Stetter-Karp kritisiert "heimliche Blockierer" – Bätzing: "Krise"
Nach dem Scheitern der Annahme des Grundtextes zur Sexualmoral hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, von einer "besonders schmerzlichen Situation" gesprochen. Durch die Abstimmung sei eine Krise entstanden, sagte Bätzing, der auch Co-Präsident des Reformdialogs ist, bei einer Pressekonferenz am Freitag in Frankfurt. Das Votum habe gezeigt, dass es unter den deutschen Bischöfen "divergierende Voten in wichtigen Fragen der Theologie und der Weiterentwicklung der Lehre" gebe.
Bätzing bedauerte, dass einige Bischöfe im Vorfeld der Abstimmung nicht offen ihre Meinung kundgetan hätten. Er warf die Frage auf, inwiefern die Gegner des Textes in den Instrumenten des Synodalen Wegs, etwa Hearings, Foren und Abstimmungsanträgen, erkennbar gewesen seien. Die Menschen wollten Gesichter zu den Stimmen sehen. Deshalb würden sich die Bischöfe künftig namentlichen Abstimmungen stellen, so der DBK-Vorsitzende. Denjenigen, die "mit offenem Visier" ihre Ablehnung begründen, sei Respekt zu zollen.
Weiter betonte Bätzing, dass der Synodale Weg nicht scheitern dürfe. Das schulde man den Gläubigen, die Hoffnung auf Reformen hätten, sowie den Betroffenen sexueller Gewalt. Auf die Nachfrage, ob er nach der Abstimmung vom Donnerstag an Rücktritt gedacht habe, sagte Bätzing: "Ich überlasse das Feld nicht denen, die sich nicht bewegen wollen."
Text soll in Weltkirche eingebracht werden
Der DBK-Vorsitzende kündigte an, die deutschen Bischöfe würden den Text nun auf der Ebene der Weltkirche einbringen. Man werde ihn zum Ad-limina-Besuch bei Papst Franziskus im November mitnehmen sowie bei den Vorbereitungen zur kontinentalen Phase des weltweiten synodalen Prozesses einspielen. Außerdem würden sich die Bischöfe bei ihrer kommenden Herbstvollversammlung mit dem Text auseinandersetzen und nach einer gemeinsamen Positionierung suchen.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Co-Vorsitzende des Synodalen Wegs, Irme Stetter-Karp, sagte, es stelle sich die Frage, ob die Vertrauensbasis zwischen Laien und Bischöfen noch vorhanden sei. Sie warf einem Teil der Bischöfe mangelnde Mitarbeit und Dialogverweigerung vor. Das Problem seien die "heimlichen Blockierer", die eine "strategische Blockade" versuchten.
Am Donnerstag war die Abstimmung zum Grundtext zur Sexualmoral an der fehlenden Zweidrittel-Mehrheit der anwesenden Bischöfe gescheitert. Im Anschluss gab es eine emotionale Aussprach und Krisensitzungen der Bischöfe und Laien zum weiteren Verlauf der Beratungen. Am Freitag stehen weitere entscheidende Abstimmungen an, darunter über den Grundtext zu Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche sowie über zwei Handlungstexte des Forums zur Sexualmoral. Die Synodalversammlung tagt noch bis zum morgigen Samstag. (mal)