Münchner Diözesanrat fordert Predigt und Taufe durch Nicht-Geweihte
Das höchste Laiengremium im Erzbistum München und Freising fordert die Möglichkeit der Predigt, Taufe und Trauassistenz durch Laien. Bei ihrer Vollversammlung am Wochenende in Ohlstadt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen beschlossen die Delegierten des Diözesanrats die Forderung, ihr Vorstand solle sich dafür einsetzen, dass der Münchner Kardinal Reinhard Marx "auch nicht geweihte Seelsorgerinnen und Seelsorger mit dem Predigtdienst in Eucharistiefeiern beauftragt". Bisher gelte ein Predigtverbot für nicht geweihte Seelsorger, wenn ein Kleriker anwesend sei. Ebenfalls wurde der Vorstand beauftragt, sich dafür stark zu machen, "dass Erzbischof Marx die sich bietenden rechtlichen Möglichkeiten nutzt" und nicht geweihte Seelsorger "mit der Spendung der Taufe und Trauassistenz beauftragt". Momentan dürften nur Kleriker taufen und trauen.
Vergangene Woche hatte das Bistum Rottenburg-Stuttgart bekanntgegeben, dass in der Diözese künftig Laientheologen taufen dürfen. Eine sehr ähnliche Regelung wie in Rottenburg veröffentlichte im Frühjahr das Bistum Essen. In der Erzdiözese München hatte sich bereits das Frauenforum dafür stark gemacht, dass Gemeinde- und Pastoralreferenten taufen können. Unter Theologen ist das Vorgehen umstritten.
Neuer Chef für Diözesanrat – Marx ruft zu Einheit auf
Weiter wählte der Münchner Diözesanrat bei seiner Vollversammlung mit Armin Schalk (55) einen neuen Vorsitzenden. Schalk setzte sich laut Mitteilung der Erzdiözese mit 64 zu 49 Stimmen gegen seine Mitbewerberin Hiltrud Schönheit durch. Schalk ist Diplom-Ingenieur für Physikalische Technik und Leiter der deutschen Niederlassung einer weltweit tätigen mittelständischen Unternehmensgruppe im Hochtechnologiesektor, wie es weiter hieß. Zudem engagiere er sich seit vielen Jahren als stellvertretender Vorsitzender des Diözesanrates für die Region Nord. Der neue Vorsitzende folgt auf Hans Tremmel (58), der nach zwölf Jahren im Amt nicht wieder zur Wahl angetreten war.
Er wolle "mit dem Vorstand neue Wege gehen", sagte Schalk. Aufgaben seien auf mehrere Schultern zu verteilen, um entsprechend einer vielfältigen Gesellschaft "ein breites Meinungsspektrum" und "Einheit in der Vielfalt" zu ermöglichen. Er wolle zudem seine Erfahrung aus der Wirtschaft einbringen, um Themen deutlich schneller umzusetzen. Nach "Jahren der Krise in der Kirche" wolle er – "achtsam und sensibel gegenüber allen, die von Missbrauch in der Kirche betroffen waren" – darauf hinwirken, "dass die Arbeit im katholischen Ehrenamt wieder Spaß und Freude macht".
Kardinal Marx rief die Delegierten zum "Dienst an der Einheit" auf. "Wir müssen zusammenbleiben, das wird in den letzten Jahren immer deutlicher, denn Polarisierungen und Spannungen in Gesellschaft und Kirche nehmen zu." Es gelte, "Polarisierungen zu vermeiden und Brücken zu bauen, auch wenn wir verschiedene Richtungen haben, damit möglichst viele mitgehen können". Marx würdigte zudem den scheidenden Vorsitzenden des Diözesanrats: "Hans Tremmel war und ist ein synodaler Vorsitzender gewesen, offen und kritisch." Er habe immer wieder versucht, "die verschiedenen Stimmen und Richtungen im Diözesanrat aufzunehmen, die Vielfalt an Meinungen". (tmg/KNA)