Synodaler Weg: Sellmann fordert mehr Professionalität der Bischöfe
Der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann fordert im Hinblick auf die fünfte Synodalversammlung des Synodalen Wegs im kommenden März mehr Professionalität der Bischöfe. Im Bezug auf das Scheitern des Grundlagentextes zur Sexualmoral am vergangenen Donnerstag kritisierte er die "Ablehnung aus offenbarer Verweigerung heraus": "Ein solches Sabotage-Verhalten ist jeder Führungskraft unwürdig, und so auch einer kirchlichen", schreibt der Direktor des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (zap) in einer Einschätzung auf der Homepage des Instituts (Dienstag). "Das ist nicht akzeptabel. Das beschädigt das Amt und auch die Autorität eines Bischofs." Ein Text könne zwar abgelehnt werden, dies dürfe aber nicht situativ und unter Nichtbeachtung der abgesprochenen Beteiligungsformate passieren.
Viele Bischöfe hätten eingestanden, dass es zu wenig Abstimmungen gegeben habe, die Rollen unklar seien, es zwischen Weihbischöfen und Ortsbischöfen enorme Unklarheiten gebe und die eigenen Regelsysteme zu viel Vakuum zugelassen hätten, bilanziert Sellmann weiter. "Ich möchte diese Beobachtungen in die Formel fassen: Wer sich in einem Verfahren ein Quorum erstreitet – und ich betone, dass ich prinzipiell ein Quorum des Amtes für theologisch begründet halte, in welcher Ausgestaltung muss allerdings neu überlegt werden – der muss sich dieses Privileg auch verdienen", so der Theologe, der selbst Mitglied der Synodalversammlung ist. "Der muss mehr arbeiten, mehr reflektieren, mehr zuhören und mehr sprechen als andere. Denn seine Stimme zählt schwerer als die der anderen." Bei der am Samstag beendeten vierten Synodalversammlung sei jedoch deutlich geworden, dass es eine große Zahl von Bischöfen gebe, die diese Mehrarbeit nicht leisteten und sich an den Hearings, der Mitarbeit an den Texten und im Plenum nicht beteiligten. "Sie verweigern sich faktisch der Verantwortung ihres Quorums", so Sellmann.
Er selbst sei naiv gewesen und habe sich dieses Verweigerungsszenario nicht vorstellen können. Die Ablehnung des Sexualmoral-Textes sei "ganz unangekündigt und wie aus heiterem Himmel" gekommen. Das Nicht-Erreichen der Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe habe zudem "Bruchstellen der Zusammenarbeit der Bischöfe in ihrer Bischofskonferenz offengelegt", so der Theologieprofessor. "Diese waren vielleicht noch nie so öffentlich wie jetzt." Man werde die Lehren aus der Synodalversammlung weiter aufmerksam verfolgen, versicherte Sellmann. "Denn ein Synodaler Weg ist und bleibt besser als kein Synodaler Weg – auch wenn wir jetzt präziser wissen, wie steinig er ist." (cbr)