Deutsche Bischöfe sollen synodal über Priesterausbildung beraten

Papst-Beraterin Kreuter-Kirchhof kritisiert Woelki-Hochschule

Veröffentlicht am 08.09.2022 um 14:31 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf/Köln ‐ Während über eine Reduzierung der Ausbildungsorte für Priesterkandidaten diskutiert wird, schafft der Kölner Kardinal Woelki mit seiner Hochschule Fakten. Das kritisiert die Papst-Beraterin Charlotte Kreuter-Kirchhof – und mahnt mehr Synodalität an.

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Die Düsseldorfer Juristin Charlotte Kreuter-Kirchhof ruft die deutschen Bischöfe dazu auf, gemeinsame Wege für die Ausbildung künftiger Priester auch im Erzbistum Köln zu suchen. In einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (KSTA) forderte die Professorin für Öffentliches, Völker- und Europarecht am Donnerstag mit Blick auf die Diskussion um die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), dass die Kirche ihre "Leistungsträger" nicht von den staatlichen Universitäten abziehen solle. "Die Hochschulen würden geistig ärmer, wenn die Kirche die theologischen Fakultäten an den Universitäten schwächen und dort ihren Beitrag zur Ausbildung der Priester verweigern würde", so die Juristin, die auch Vize-Koordinatorin des vatikanischen Wirtschaftsrates ist. Für eine gemeinsame Beratung der Bischöfe in dieser Sache spreche auch der Auftrag von Papst Franziskus, Synodalität zu stärken: "Wesentliches Merkmal einer synodalen Kirche ist es, aufeinander zu hören, miteinander zu beraten und gemeinsam zu entscheiden."

Die Neugründung einer katholischen Hochschule widerspreche dem Ziel einer Konzentrierung der Zahl der Ausbildungsstätten für Priester. "Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach der Finanzierung und dem Bedarf für weitere Studienkapazitäten an einer von der Universität und dem interdisziplinären Diskurs abgekoppelten theologischen Hochschule in Köln", betonte Kreuter-Kirchhof. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur hatte Kardinal Rainer Maria Woelki in der vergangenen Woche die KHKT damit verteidigt, dass angesichts der schwindenden Mitgliederzahlen der Kirche der Bestand der theologischen Fakultäten bedroht sei. "Perspektivisch ist die KHKT eine Investition in die Unabhängigkeit der Kirche", argumentierte der Kardinal: "Wenn wir nicht jetzt die KHKT neu aufstellen, wird man uns später einmal vorwerfen, warum wir so blauäugig waren und nichts für die Ausbildung des theologischen Personals gemacht haben."

Priesterkandidaten profitieren von Studium an Volluniversitäten

Kreuter-Kirchhof sieht die staatlichen Universitäten als Ort der wissenschaftlichen Theologie. Priesterkandidaten würden von der Vielfalt der Fächer an einer Universität profitieren: "Wenn die Studierenden der Theologie so in der Gemeinschaft der Universität geistig wachsen, sind sie gut gerüstet, in dieser Welt den Glauben an Gott zu verkünden", so die Professorin. Theologen mit dieser geistigen Weite seien eine Zukunftskraft für die Kirche. Umgekehrt werde auch die Stimme der Theologie im universitären Diskurs gebraucht. In der kommenden Woche trifft Kreuter-Kirchhof, die auch Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Wegs ist, bei einer Diskussionsveranstaltung zu Macht und Gewaltenteilung in der Kirche auf den KHKT-Rektor Christoph Ohly, der dort den Lehrstuhl für Kirchenrecht innehat.

Die KHKT wurde 1925 als Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) der Steyler Missionare in Sankt Augustin gegründet. Nachdem der Orden die Hochschule nicht mehr tragen konnte, erklärte sich das Erzbistum Köln 2019 dazu bereit, die Trägerschaft zu übernehmen. Anfang 2020 wurde der Trägerwechsel vollzogen, seit dem Sommersemester 2021 findet der Hochschulbetrieb in neuen Räumlichkeiten in Köln-Lindenthal statt. Angesichts der langen Geschichte der Einrichtung haben sich das Rektorat der KHKT ebenso wie Woelki selbst gegen die Bezeichnung "Woelki-Hochschule" ausgesprochen. Die Finanzierung der KHKT ist noch unklar. Die ursprünglich geplante ergebnisneutrale Finanzierung ohne Kirchensteuermittel scheint nicht mehr möglich. Laut den aktuellen Wirtschaftsplänen des Erzbistums hat sie einen Finanzbedarf von 3 Millionen Euro pro Jahr, ursprünglich wurden 1,2 Millionen Euro angesetzt. Eine staatliche Finanzierung der Hochschule gibt es nicht.

Das Hochschulprojekt steht im Erzbistum und bei Vertretern anderer Hochschulen seit Monaten in der Kritik. Ende August hatten vier Kölner Stadtdechanten gefordert, die Hochschule auf den Prüfstand zu stellen. Im April hatte der Diözesanrat die Auflösung der KHKT gefordert. An der Universität Bonn, wo gemäß dem Preußischen Konkordat die Priesterkandidaten des Erzbistums ausgebildet werden, haben sich der Rektor Michael Hoch und der Dekan der katholisch-theologischen Fakultät Jochen Sautermeister mit zunehmender Deutlichkeit gegen die Hochschule positioniert. Auch der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen Landesrektorenkonferenz Lambert Koch hatte sich von dem Projekt distanziert und fehlende Absprachen beklagt, die bei anderen Hochschulgründungen üblich seien. Bei der KHKT dagegen sei ein einzelnes Bistum aufgetreten, "offensichtlich ohne rechtzeitig vorher in kooperative Gespräche eingetreten zu sein, ohne hinreichende Kosten-Nutzen-Analyse und ohne die Hochschulgründung mit der bundesweiten katholischen Fakultäten- und Institutslandschaft abgestimmt zu haben", so der Rektor der Universität Wuppertal. (fxn)