Synodaler Weg: Der Umgang mit dem "Nein" der Bischöfe war unsynodal
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Die jüngste Synodalversammlung des Synodalen Wegs ist in den vergangenen Tagen bereits umfangreich bilanziert worden – vor allem mit Blick auf den von den Bischöfen abgelehnten Text zur kirchlichen Sexualmoral. Allerdings habe ich die Reaktionen auf das bischöfliche "Nein" in der Versammlung selbst und in den Tagen danach doch als sehr einseitig und unfair empfunden.
Natürlich kann man sich, wenn man sich Reformen in der katholischen Kirche wünscht und in den vergangenen zweieinhalb Jahren als Mitglied der Synodalversammlung für Veränderungen gekämpft hat, über die Ablehnung des Textes durch eine kleine Gruppe unter den Bischöfen (und deren mangelnde Beteiligung bei der Erarbeitung des Textes) ärgern. Die Art und Weise, wie nach der Abstimmung mit den Neinsagern umgegangen wurde, hatte allerdings wenig mit synodalen und demokratischen Prinzipien zu tun und gereichte dem kirchlichen Reformprozess und der Diskussionskultur in der Synodenaula nicht zur Ehre.
Dass Mitglieder der Synodalversammlung den vom Mehrheitswillen abweichenden Bischöfen in den beiden spontan anberaumten Aussprachen am Donnerstagabend und am Freitagmorgen geradezu hasserfüllt unter anderem "Feigheit" und "Faulheit" vorwarfen und forderten, die Abweichler müssten sich zu erkennen geben und ihr "Nein" erklären, war inhaltlich und vom Tonfall her inakzeptabel. Vom völlig überdrehten Vorwurf einer Synodalen, Bischöfe aus dem "Nein"-Lager hätten sich durch ihre Teilnehme an einem separaten Gottesdienst "selbst exkommuniziert", ganz zu schweigen.
Doch auch die verfahrenstechnischen Lehren, die aus der Ablehnung des Textes gezogen wurden, waren mit Blick auf den synodalen und demokratischen Anspruch des Reformdialogs fragwürdig. Dass Bischof Georg Bätzing, wie er hinterher selbst eingestand, seine Rolle als Vorsitzender der Bischofskonferenz nutzte, um seine Mitbrüder vor den weiteren Abstimmungen jeweils zu separaten Aussprachen hinter verschlossenen Türen zu bitten und die Reformkritiker jenseits des synodalen Prozederes für eine Zustimmung zu den anderen Texten zu gewinnen, irritierte ebenso wie die Aushebelung des Prinzips der geheimen Stimmabgabe. Für das Miteinander von liberaler Mehrheit und konservativer Minderheit dürften solche Tricks wenig förderlich sein.
Man kann sich durchaus fragen, warum sich der Synodale Weg überhaupt die Mühe macht, über die erarbeiteten Texte abzustimmen, wenn ablehnende Voten offensichtlich nicht akzeptiert werden und zu den beschriebenen unsynodalen Überrektionen führen. "Wir müssen Synodalität noch lernen", hieß es in den vergangenen Tagen mehrfach von Synodalen. Dem ist nach den unschönen Vorgängen in Frankfurt am Main nichts hinzuzufügen.
Der Autor
Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.