Meier: Wegen Zeitdruck sind auf Synodalem Weg kaum Debatten möglich
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat dafür geworben, dass sich die Teilnehmer des Synodalen Wegs mehr Zeit nehmen und "mehr Empathie füreinander" zeigen sollen. Aufgrund des hohen Zeitdrucks und des Hangs zum Akademischen könnten die Texte der Reformanliegen kaum diskutiert werden. "Es ist eigentlich keine Debatte, sondern es sind einzelne Statements. Und das ist glaube ich, nicht Synodalität, wo es darum geht, einander anzuhören, zuzuhören, zu unterscheiden, abzuwägen, um schließlich zu einer geistlichen Entscheidung zu kommen", sagte Meier "Vatican News" am Montag.
"Reformen mit der Brechstange" würden nichts bringen. Vielmehr solle der "Kern des Katholischen" nicht verletzt werden, die Schalen müssten aber geknackt werden. Dabei müsse man vorsichtig sein und brauche Zeit und Geduld. Er rate deshalb dazu, "nicht wie der deutsche Klassenprimus jetzt alles hier in Deutschland schon lösen zu müssen, sondern Themen zu setzen, die hier anstehen, nicht nur in Deutschland, im deutschsprachigen Raum, sondern auch in Europa", sagte der Augsburger Bischof.
Glaube wolle nicht nur diskutiert, sondern auch gefeiert werden
Die katholische Weltkirche kenne Unterschiede und eine europäische Kirche ticke anders als eine afrikanische, asiatische oder südamerikanische Kirche, betonte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Er warnte daher vor einem allzu selbstbewussten Auftreten der Kirche in Deutschland. "Was die Weltkirche uns sagen kann: Lernt bitte kirchlichen Realismus in Deutschland. Tretet bitte nicht so auf, dass das, was ihr für euch gut findet, dann alle mitmachen müssen, und jene, die nicht mitmachen, sind hinterwäldlerisch oder Reformverweigerer."
Vom am Wochenende in Stuttgart zu Ende gegangenen Katholikentag könne der Synodale Weg lernen, dass der Glaube "nicht nur diskutiert, sondern auch gefeiert werden will", sagte Meier. "Wir sind im guten Sinne stolz, Christ zu sein oder auch katholisch zu sein. Das, glaube ich, ist eine ganz große Botschaft." Das Christentreffen habe ihm gezeigt, dass die Kirche in Deutschland lebe und dass das katholisch zu sein keine Monokultur bedeute. "Es heißt auch nicht, dass das Volk Gottes unterwegs in Deutschland im Gleichschritt marschieren muss, sondern dass wir hier eine große Vielfalt und auch Reichtum haben", so der Augsburger Bischof. Diese Vielfalt solle in "der Einheit verklammert werden, aber nicht in Einheit gezwungen werden."
Die Weihe von Diakonen der traditionalistischen Petrusbruderschaft am Wochenende in seinem Bistum erklärte Meier damit, dass er sein Amt weniger als "Aufseher", sondern vielmehr als "Brückenbauer" verstehe. "Und ich kann nur Brücken bauen, wenn ich mich nicht in eine Blase zurückziehe, wo ich mich vielleicht wohlfühle und wo ich ständig beweihräuchert werde, sondern wo ich mich dazwischen stelle, eine profilierte Mitte einhalten will und die mir anvertraute Diözese zusammenhalten möchte", so Meier. Dies seien auch Elemente, bei denen man aus der Weltkirche manches mitnehmen könne. (cbr)