Bischof Meier fordert offenes Sprechen über Glaubenszweifel
Augsburgs Bischof Bertram Meier ist für einen offenen Umgang mit Zweifeln. "Es ist erstaunlich, wie schwer wir uns tun, über Zweifel zu reden", schreibt Meier in einem aktuellen Hirtenwort mit Blick auf die Krisen der katholischen Kirche. Oft würden "die nagenden Zweifel" unter Gläubigen unterdrückt. "Einerseits könnte man das Eingestehen von Zweifeln als Zeichen von Schwäche deuten, andererseits werden Zweifel selbst in Gesprächen mit Angehörigen und Freunden kaum thematisiert, denn das könnte sie verwirren oder gar ihrem Glauben schaden." Meier aber rät: "Gehen wir transparent und konsequent mit unseren Zweifeln um! Wer glaubt, darf auch zweifeln."
Allerdings sollte klar sein, was echte Zweifel kennzeichne, betont der Bischof. "Zweifeln bedeutet etwas anderes als Skeptizismus – die bewusste Entscheidung, grundsätzlich alles, was mir vor Augen kommt, in Frage zu stellen." Ebenso unterscheide sich Zweifeln vom Unglauben, also der Haltung, nicht an Gott glauben zu wollen. "Unglaube ist ein Willensakt, keine Verständnisschwierigkeit. Glaube und Zweifel schließen einander nicht aus, Glaube und Unglaube aber schon."
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Zweifeln gehöre sogar in den Glauben hinein, so Meier weiter. "Zweifel sind geistliche Wachstumsschmerzen, damit der Glaube gefestigt wird." Denn Gott sei kein Lehrsatz, sondern ein Gegenüber, dem man sich stellen müsse. "Sich für Gott zu öffnen, erfordert bereits einen Akt des Vertrauens." Der Kirche werde künftig manches genommen werden, fügt der Bischof hinzu: Geld, Personal, Immobilien, besondere Rechte. "Dunkle Kirchen kündigen schwere Zeiten an. Es kann ungemütlich werden", sagte der Bischof. "Auch wenn wir den Gürtel enger schnallen müssen, eines dürfen wir uns nicht nehmen lassen: unerschütterliches Gottvertrauen. Es macht krisenfest."
Glaube sei dabei stets ein Wagnis, da Gott kein Lehrsatz, sondern eine Person und ein Gegenüber sei, dem man sich stellen müsse. "Sich für Gott zu öffnen erfordert bereits einen Akt des Vertrauens", so Meier. Glaube sei "kein Fürwahrhalten ohne Beweis, sondern Vertrauen ohne Vorbehalt". (cbr/KNA)