Katholikentag startet – 25.000 Teilnehmer erwartet
Bislang sind 25.000 Teilnehmende beim Katholikentag in Stuttgart angemeldet. Bei der Auftaktpressekonferenz am Mittwoch führten die Veranstalter die im Vergleich zu den vorherigen Veranstaltungen deutlich geringeren Zahlen auf den Effekt der Pandemie und der Kirchenkrise zurück. Die Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Irme Stetter-Karp betonte, dass im Vorfeld die Zahl von mindestens 20.000 Gästen als Kriterium für einen Erfolg definiert wurde. "Wir haben aber noch Hoffnungen auf Überraschungen nach oben", zeigte sich Stetter-Karp zuversichtlich. Bislang gebe es 19.000 Dauerteilnehmende, darunter 7.000 Mitwirkende bei verschiedenen Veranstaltungen, außerdem wurden bislang 6.000 Tageskarten verkauft. Ein Großteil der Besucher komme mit 7.000 Personen aus dem gastgebenden Bistum Rottenburg-Stuttgart, erläuterte der Geschäftsführer des Katholikentags Roland Vilsmaier. Insgesamt 1.100 ehrenamtliche Helfer unterstützen die Veranstaltung.
Auch bei den angefragten Podiumsgästen bemerke man teilweise eine wachsende Distanz zu kirchlichen Veranstaltungen. Immer wieder habe es kritische Rückmeldungen gegeben, berichtete ZdK-Generalsekretär Marc Frings: "Jeder stellt sich die Frage, ob man in dieser krisenhaften Zeit zum Katholikentag kommt." Der Katholikentag werde mit der katholischen Kirche als ganzer und ihrer Krise in Verbindung gebracht. Dennoch zeigten sich die Veranstalter optimistisch und hoffen auf positive Signale für Kirche und Gesellschaft. "Der Katholikentag ist wichtig – gerade in diesen Zeiten", so Stetter-Karp: "Wenn er seinem Anspruch, Zeitansage zu sein, gerecht werden will, muss er sich den Krisen dieser Zeit stellen. Das tut er nicht, indem er verzagt."
Frieden als Schwerpunktthema
Ein Schwerpunkt des Katholikentreffens soll angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Frieden sein, die sozialen Folgen der Pandemie und Reformen in der katholischen Kirche. Mit Blick auf die Vorwürfe gegen den Limburger Bischof Georg Bätzing wegen seiner Beförderung eines Priesters, dem von einer ehemaligen Mitarbeiterin übergriffiges Verhalten vorgeworfen wird, sagte Stetter-Karp, dass wahrscheinlich nicht nur sie Fragen zu dem Vorgang habe. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst zeigte sich "perplex und überrascht": "Ich würde in meiner Diözese so etwas niemals tun", betonte er. Welche Auswirkungen die in dieser Woche publik gewordenen Vorwürfe auf den Katholikentag hätten, ließe sich noch nicht absehen, sagten die Veranstalter.
Der 102. Katholikentag ist das erste große Christentreffen in Deutschland seit Beginn der Pandemie. Am letzten Katholikentag 2018 in Münster nahmen 90.000 Menschen teil, der Dritte Ökumenische Kirchentag in Frankfurt fand im vergangenen Jahr als digitale Veranstaltung statt. Der Katholikentag wird am Mittwochabend eröffnet und dauert bis Sonntag. Zu den erwarteten Gästen gehören unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz. (fxn)