Das Arbeitsrecht ist Verrat an der Sendung der Kirche
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Das kirchliche Arbeitsrecht ist diskriminierend. Nach den vergangenen Wochen mit #OutInChurch und den jüngsten Äußerungen mancher Bischöfe überrascht dieser Satz nicht wirklich. Doch das Forum Deutscher Katholiken bezeichnet nun die Änderung eben jenes Rechts als "Verrat der Kirche an ihrer Sendung". Ist es nicht genau umgekehrt? Ist das Arbeitsrecht nicht vielmehr Verrat an der Sendung der Kirche?
Aber was ist überhaupt die "Sendung der Kirche"? Sie ist auf jeden Fall kein Selbstzweck, sondern erst einmal die Gemeinschaft der Gläubigen, die an Gott Vater, Sohn und den Heiligen Geist glauben. Die Kirche gibt eben jenen einen Rahmen, ihren Glauben gemeinsam zu leben. Sie soll Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten, soll die Botschaft Jesu verkünden, Glauben feiern und den Menschen dienen sowie Not und Armut in der Welt lindern. All dies soll im Geiste des Evangeliums geschehen. Um diese Aufträge zu erfüllen, braucht es nicht nur das Evangelium und die Kirchenlehre, sondern vor allem Menschen, die diese ausführen und tragen und eine Struktur, die dies überhaupt ermöglicht. Aufgrund ihres Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts dürfen die Kirchen ihre Angelegenheiten selbst regeln und den Mitarbeitenden eine Loyalitätspflicht auferlegen.
Nun stellt sich die Frage, woran messe ich die Loyalität? Ist jemand gut-katholisch, nur weil jemand cis und heterosexuell ist, verheiratet und Kinder hat? Und jemand, der sich nicht ins binäre System einordnet, eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft führt, ist dann aus Gründen der Lebensführung nicht gut-katholisch? Wenn Kirche daran die Loyalität ihrer Mitarbeitenden messen würde, wäre das mehr als eine reduzierte Sichtweise auf den Kern und die Sendung der Kirche. Allein die zwei Fragen zu lesen, zeigt die Einseitigkeit des Glaubens- sowie Kirchenverständnisses, ja die Absurdität, als ob geschlechtliche Identität und Lebensführung unseren Glauben ausmacht.
Jesus hat Liebe gepredigt, ist an die Ränder der Gesellschaft gegangen und hat Menschen, die scheinbar nicht gesellschaftskonform sind, in seinen Reihen willkommen geheißen. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum Kirche sich bei eben dieser Sendung bisher so schwertat. Gut, dass da nun Bewegung reinkommt.
Die Autorin
Pia Dyckmans ist Presse- und Öffentlichkeitsreferentin der Jesuiten in Zentraleuropa.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.