit der Weltkirche geöffnet wird", sagte Kohlgraf laut einer Mitteilung seines Bistums am Montag. "Sich aus den Ergebnissen einen großen Befreiungsschlag für den derzeit durchaus desaströsen Zustand der Kirche zu erwarten, ist vielleicht etwas zu optimistisch, aber es sind erste Schritte."
Bei der Synodalversammlung seien große und wichtige Texte verabschiedet worden, in denen viel Arbeit stecke. Er selbst habe beispielsweise für die Textvorlage "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" gestimmt, "auch wenn ich nicht in jedem Detail zustimme", so Kohlgraf. Er wolle als Bischof nicht mehr in der Situation sein, diese Debatte beenden zu müssen. "Ich glaube, dass es auch meine Aufgabe als Bischof ist, Stimmungen in der Diözese bei meinen Gläubigen wahrzunehmen, und ich finde auch, dass der Heilige Vater ein Anrecht darauf hat, zu erfahren, was unsere Gläubigen umtreibt", so Kohlgraf.
"Was ist unveräußerliche Basis, an der zu rütteln tabu ist?"
Aus Sicht des Augsburger Bischofs Bertram Meier birgt der Synodale Weg "durchaus Risiken". "Zwar war die Atmosphäre freundlich und weitgehend respektvoll, doch ich meinte zu spüren, dass im Untergrund der Versammlung unterschiedliche Kirchenwelten aufeinanderprallen", sagte Meier in einem am Montag veröffentlichten Statement. Gerade wenn es um Glaube und Moral gehe, sei es ihm wichtig zu unterscheiden: "Was ist Kern und was ist Schale christlicher Existenz? Was ist unveräußerliche Basis, an der zu rütteln tabu ist? Wo muss und darf sich die Lehre weiterentwickeln, um dem Geist Jesu Rechnung zu tragen?"
Bei den Beschlüssen und Voten hätte er sich mehr Differenzierung gewünscht, so Meier. Er sehe sich als Bischof in der Pflicht, die Menschen seiner Diözese mit Jesus in Verbindung zu bringen und gleichzeitig "im Netz der Weltkirche" zu bleiben. "So gesehen, bin ich im Hinblick auf eine zeitnahe Umsetzung der sich auf dem Synodalen Weg abzeichnenden Linien eher skeptisch." Die Abstimmung über die nächsten Schritte und die Einbindung Roms werde "Zeit, Kraft und auch Nerven" brauchen. Er frage sich, ob sich bei der Arbeit beim Synodalen Weg der Schwerpunkt verschoben habe: "Der Glaube scheint manchmal weniger Gabe und Vorgabe zu sein, die wir empfangen, sondern mehr als Aufgabe gesehen zu werden, die wir lösen, indem wir bisher geltende Inhalte verändern und Autoritäten relativieren, d.h. transformieren." Er hoffe, dass der Synodale Weg die Kirche nicht neu erfinden wolle, sondern eine geistlich erneuerte Kirche fördere, damit die Menschen der Kirche wieder glauben und vertrauen könnten. "Denn Glaubwürdigkeit ist so wichtig wie Rechtgläubigkeit."
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Zuversichtlicher äußerte sich der Trierer Bischof Stephan Ackermann. "Wir befinden uns insgesamt in einem Prozess, der uns als Kirche zu größerer Wahrhaftigkeit führt", bilanzierteer am Montag in einer Stellungnahme. "Ich bin nicht euphorisch, denn es liegt noch ein gutes Stück Weg vor uns, aber ich sehe, wie sich die Dinge bewegen." Die Synodalversammlung sei "anstrengend, aber lohnend" gewesen. Er selbst habe dem Orientierungstext des Präsidiums, dem Grundtext des Macht-Forums und auch dem Handlungstext zur Bischofsbestellung in zweiter Lesung zugestimmt.
In den weiteren Texten, die in erster Lesung behandelt worden waren, würden auch "sogenannte heiße Eisen" behandelt. "Dass diese damit so explizit auf der offiziellen Tagesordnung von Laien und Bischofskonferenz stehen, bringt eine neue Qualität." Es brauche fundierte und gut begründete Texte, "wenn wir unsere Beschlüsse nach Rom tragen und dafür votieren, dass die Frauenfrage oder die Weiterentwicklung der Sexualmoral dort ernsthaft weiter diskutiert werden".
