Standpunkt

Luftschlösser beim Synodalen Weg helfen niemandem

Veröffentlicht am 16.08.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Beim Synodalen Weg geht es auch um Voten zur Veränderung kirchlicher Regelungen. Das ist jedoch vergebene Liebesmüh, kommentiert Christoph Paul Hartmann. Denn der Papst habe gezeigt, dass er in diesen Feldern keine Reformen will.

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Der Synodale Weg kümmert sich um die großen Themen: Die Weihe von Diakoninnen, die Aufhebung des verpflichtenden Priesterzölibats und die Beteiligung von Laien werden in penibel und theologisch beeindruckend ausführlich fundierten Papieren beleuchtet und ihre Ermöglichung erörtert. Dafür wird Hirnschmalz, Zeit und Geld investiert.

Doch die Erfolgsaussichten sind gering. Die Mitglieder der Amazonas-Synode stimmten bereits 2019 dafür, verdiente verheiratete Männer, sogenannte "viri probati", zu Priestern zu weihen. Theologisch wäre das ohne große Probleme möglich, denn der priesterliche Zölibat ist kein Dogma, sondern lediglich eine von der Kirche erlassene Pflicht. Was ist passiert? Papst Franziskus hat das Thema nicht in sein Abschlussdokument aufgenommen, er sitzt die Frage aus. Ähnlich beim Frauendiakonat. Mittlerweile beschäftigt sich bereits die zweite Expertenkommission im aktuellen Pontifikat mit dem Thema – es ist ersichtlich, dass damit nur Zeit geschunden wird. Denn ein einheitliches Ergebnis war schon bei der Besetzung des ersten Gremiums nicht zu erwarten. Es sieht nicht danach aus, als wäre den Ergebnissen des Synodalen Weges ein vorteilhafteres Schicksal beschieden.

Klar wird: Franziskus will an diese Themen nicht heran, er will die kirchlichen Regelungen nicht ändern. Und bei einem monarchischen System wie der katholischen Kirche spielen Sachargumente nur die zweite Geige: Wenn der Potentat nicht will, passiert halt nichts. Der einzige Weg wäre es, den Papst davon zu überzeugen, dass in diesen Reformanliegen der Heilige Geist erkennbar wird. Doch es gibt wenig Anzeichen dafür, dass Franziskus das auch so sehen könnte. Deshalb werden die gut gemeinten Eingaben des Synodalen Wegs für den weltweiten synodalen Prozess ins Leere laufen.  

Damit beim Reformprozess auf deutschem Boden also nicht ausschließlich geduldiges Papier verschwendet wird, muss der Fokus deutlicher auf die im Rahmen des momentan gültigen Kirchenrechts umsetzbaren Anliegen gelegt werden. Da geht es um Vorschläge (und nicht mehr!) für Bischofsbestellungen oder andere Personalentscheidungen. Verbindlich wird da nichts. Es geht um kleine Schritte, die immer vom (widerruflichen) persönlichen Zugeständnis eines einzelnen Bischofs abhängen. Glücklicherweise arbeiten die Foren des Synodalen Wegs neben den "großen" Themen auch an diesen ganz praktischen Stellschrauben, zum Beispiel mit Blick auf die Konsultation von Laien bei einer Bischofswahl. Nur so lässt sich überhaupt etwas verändern. Nötig sind keine undurchsetzbaren Luftschlösser, sondern Konzepte, die auf ortskirchlicher wie auch weltkirchlicher Ebene lebbar und akzeptierbar sind. Sonst ist das Scheitern des Synodalen Weges unabwendbar.

Von Christoph Paul Hartmann

Der Autor

Christoph Paul Hartmann ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.