Trotz Einladung an Betroffenen keine Kenntnis

Woelki hält an eidesstattlicher Versicherung im Fall Pilz fest

Veröffentlicht am 31.08.2022 um 13:17 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Erst in der vierten Juni-Woche sei Kardinal Woelki mit dem Fall Pilz befasst worden, heißt es – ein nun aufgetauchter Brief aus dem Bischofsbüro weckt daran Zweifel. Das Erzbistum Köln sieht aber keine Widersprüche, wie es katholisch.de erklärte.

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Das Erzbistum Köln hält auch nach den Recherchen von "Christ und Welt" (C&W) und "Deutschlandfunk" (DLF) daran fest, dass eine von Kardinal Rainer Maria Woelki abgegebene eidesstattliche Versicherung richtig sei. Gegenüber katholisch.de betonte ein Sprecher am Mittwoch, dass die Recherche der beiden Medien der Aussage, Woelki sei erst in der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Fall Pilz befasst worden, nicht entgegenstünden. Es treffe zwar zu, dass am 6. Mai 2022 ein Missbrauchsbetroffener, der Vorwürfe gegen Winfried Pilz erhoben hat,  durch die persönliche Referentin des Kardinals per Brief zu einem Gespräch mit Woelki eingeladen wurde. Trotz der darin verwendeten Formulierung "der Herr Kardinal bat mich bei Ihnen anzufragen" sei das Schreiben aber "ohne jede Befassung von Herrn Kardinal Woelki formuliert und versandt" worden.

Woelki habe nach der Veröffentlichung des Gercke-Gutachtens die Personen zu Gesprächen eingeladen, die im Kontext mit Missbrauchsfällen ein persönliches Gespräch mit ihm wünschen, erläutert der Sprecher. "Wenn gegenüber den zuständigen Stellen ein Gesprächswunsch geäußert wird, dann ist sein Büro durch Kardinal Woelki angewiesen, selbständig einen Termin zuzuweisen und selbständig die Einladung zu koordinieren und den Termin abzustimmen",. Das Büro des Kardinals nehme mit dieser "vom Büro autonom gewählten Formulierung" lediglich auf die "generelle Bitte" Woelkis Bezug, Termine für solche Gespräche zu vereinbaren. Eine "eigene Befassung von Herrn Kardinal Woelki mit dem Schreiben und dessen Versand, die es nicht gab", könne aus der Formulierung daher nicht abgeleitet werden, so der Sprecher weiter.

Kommunikation "ohne jede Einbindung" von Woelkis Büro

Der Kardinal selbst werde "erst unmittelbar vor dem stattfindenden Termin in der Vorbereitung des Termins damit befasst, wer Gesprächspartner ist und er bekommt soweit erforderlich auch erst dann eine inhaltliche Vorbereitung auf den Termin", betonte der Sprecher. So sei es auch im von C&W und DLF geschilderten Fall des unter dem Pseudonym Matteo Schuster auftretenden Betroffenen gewesen. Erst in der 4. Juniwoche sei Woelki mitgeteilt worden, dass und mit wem er den anstehenden Termin hat und dass der Betroffene Vorwürfe gegen Winfried Pilz erhebt. "Vorher lief die gesamte Planung und Kommunikation selbständig und ohne jede Einbindung durch Herrn Kardinal Woelki über dessen Büro", heißt es in der Erklärung weiter.

Die am Mittwoch von der Zeit-Beilage "Christ und Welt" und dem Radiosender Deutschlandfunk veröffentlichte Recherche zeichnet den Fall eines 1956 geborenen Mannes nach, der als Ikonenmaler in der von Winfried Pilz geleiteten Bildungsstätte Haus Altenberg gelebt hat. Bereits 1988 soll der Maler gegenüber dem damaligen Weihbischof Josef Plöger erstmals von der Vergewaltigung durch Pilz und mögliche weitere Betroffene berichtet haben, allerdings ohne Konsequenzen für den Priester. Erst 2012 sei Pilz durch den damaligen Personalchef und heutigen Weihbischof Ansgar Puff sowie der Bistumsjustiziarin zu Vorwürfen befragt worden. Das Vorgehen gemäß den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Kirchenrecht führte schließlich zu der Auflage gegen Pilz, Situationen auszuschließen sind, in denen Minderjährige seiner alleinigen Einflussnahme ausgesetzt sind, so der Bericht. Ende Juni hatte das Erzbistum Köln selbst über Vorwürfe gegen Pilz informiert und mögliche weitere Betroffene aufgefordert, sich zu melden. (fxn)