Lammert: Institution Kirche vielleicht nicht mehr zu helfen
Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) wirft der katholischen Kirche eine "theologisch überhöhte Privilegierung von Klerikern" vor. Umgekehrt werde der unverzichtbare Einsatz von Laien – insbesondere von Frauen – für das Kirchenleben in den Gemeinden in "geradezu demütigender Weise ignoriert", schreibt Lammert in der in Freiburg erscheinenden Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (März).
Dieser lange bekannte Befund führe aber nicht zu Umdenken und Umsteuern, kritisiert Lammert. Vielleicht sei der Institution Kirche nicht mehr zu helfen, gerade weil sie das Angebot qualifizierter Laien zu einem den Klerikern gleichgestellten kirchlichen Dienst zurückweise. Der Reformstau in der Kirche, die hinter ihre Einsichten des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückfalle, so Lammert, sei dabei "keine Glaubenskrise, sondern die erschreckende Erosion einer bedeutenden Institution, die sich selbst wichtiger nimmt als ihren Auftrag". Kern sei es, den Glauben immer neu zu formulieren und weiterzugeben.
Lammert (73) gehörte von 1980 bis 2017 dem Deutschen Bundestag an und war von 1989 bis 1998 Parlamentarischer Staatssekretär. Ab 2002 war er Vizepräsident und von 2005 bis 2017 Präsident des Bundestags. Seit dem 1. Januar 2018 ist Lammert Vorsitzender der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. (tmg/KNA)