Arbeitspapier für nächste Phase der Weltsynode veröffentlicht
Gut ein Jahr nach Beginn der Weltsynode beginnt die zweite, kontinentale Phase. Das Arbeitsdokument für diese Phase fasst auf 45 Seiten Sorgen und Nöte in katholischen Diözesen weltweit zusammen. Dabei stehen vor allem besseres gegenseitiges Zuhören und Beteiligung aller im Fokus. Hervorgehoben werden Frauen, gesellschaftliche Randgruppen und Minderheiten, etwa sexuelle. Das Ergebnis sei eine "wahre Reflexion" dessen, was die Bischofskonferenzen eingereicht hätten, sagte der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich als "Generalrelator" der Synode bei der Vorstellung des Papiers am Donnerstag. Und Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech bekräftigte: Synodalität und Mission seien die zwei Seiten der Medaille. Die Kirche scheitere, werde sie nicht synodaler. Das Dokument trägt den Titel "Mach den Raum deines Zeltes weit" (Jes 54,2).
Die Erfahrung erstmals echter Beteiligung wird als positiv bewertet. 112 von 114 nationalen Bischofskonferenzen haben Beiträge eingereicht. Welche beiden sich nicht beteiligt hätten, könne er nicht sagen, so Grech. Aber sie hätten sicher ihre objektiven Gründe, die er auch gerne kennen würde. Er sei gespannt, so Grech, wie die beiden sich auf der kontinentalen Ebene einbrächten. Weitere Einreichungen kamen von den orientalischen katholischen Kirchen, Ordensgemeinschaften, der Mehrheit der Vatikanbehörden sowie rund 1.000 Privatpersonen und Gruppierungen. Zwölf Tage lang hatten rund 50 Fachleute unterschiedlicher Disziplinen aus aller Welt in Frascati unweit Rom an dem Arbeitsdokument geschrieben. Jeder vorab eingereichte Bericht sei von je drei Experten gründlich studiert worden.
Distanziertes Verhältnis von Gläubigen und Geistlichen thematisiert
Im Ergebnis nennt das Papier eine Vielzahl an Herausforderungen. Diese reichen von Verständnisproblemen und geringen bis keinen Erwartungen an die Synode oder den Veränderungswillen der Kirche, bis hin zu vielen inhaltlichen Fragen.
Als große "offene Wunde" hält das Papier Missbrauch durch Kleriker fest, vorrangig sexueller Missbrauch insbesondere von Kindern. Nahezu weltweit geht es um die Rolle von Frauen, ihren großen Einsatz und ihre mangelhafte Teilhabe aber auch ihren Wunsch, von der Kirche in Krisenlagen unterstützt zu werden. Ebenfalls thematisiert wird ein distanziertes Verhältnis von Gläubigen und Geistlichen.
Darüber hinaus geht es etwa um die gesellschaftliche Rolle und Verantwortung der Kirche, mit Blick auf Konflikte, den Klimawandel oder Ungleichheiten. Angesprochen werden zudem die Einheit der Christen und der Dialog mit allen Religionen.
Auf Grundlage des Papiers sollen die sieben kontinentalen Bischofsversammlungen – Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada – bis März 2023 je ein eigenes Dokument erstellen. Diese sieben Texte wiederum fließen in ein zweites Arbeitsdokument der Weltsynode ein, das im Juni nächsten Jahres erscheinen soll. Auf dessen Grundlage berät dann die Weltbischofs-Synode in Rom. Ursprünglich sollte die Synode abschließend im Herbst 2023 tagen. Jüngst hatte der Papst überraschend erklärt, dass der Prozess um ein Jahr verlängert werde. So wollen die Bischöfe vom 4. bis 29. Oktober 2023 erstmals und im Oktober 2024 erneut über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses sprechen.
In einer ersten Reaktion hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, das Dokument als eine Ermutigung für die Kirche in Deutschland bezeichnet und die Verbingung zum Synodalen Weg hergestellt. Das Dokument mache deutlich, "dass der Synodale Weg der Kirche in Deutschland als Teil einer synodalen Dynamik zu verstehen ist, die die ganze Kirche ergriffen hat", sagte Bätzing laut DBK-Mitteilung (Donnerstag). "Die Themen, mit denen wir uns in den vier Foren und auf den Synodalversammlungen befassen, werden auch in anderen Teilen der Kirche erörtert." (cbr/KNA)
27.10.22, 15.30 Uhr: ergänzt um weitere Details