Bischof Dieser ist neuer Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz
Der Aachener Bischof Helmut Dieser ist der neue Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). "Für das von den Bischöfen ausgesprochene Vertrauen bin ich sehr dankbar", sagte Dieser während der Herbst-Vollversammlung am Mittwoch vor Journalisten in Fulda. Die ihm übertragene Aufgabe sei eine der wichtigsten innerhalb der Bischofskonferenz, so der Aachener Bischof. Gemeinsam mit seinem ebenfalls neugewählten Stellvertreter, dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger, nehme er die Herausforderung mit Respekt und Zuversicht an. "Mir ist klar: Vor uns liegen sehr große Aufgaben." Die DBK kündigte eine Umbenennung des Amts des Missbrauchsbeauftragten an: Dieser sei zum Vorsitzenden der bischöflichen Fachgruppe für Fragen des sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen gewählt worden.
Der Handlungsbedarf innerhalb der Kirche beim Thema sexueller Missbrauch sei nach wie vor groß, sagte Dieser weiter. "Vieles wurde erreicht oder ist in Arbeit, aber es bleibt auch noch viel zu tun." Es sei konsequent gewesen, die Nachfolge von Bischof Stephan Ackermann im Amt des Missbrauchsbeauftragten "in einer breiteren bischöflichen Zuständigkeit" fortzuführen. Dieser dankte Ackermann für seine Arbeit in den vergangenen zwölf Jahren.
Ackermann bat besonders von Missbrauch Betroffene um Verzeihung, falls er sie während seiner Amtszeit verletzt haben sollte. Er wisse, wie schwer für einige Missbrauchsbetroffene der Kontakt zur Kirche sei. Die Aufgabe als Missbrauchsbeauftragter habe ihn auch persönlich verändert. "Ich bin sensibler geworden für kirchliche Machtausübung", sagte Ackermann. Er habe sich als Vermittler zwischen Betroffenen und Kirche gesehen. Dies sei ein Spagat gewesen, da er als Vertreter der Institution den Missbrauchsbetroffenen zugewandt habe handeln wollen.
Amt gibt es seit 2010
Helmut Dieser ist seit 2016 Bischof von Aachen. Zuvor war der 1962 geborene Geistliche seit 2011 Weihbischof in seinem Heimatbistum Trier. Dieser hatte im Bistum Aachen 2018 eine Missbrauchsstudie durch die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl in Auftrag geben lassen, die im November 2020 veröffentlicht wurde. Er würdigte das Gutachten, das unter anderem seinen Vorgänger Altbischof Heinrich Mussinghoff belastete, damals als wichtigen Beitrag zur Aufklärung. "Nun haben wir Klarheit und klar benannte Fehler der Vergangenheit", sagte Dieser kurz nach der Veröffentlichung.
Das Amt des Missbrauchsbeauftragten der DBK gibt es seit 2010, nachdem zahlreiche Fälle von sexuellem Fehlverhalten durch Priester an Kindern und Jugendlichen bekannt geworden waren. Der Trierer Bischof Ackermann übernahm diese Aufgabe als erster Amtsinhaber und war damit bis jetzt zentraler Ansprechpartner der Bischöfe für alle Fragen in Zusammenhang mit dem kirchlichen Missbrauchsskandal. Unter Ackermann wurden die Leitlinien der Bischofskonferenz zum Umgang mit sexuellem Missbrauch überarbeitet und einen Rahmenordnung für die Prävention auf den Weg gebracht. 2018 wurde die sogenannte MHG-Studie veröffentlicht, die sich mit Missbrauch in der Kirche in Deutschland befasst. Als Konsequenz aus dem Gutachten riefen die Bischöfe gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) den Reformprozess des Synodalen Wegs ins Leben.
Im Mai hatte Ackermann angekündigt, das Amt des Missbrauchsbeauftragten niederzulegen. Im April stand der Trierer Bischof in der Kritik, weil er den Klarnamen einer Betroffenen aus seinem Bistum öffentlich genannt hatte, die von Trierer Priestern zu einer Abtreibung genötigt worden war. Im August hatte Ackermann Rücktrittsforderungen vom Bischofsamt zurückgewiesen, nachdem zuvor ein Zwischenbericht der Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UAK) im Bistum Trier veröffentlicht wurde. Die UAK machte für die Jahre von 1946 bis 2021 513 Missbrauchsbetroffene und 195 mutmaßliche Täter aus. Diese Zahlen waren höher als bei der MHG-Studie 2018 angegeben. (rom)
28.9., 13:30 Uhr: Ergänzt um weitere Details.