Aber Einheit mit der Weltkirche nicht aufs Spiel setzen

Erzbischof Koch kann sich Priesterinnen vorstellen

Veröffentlicht am 23.03.2022 um 10:05 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Berlin ‐ Eine Priesterweihe für Frauen wäre für den Berliner Erzbischof Heiner Koch denkbar – aber nur in Gemeinschaft mit der Weltkirche und dem Papst. Deutsche Alleingänge schließt er aus: Von deutschem Boden solle nicht noch eine Kirchenspaltung ausgehen.

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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch kann sich Priesterinnen in der katholischen Kirche vorstellen, aber nur in Einheit mit der Weltkirche. In einem Interview mit der "Berliner Zeitung" (Mittwoch) sagte Koch, dass er nicht wolle, "dass von uns aus wieder eine Spaltung der Kirche ihren Ausgang nimmt" und betonte, die Gemeinschaft mit dem Papst nicht verlassen zu wollen. In den grundlegenden Überzeugungen des Glaubens brauche es Einheit. Zugleich sei aber die wesentliche Frage, wie viel Gemeinsamkeit in der Kirche nötig und wie viel Verschiedenheit in ihr möglich und sinnvoll sei. "Ich meine, dass mehr Verschiedenheit möglich wäre", so Koch. Sein Vorschlag wäre, die Diakonenweihe für Frauen zu öffnen. "Aber ich halte es auch für notwendig, dass wir die Frage, ob Frauen Priesterinnen werden können, auf universaler Ebene ins Gespräch bringen", betonte der Erzbischof.

Theologisch sieht Koch beide Positionen als begründet an, sowohl die wesenhafte Verschiedenheit von Männern und Frauen, die sich auf die Zulassung zum Sakrament der Priesterweihe auswirke, als auch die Überzeugung, dass Männer und Frauen gleichermaßen getauft, gefirmt und von Gottes Geist geführt werden, so dass "jeder, Mann und Frau, Christus darstellen" kann. "Beides ist aus unserer Tradition nachvollziehbar, und ich verstehe, dass die Kirchen in unterschiedlichen Teilen und Situationen unterschiedliche Schlüsse ziehen." Einen Kompromiss zwischen diesen beiden Argumentationslinien gebe es aber nicht. In der Gesellschaft könnten viele Menschen die Haltung der Kirche zur Stellung der Frau nicht nachvollziehen. Die gesellschaftliche Selbstverständlichkeit der Gleichberechtigung sei in der Kirche in Hinblick auf die Priesterweihe nicht gegeben. "Da kann ich hundertmal sagen, wir haben in der Leitung des Bistums genauso viele Bereichsleiterinnen wie Bereichsleiter. Priester können eben nur Männer werden", so der Erzbischof.

Mit Blick auf die aktuellen Reformdebatten sieht Koch nicht, dass Dogmen in Frage gestellt würden: "Aber es gibt viele Fragen des Selbstverständnisses der Kirche, Fragen von Ethik und Moral sowie theologische Diskurse, die verstärkt aufgeworfen sind." Schon seit Jahren werde über Zölibat, Priestertum der Frau und kirchliches Arbeitsrecht diskutiert. "Was sich nun verändert hat, ist, dass Papst Franziskus uns ermutigt hat, über alles zu reden, unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen auszutauschen", so der Erzbischof weiter. (fxn)