Katholikenratschefin: "Blick der Römer" auf Synodalen Weg schärfen
Die Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum Dresden-Meißen, Martina Breyer, sieht Korrekturbedarf beim vatikanischen Blick auf die katholischen Reformbestrebungen in Deutschland. Bei ihrem Zusammentreffen mit Papst Franziskus an diesem Freitag sei es ihr wichtig, einen "weiteren Mosaikstein" hinzufügen zum "Bild der Römer" von der Situation der Kirche in Deutschland und dem Synodalen Weg, sagte sie am Donnerstag im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums. "Damit das Bild deutlicher, klarer und weniger verzerrt wird." Der Papst empfängt Breyer und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in einer Privataudienz im Vatikan.
"Evangelisch zu werden, ist nicht der Weg, den wir anstreben"
Breyer betonte mit Blick auf den Reformdialog von Bischöfen und Laien, dem Kritiker mitunter Spaltungstendenzen vorwerfen: "Evangelisch zu werden, ist nicht der Weg, den wir anstreben. Die Menschen, die für Veränderungen hier in Deutschland in ihrer katholischen Kirche sind, sich dafür engagieren, mitarbeiten und mitdenken, die würden immer sagen: Ich bin katholisch, das gehört zu meiner Identität, und ich möchte katholisch bleiben." Es gehe darum, "unsere Kirche zu erneuern, dass sie den Menschen wieder stärker zugewandt ist, ihnen dienlich ist".
In einem am Dienstag veröffentlichten Interview hatte Papst Franziskus sich unter anderem zum Synodalen Weg geäußert. "Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei von ihnen", erklärte er. "Problematisch wird es, wenn der Synodale Weg von den intellektuellen, theologischen Eliten ausgeht und sehr stark von äußeren Zwängen beeinflusst wird."
Sexualisierte Gewalt ist "kein Thema der Vergangenheit"
Ferner möchte Breyer in Rom den Umgang mit Missbrauch thematisieren. Dazu ist ein Treffen mit dem führenden katholischen Experten auf diesem Gebiet, Jesuitenpater Hans Zollner, dem Mitbegründer des Päpstlichen Kinderschutzzentrums, geplant. Breyer sagte: "Ohne Zweifel, auch unser Bistum braucht noch Aufarbeitung. Und zwar in einer Art, die den Betroffenen von sexualisierter Gewalt auch gerecht wird. Verantwortlichkeiten und Namen müssen noch genannt werden."
Noch wichtiger sei ihr das Thema Prävention: "Wie gelingt es uns, dass sowohl Hauptamtliche wie Ehrenamtliche in den Gruppen, in den Gemeinden, im Bistum allgemein eine Haltung entwickeln, dass sie Prävention und all die Maßnahmen, die dazugehören, als selbstverständlich betrachten und leben. Dass es nicht gedeutet wird als eine zusätzliche bürokratische Maßnahme oder als Generalverdacht gegenüber allen, die sich in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren." Das scheine ihr ein "ganz wichtiges Zukunftsthema", denn sexualisierte Gewalt sei "kein Thema der Vergangenheit". (KNA)