Sturm-Rücktritt: Kein gutes Omen für den Synodalen Weg
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Dass auch hochgradig engagierte Gläubige die Pfarreien verlassen und nicht mehr nur Menschen aus der Kirche austreten, die sowieso kaum eine Bindung zu ihr hatten, ist inzwischen keine Neuigkeit mehr. Die Kirchenkrise erschüttert das Gottesvolk hierzulande bis ins Mark – und ist mittlerweile auch auf der Leitungsebene angekommen. Das zeigt der Rücktritt des Speyerer Generalvikars Andreas Sturm sehr deutlich. Und doch kommt diese Reaktion nicht überraschend.
"Also, wenn ich den Eindruck habe, man beißt sich nur die Zähne aus, dann kann es für mich – zumindest an der Position, an der ich jetzt bin –, nicht weitergehen", sagte Sturm Anfang Februar in einem SWR-Interview. "Ich bin noch nicht an dem Punkt zu sagen: Ich schmeiße das Handtuch", sagte er damals. Diese Einschätzung hat sich in der Zwischenzeit offensichtlich geändert: Er habe die Hoffnung in die Reformfähigkeit der Kirche verloren, schrieb er in seinem am Freitag veröffentlichten persönlichen Brief.
So nachvollziehbar dieser Schritt auch ist, so deutlich werden doch auch Ernüchterung und Enttäuschung unter denjenigen, die auf Reformen in der Kirche hoffen. Sturm war für viele ein Vorkämpfer, der etwa die Weihe von Diakoninnen forderte oder im Rahmen der Aktion "#OutInChurch" betonte, dass ein offenes Bekenntnis zur Homosexualität im Bistum Speyer keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen habe.
Auch für Reformprozesse wie den Synodalen Weg bedeutet der Rücktritt von Andreas Sturm einen Rückschlag: Offensichtlich glauben selbst hohe Kirchenvertreter nicht mehr daran, dass die diskutierten Reformen tatsächlich zeitnah beschlossen und umgesetzt werden, und können diese Hoffnung nicht mehr fortwährend glaubhaft verkünden. Schon bei der kommenden Synodalversammlung im September haben die Synodalen jetzt die Chance, dem entgegenzuwirken und konkrete Beschlüsse zu fassen. Wie viele Menschen dadurch Mut und Hoffnung schöpfen werden, bleibt abzuwarten.
Der Autor
Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.
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