"Das kennen wir etwa von Trump, das kennen wir von Orban..."

Rechtsrutsch in Italien – Bischof Meier nach Parlamentswahl besorgt

Veröffentlicht am 27.09.2022 um 14:39 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Nicht nur beim Augsburger Bischof Bertram Meier gehen nach der Parlamentswahl in Italien die Alarmglocken an – er glaubt, das treffe auch auf den Papst zu. Es gebe zwar eine gewisse Schnittmenge zwischen Kirche und dem neuen Rechtsbündnis, aber...

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Der Augsburger Bischof Bertram Meier blickt besorgt auf das Ergebnis der Parlamentswahl in Italien. "Europa darf sich nicht in verschiedene Nationalstaaten nach dem Motto 'Italia prima', zuerst Italien, zersplittern. Das kennen wir von Amerika", sagte Meier dem Kölner Online-Portal "domradio.de" am Dienstag.

Der Bischof, der unter seinen deutschen Amtskollegen für die Weltkirche und internationale Beziehungen zuständig ist, sprach sich für Vielfalt und Austausch aus. "Ich glaube, Europa wird nur dann funktionieren, wenn wir keine Monokultur haben, wenn wir also keine Silos, keine einzelnen Blöcke der Nationen aufbauen", erklärte er. "Da werden wir als Kirche – in Italien sowieso, aber auch international – gut hinschauen müssen."

"Das kennen wir etwa von Trump, das kennen wir von Orban..."

Seiner Einschätzung nach dürften für Papst Franziskus nun "die Alarmglocken beim Thema Flüchtlinge läuten", sagte der Augsburger Bischof. Er nannte zudem die Themen Umweltschutz und Umgang mit Armen als Problemfelder. Schnittmengen mit einer neuen italienischen Regierung könnte es bei den Bereichen Lebensschutz – also das Nein zu Abtreibung und Suizidbeihilfe – sowie bei den Vorstellungen von der "klassischen Familie" geben. "Aber das kennen wir etwa von Trump, das kennen wir von Orban, von anderen auch mehr dem rechten Flügel zugeordneten Politikern", warf Meier ein. "Ich glaube nicht, dass der Papst sich da täuschen lässt. Da ist die Schnittmenge zu klein."

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz erinnerte die neu gewählten Parlamentarier an ihre Verantwortung. In seiner ersten öffentlichen Äußerung nach der Wahl erklärte Kardinal Matteo Zuppi am Dienstag, die Gewählten müssten ihr Mandat in "großer Verantwortung" und im Dienste aller ausüben und dabei vor allem die Schwächsten im Blick haben. Zum landesweiten Wahlsieg der rechtsnationalen Partei "Fratelli d'Italia" äußerte sich Zuppi, der Erzbischof von Bologna ist, nicht explizit.

Nach der Parlamentswahl in Italien am vergangenen Sonntag steht ein Bündnis der postfaschistischen "Fratelli d'Italia", der rechtspopulistischen "Lega" des früheren Innenministers Matteo Salvini und der konservativen "Forza Italia" des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi vor der Regierungsübernahme. In einem Mitte August verabschiedeten gemeinsamen Papier sprechen sich die Parteien unter anderem gegen "irreguläre Einwanderung" und für eine "geordnete Regie der legalen Einwanderungsströme" aus. Neue Ministerpräsidentin Italiens könnte die "Fratelli"-Vorsitzende und -Spitzenkandidatin Giorgia Meloni (Foto) werden. Die 45-Jährige wäre die erste italienische Regierungschefin. (tmg/KNA)

27.9., 15:20 Uhr: Ergänzt um Zuppi.