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck äußerte sich ebenfalls zufrieden. "Wir wollen eine glaubhafte Kirche sein, in der Freiheit, Gerechtigkeit und die Würde des Menschen im Mittelpunkt stehen. So können wir miteinander das Evangelium leben", sagte Overbeck laut "Neuem Ruhrwort" (Sonntag). Kein Thema, das die Gläubigen heute bewege, sei bei der dritten Synodalversammlung ausgespart worden. "Nach guten Diskussionen wurden richtungsweisende Texte mit großer Mehrheit verabschiedet. Unser Reformweg ist richtig und hat eine breite Zustimmung erhalten. Dafür bin ich allen Beteiligten sehr dankbar."
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Bereits am Samstag bezeichnete der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst die Synodalversammlung als einen unerwartet großen Erfolg. "Bei den Texten in erster Lesung waren sehr viele kontroverse Positionen zu spüren, und die gilt es jetzt für die zweite Lesung so zusammenzuführen, dass wir Mehrheiten erreichen und die Texte verabschiedet werden können." Hier müsse noch viel "Überzeugungsarbeit" in den Foren und in der Bischofskonferenz geleistet werden. Laut dem Münsteraner Bischof Felix Genn zeigt die Zustimmung zu allen Texten, dass es besonders bei den Themen Macht und Gewaltenteilung "einen großen Willen der Synodalen für Veränderungen in der katholischen Kirche" gebe. Gleichzeitig räumte er ein: "In manchen Fragen, die noch in zweiter Lesung beraten werden müssen, liegt noch viel Sprengstoff, weil hier fundamentale Fragen unseres Glaubens und der kirchlichen Lehre angesprochen werden."
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick twitterte am Sonntag: "Zurück von Frankfurt, Synodaler Weg ist Diskussion und freundliche Begegnungen, Ziel eine geschwisterliche Kirche, die dann die Menschenfreundlichkeit Gottes verkünden kann." Auch der Münchener Kardinal Reinhard Marx zog ein positives Fazit. "Wir sind an einem historischen Punkt in der Kirche in Deutschland", sagte er am Samstag. Er habe "eine Bewegung gespürt".
"Wir verändern das konkrete Handeln der Kirche"
Bereits auf der Abschluss-Pressekonferenz am Samstagnachmittag hatte auch das Präsidium des Synodalen Wegs sich zufrieden mit den Ergebnissen gezeigt. "Die dritte Synodalversammlung ist ein großer Erfolg", betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing. Gleichzeitig sagte er, dass die jetzigen Beschlüsse nur Zwischenschritte seien. "Wir machen nicht in erster Linie Texte, sondern wir verändern das konkrete Handeln der Kirche", so Bätzing, der auch Präsident des Synodalen Wegs ist. Der stellvertretende Vorsitzende der DBK, Bischof Franz-Josef Bode betonte, er hätte sich im Vorfeld nicht erhofft, dass alle Textgrundlagen so positiv angenommen werden. "Wir haben die einzigartige Chance jetzt diese Fragen mit in die Weltsynode einzubringen", so Bode. Dafür habe es einen "Rückenwind" aus der Synodalversammlung gegeben, die Anliegen "mit guten Argumenten" zu diskutieren.
Bei der dreitägigen Synodalversammlung der rund 215 Synodalen in Frankfurt am Main wurde von Donnerstag bis Samstag unter anderem über eine veränderte, moderne Sexualmoral einschließlich einer Neubewertung der Homosexualität, die Öffnung der sakramentalen Ämter für Frauen, eine Lockerung des priesterlichen Pflichtzölibats und einen anderen Umgang mit dem Thema Macht diskutiert. 11 Handlungstexte wurden dabei von den Synodalen in erster Lesung verabschiedet und zur Weiterarbeit an die Foren gegeben. Der Orientierungstext des Präsidiums, der Grundtext des Machtforums und ein Handlungstext zur Beteiligung der Gläubigen bei der Bischofswahl wurden in zweiter Lesung von der Synodalversammlung beschlossen. Alle drei Texte erhielten auch die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Bischöfe. (cbr)