Liebe Synodale, lasst euch nicht aus der Ruhe bringen!
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Der Synodale Weg biegt auf die Zielgerade ein. Eine der wichtigsten Entscheidungen ist aber schon getroffen: die Einrichtung eines Synodalen Rates, in dem Bischöfe, Priester und Laien künftig gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen und über die Verwendung von Finanzmitteln beraten und entscheiden sollen. Auch wenn Themen wie die Frauenweihe oder der Umgang der Kirche mit dem Thema Sexualität beim Synodalen Weg und darüber hinaus stärker polarisieren, ist das – zumindest bisher – die eigentliche Sensation. Schließlich könnte dadurch die "Leitungs-, Lehr- und Heiligungsgewalt" der Bischöfe (Lumen Gentium) qua Selbstbindung zumindest teilweise beschnitten werden.
Dass dieses Konzept denen, die demokratische Strukturen in der Kirche mindestens für den Zeitgeist, wenn nicht gar für "Arianismus" halten (Kardinal Gerhard Ludwig Müller), nicht schmeckt, wurde in den vergangenen Monaten deutlich, in denen die Einschläge gegen den Synodalen Weg immer näher kamen: eine kurz angebundene, wenig wertschätzende und nachträglich dem Staatssekretariat zugeordnete Erklärung aus Rom, Kardinal Kurt Koch, der den Synodalen Weg mit der Theologie der Deutschen Christen zur Nazi-Zeit vergleicht und dann (zum Glück) zurückrudert oder Kardinal Walter Kasper, der manche Reformvorschläge für "tödliche Medizin" – also Gift – hält.
Der Tonfall derer, denen die geplanten Reformen ein Dorn im Auge sind, wird dabei immer schärfer oder – um im Bild zu bleiben – giftiger. "Gut katholische" Initiativen nutzen gemeinsam mit konservativ-populistischen Internetportalen die Steilvorlage kirchlicher Würdenträger und fahren Diffamierungskampagnen gegen den Synodalen Weg wie gegen einzelne Synodale bis hoch an die Spitze. Was dort zuletzt über Bischof Georg Bätzing oder die ZdK-Vorsitzende Irme Stetter-Karp zu lesen war, hat nichts mit Synodalität, ja nicht einmal mit Katholizität zu tun. Es ist schlichtweg eine Schande.
Umso wichtiger ist es, dass die deutschen Bischöfe bei Ihrem Ad-limina-Besuch in Rom einen kühlen Kopf bewahren und Gespräche ganz ohne die im Vatikan nicht unüblichen Einflüsterer direkt mit den Chefs der Dikasterien und dem Papst persönlich führen. Sollte es ihnen gelingen, denen, die im Vatikan tatsächlich etwas zu sagen haben, den dramatischen Vertrauensverlust der Kirche in Deutschland und die daher notwendigen Reformen zu vermitteln, dann kann der Synodale Weg ein würdiges und erfolgreiches Ende finden. Bis dahin: Liebe Synodale, lasst euch nicht aus der Ruhe bringen!
Der Autor
Björn Odendahl ist Redaktionsleiter bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.