In der Energiekrise kann die Kirche unsichtbare Armut sichtbar machen
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In Speyer geht das Licht aus: Das Bistum und die Stadt haben sich darauf geeinigt, dass die größte romanische Kirche der Welt von außen nicht mehr angestrahlt werden soll. Die Beleuchtung wurde 2015 auf LED umgestellt und verbraucht nur relativ wenig Strom. Angesichts des Ukraine-Kriegs geht es um ein Zeichen zum Energiesparen. Auch etwa in Köln und Rottenburg denkt man angesichts steigender Gaspreise und hoher Inflation über Maßnahmen zum Energiesparen nach.
Ein unbeleuchteter Dom oder ein um ein Grad kühleres Büro rettet nicht die Welt, doch diese Symbole sind relevante Zeichen. Gerade Menschen, die auch unter normalen Bedingungen kaum über die Runden kommen, machen steigende Preise zu schaffen. Manche Haushalte wissen nicht, wie sie mit Beginn der Heizperiode im Oktober ihre Wohnungen warm halten sollen. Doch diese Armut, dieser erzwungene Verzicht ist oft unsichtbar. Zu groß ist die Scham, die eigene ökonomische Schwäche zum Thema zu machen.
Die Kirche kann dieser Not Ausdruck verleihen. Wenn ein großer, die Stadtsilhouette prägender Dom abends dunkel bleibt, fällt das auf, diese Dunkelheit kann nicht wegdiskutiert werden. Sie straft all jene Lügen, die vor dem Krieg in Europa und seinen Folgen die Augen verschließen wollen. Dieser Krieg betrifft uns alle – und er trifft die Schwachen am härtesten.
Die Kirche kann und soll sich für die Schwachen stark machen, durch Zeichen, aber auch durch eigenes karitatives Handeln und politische Forderungen. Durch Krisen wie diese zeigt sich ein weiteres Mal die soziale Schieflage in unserem Land. Die einen fahren hohe Gewinne ein, die anderen müssen frieren. Diese Realität anzuprangern, ist in dieser Situation die vornehmste Aufgabe all jener, die Christus nachfolgen wollen. "Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!" (Mt 10,21) – das ist viel verlangt. Aber ein erster Schritt wäre schon, mit deutlichen Zeichen voranzugehen und die Armen nicht zu vergessen.
Der Autor
Christoph Paul Hartmann ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.