Nach Kritik an Konzelebration: Gemeindeleiterin reagiert auf Schießler
Die ehemalige Schweizer Gemeindeleiterin Monika Schmid hat die Kritik des Münchner Pfarrers Rainer Maria Schießler erwidert und ihm ein "kirchengeschichtliches Update" nahegelegt. "Da könnten Sie vielleicht noch erfahren, dass Veränderungen in der Kirche immer im Kleinen begonnen haben, dort wo Menschen neu dachten und handelten: einfach machten!", schrieb Schmid in einem Facebook-Beitrag, den das Portal "kath.ch" am Freitag veröffentlichte. So sei die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils nur möglich gewesen, weil Priester und Hochschulseelsorger sich schon Jahre zuvor vom Hochaltar weggedreht und in der Muttersprache Eucharistie gefeiert hätten. "Total verboten selbstverständlich, liturgischer Missbrauch ui, ui, ui! Genauso war es mit Frauen als Lektorinnen oder mit den Ministrantinnen", ergänzt die Theologin.
Zuvor hatte der bekannte Münchner Pfarrer und Bestseller-Autor Schießler in einem Interview die Konzelebration von Schmid in ihrem Abschiedsgottesdienst im schweizerischen Effretikon kritisiert. "Sie ist mit dem Rammbock durch die Tür von vorne", bemängelte der Priester, der immer wieder durch unkonventionelle Aktionen auffällt. Auch wenn sich die Kirche verändern müsse, erreiche man auf diese Weise nichts. Monika Schmid habe ein Zeichen gesetzt, das zu früh gekommen sei. "Ich als Pfarrer hätte der Frau Schmid gesagt: Das machen wir nicht", betonte Schießler. "Ich hätte gesagt: 'Liebe Gemeinde, eigentlich müsste heute und jeden Sonntag Monika Schmid am Altar stehen und zelebrieren.'"
Art der Kritik "alles andere als vorzeigetauglich"
Sie habe kein Problem damit, dass sie von Schießler kritisiert werde, betonte Schmid. Die Wortwahl falle auf ihn selbst zurück. "Und die Art und Weise, wie wir voneinander reden, ist Ausdruck unseres Denkens." Sie kenne Schießler nicht und habe erst im Zusammenhang mit der Kritik an ihr von ihm gehört. "Scheinbar gelten Sie in München als Vorzeigepfarrer mit einem Händchen für Seelsorge", schreibt die Theologin. Seine Art der Kritik sei jedoch "alles andere als vorzeigetauglich". "Und wenn das Ihre Art der Seelsorge ist, mit Menschen so umzugehen, müsste man die Menschen in Ihrem Seelsorgekreis eher bemitleiden." Mit den Menschen einen Weg zu gehen und umzusetzen, was man vom Evangelium verstanden habe, bringe Veränderung in die Spiritualität. "Darum ging es mir und darum geht es mir. Die Liturgie ist Ausdruck unseres gemeinsamen Handelns für und mit den Menschen."
Die 65-Jährige Schmid hatte bei der Messe zu ihrer Verabschiedung in der Pfarrei St. Martin in Illnau-Effretikon am 28. August den Gottesdienst mit zwei Priestern, einem Diakon und einer weiteren Frau konzelebriert und das Hochgebet zur Wandlung in abgewandelter Form allein gesprochen. Die Feier der Eucharistie und damit das Sprechen des Hochgebets in der Messe ist Priestern vorbehalten. Nach dem Kirchenrecht ist der Versuch, die Eucharistie ohne Priesterweihe zu feiern, eine Straftat. Daher leitete der Churer Bischof Joseph Bonnemain Anfang September eine kanonische Voruntersuchung ein. (cbr)