Weiter Diskussion um Referat "Religion und Außenpolitik"

CDU-Politiker: Religion zentraler Aspekt in internationaler Politik

Veröffentlicht am 25.10.2022 um 09:09 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die Diskussion um die Zukunft des Referats "Religion und Außenpolitik" geht weiter. Am Dienstag rief der CDU-Religionspolitiker Thomas Rachel das Auswärtige Amt dazu auf, auch künftig die Expertise religiöser Akteure in Anspruch zu nehmen.

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Der religionspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Rachel, hat das Auswärtige Amt dazu aufgerufen, "bei der Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Gewaltkonflikten und Pandemie" auch künftig die Expertise religiöser Akteure in Anspruch zu nehmen. Religionsgemeinschaften und ihre Akteure hätten in vielen Ländern der Welt einen starken Einfluss auf Politik und Gesellschaft und genössen in der Bevölkerung hohes Vertrauen, sagte Rachel am Dienstag in Berlin auf Anfrage von katholisch.de. Und weiter: "Sie verfügen außerdem über nachhaltige Strukturen und Netzwerke mit denen sie in unterschiedliche Gesellschaftsbereiche hineinwirken können."

Rachel äußerte sich zur laufenden Debatte um die Zukunft des Referats "Religion und Außenpolitik" im Auswärtigen Amt. Anfang vergangener Woche war bekannt geworden, dass das Ministerium für das Referat künftig keine Religionsvertreter mehr als externe Berater engagieren will. Eine Überprüfung der externen Beratung sei vergangenes Jahr zu dem Ergebnis gekommen, die Beratung auszusetzen, begründete das Ministerium die Entscheidung. Pläne für eine Wiederaufnahme gebe es nicht. Das Referat werde jedoch auch in Zukunft Kontakte zu religiösen Persönlichkeiten und Organisationen pflegen, um ein möglichst breites Netzwerk zum gegenseitigen Nutzen zu errichten, so das Ministerium.

"Ein eigenes Referat im Auswärtigen Amt zu Religion war und bleibt wichtig"

Das Referat existiert seit 2018. Ziel der Abteilung war es nach Angaben des Ministeriums unter anderem, das Friedenspotenzial von Religionen für die gesellschaftliche Entwicklung nutzbar zu machen. Neben Mitarbeitern des Ministeriums wurden in dem Referat zu Beginn auch Religionsvertreter als externe Berater auf Vertragsbasis beschäftigt. Nach parteiübergreifender Kritik an der Berufung der damaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Nurhan Soykan, zur externen Beraterin legte das Auswärtige Amt das Projekt im Sommer 2020 auf Eis, um einen Konsultationsprozess über die Zukunft der Abteilung zu starten. Seither war es um das Referat ruhig geworden.

Bild: ©thomas-rachel.de

Thomas Rachel ist Sprecher für Kirchen und Religionsgemeinschaften der Unions-Bundestagsfraktion.

"Ein eigenes Referat im Auswärtigen Amt zu Religion war und bleibt wichtig", betonte Rachel am Dienstag gegenüber katholisch.de. Religion sei und bleibe ein zentraler Aspekt in einer wirkungsvollen internationalen Politik, gerade bei Friedensprozessen in verschiedenen Ländern wie beispielsweise in Lateinamerika.

Jüsten betont Bedeutung von Religionen als Faktor in der Außenpolitik

Am Wochenende hatte auch das Katholische Büro in Berlin die Bundesregierung dazu aufgerufen, Religionen weiterhin als wichtigen Faktor in der internationalen Politik wahrzunehmen und politisch entsprechend zu handeln. "Mit großem Interesse haben wir verfolgt, dass in den beiden vergangenen Legislaturperioden die Religionen als Faktor in der Außen-, Sicherheits- und Friedenspolitik eine große Rolle spielten. Hier wurden wichtige Akzente gesetzt. Angesichts der Bedeutung des Themas sollten in diesem Feld weitere Anstrengungen unternommen und erfolgreiche Ansätze verfolgt werden", sagte der Leiter des Büros, Prälat Karl Jüsten, am Samstag auf Anfrage von katholisch.de. Und weiter: "Wir gehen davon aus, dass auch in der Ampelkoalition die Themen in diesem Politikfeld weiterhin professionell bearbeitet werden." Das Katholische Büro in Berlin ist eine Dienststelle der Deutschen Bischofskonferenz und vertritt die katholische Kirche in politischen Fragen gegenüber der Bundespolitik.

Der Benediktinermönch Nikodemus Schnabel, der 2018/2019 selbst als Berater für das Auswärtige Amt tätig war, äußerte in der Debatte die Sorge, dass das Referat mit anderen Themen zusammengeschmolzen werden könne. „Und ich befürchte tatsächlich auch, dass der Name verschwindet, dass also Religion nicht mehr im Organigramm des Auswärtigen Amts vorkommt. Und das würde ich für wirklich skandalös halten“, so der in Jerusalem lebende Benediktiner. (stz)