Himmelklar – Der katholische Podcast

Jugendseelsorger Meyer: Auch in Liturgie sind Methodenwechsel möglich

Veröffentlicht am 02.11.2022 um 00:30 Uhr – Lesedauer: 
Diözesanjugendseelsorger und Burgkaplan Ralf Meyer
Bild: © Jan Wohlert

Köln ‐ Ralf Meyer ist Diözesanjugendseelsorger im Bistum Münster und Burgkaplan auf der Jugendburg Gemen. Im Interview spricht er darüber, warum er in der Liturgie gerne ungewöhnliche Dinge ausprobiert – und auch mal ein "BeReal" bei der Predigt aufnimmt.

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Ursprünglich wollte Ralf Meyer Lehrer werden. Als Priester und Jugendseelsorger hilft ihm dieser Werdegang nun weiter. Im Interview spricht er über Experimente im Gottesdienst, Social Media und das Verhältnis von Jugendlichen zur Kirche.

Frage: Sie sind 35 Jahre jung. Junge Leute, die Priester werden wollen in einer krisenerschütterten katholischen Kirche gibt es sehr wenige und immer weniger. Hatten Sie das schon immer vor?

Meyer: Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich relativ spät entschlossen, Priester zu werden oder überhaupt Theologie zu studieren. Das war so eine Sache, die sich im Laufe der Zwanzigerjahre bei mir entwickelt hat, dass ich von meiner vorherigen Idee, Mathematik und Physik zu studieren, abgekommen bin. Ich habe mich dann für Theologie und daraufhin auch fürs Priesteramt entschieden.

Frage: Ist es eine gute Idee gewesen?

Meyer: Ich freue mich jeden Tag, dass ich so viele Menschen treffen kann und dass ich junge Leute für den Glauben begeistern darf. Es gibt natürlich auch Tage, wo es nicht so gut läuft, aber da bin ich Gott dann auch dankbar für die anderen Tage.

Frage: Mit einem Stellenumfang von 70 Prozent sind Sie jetzt seit nicht ganz einem halben Jahr auf der Jugendburg in Gemen tätig. Was ist die Jugendburg, wie können wir sie uns vorstellen?

Meyer: Die Jugendburg ist ein wunderbares großes Gebäude. Es ist eine richtige Wasserburg, ein Wasserschloss in Westfalen, umgeben von einer Gräfte (einem Wassergraben, d. Red.) und von einem Wald. Wir haben 47.000 Quadratmeter an Fläche, davon sind 11.000 Quadratmeter Wasserfläche. Wir haben viel Platz und ganz viele Betten, ungefähr 230.

Für Schulklassen oder Jahrgangsstufen bieten wir die Möglichkeit, bei uns Tage religiöser Orientierung zu machen. In den Ferien können hier die Gruppenleiter-Grundkurse zum Beispiel für Leute stattfinden, die sich im Ehrenamt beschäftigen. Am Wochenende haben wir hier Kirchenchöre, Messdienerleiter-Runden und verschiedene Verbände und Vereine, die Konferenzen stattfinden lassen. Es ist also total bunt und ein großer, vor allem auch junger Querschnitt der katholischen Kirche, den wir hier haben. Und es gibt noch mehr. Wir sind auch ökumenisch unterwegs. Vor ein paar Wochen hatten wir hier sogar Leute von Siemens herumlaufen, die eine Fortbildung mit ihren Azubis gemacht haben.

Frage: Und da braucht man einen Burgkaplan. Was sind Ihre Aufgaben, wofür werden Sie gebraucht?

 Meyer: Ich bin der typische Seelsorger, erst mal für unsere Angestellten, die hier vor Ort arbeiten. Wir sind rund 50 Leute, das ist also etwa ein mittelständisches Unternehmen. Die Angestellten haben natürlich auch ihren Alltag und ihre Wehwehchen – große wie kleine. Dabei sind Taufen, da sind aber auch Beerdigungen. Da bin und darf ich in erster Linie auch für meine Angestellten hier der Ansprechpartner und der Seelsorger sein.

Das bin ich auch für unsere Honorarkräfte, die hier arbeiten, die mit den Schulklassen zusammenarbeiten. Für die Gäste, die hier sind, biete ich Gottesdienste an und Seelsorgegespräche. Ich werde zudem gezielt für die Firmvorbereitung zum Beispiel angefragt, um mal als junger Seelsorger über die aktuelle Lage der katholischen Kirche zu referieren und da den Fragenhagel zu erleben. Es gibt aber auch viel Interesse und Neugier. Das ist der Alltag, den ich hier erleben darf.

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Frage: Im Kreis Borken sind Sie außerdem Subsidiar in der Seelsorgeeinheit St. Remigius und Christus König. Wie kriegen Sie die Aufgaben alle unter einen Hut?

Meyer: Gutes Zeitmanagement. Ich kann viel miteinander verknüpfen. Ich war zum Beispiel vor einigen Wochen zur Ministrantenwallfahrt in Osnabrück, wo acht Diözesen dabei sind. Da war ich sowohl in der Rolle als Diözesanjugendseelsorger unterwegs, habe aber auch mit der Messdienergruppe hier aus Borken selbst eine Fahrt organisiert. Zusammen mit anderen Gemeinden um uns herum sind wir mit zwei Bussen nach Osnabrück gefahren.

Da versuche ich immer, Synergien zu schaffen und zu gucken, wie ich das, was ich lokal erlebe, vielleicht auch auf Bistumsebene möglich machen kann. Bisher kriege ich es ganz gut hin. Ich habe eher das Problem, dass ich meine Freizeiten organisieren muss. Um die Arbeit muss ich mich nicht bemühen, das kriege ich automatisch hin.

Frage: Sie waren auch in Rom auf Wallfahrt: Was hat die Jugendlichen da beschäftigt und wie war es, sie auf die Firmung vorzubereiten?

Meyer: Oft waren das Vier-Augen-Gespräche und der Konflikt zwischen Kirche als Institution und Kirche als Glaubensgemeinschaft. Ganz konkret gab es Fragen wie zum Beispiel, wie man an einen Gott glauben kann, der so eine Kirche will oder geschaffen hat. Oder wo die Kirche von sich aus sagt, wir sind jetzt hier der Leib Christi – und dann passiert aber so etwas, wie es in den letzten Jahrzehnten leider passiert ist.

Da kann ich sagen, die Aufklärung und die Präventionsarbeit, die wir hier im Bistum Münster leisten, die ist, finde ich, vorbildhaft und die hat sehr gute Ergebnisse erzielt. Ich bin froh, dass Jugendliche religiös sind. Sie sind religiös, sie wissen aber, glaube ich, noch nicht so genau, wie sie mit diesen religiösen Gefühlen umgehen sollen. Das ist eine Sache, die ich merke. Da kann Kirche eine Antwort sein, um zu zeigen, wie es die Heiligen vor vielen Jahren gemacht haben und wie es berühmte Leute heute noch machen. Und wie macht es zum Beispiel die Großmutter zu Hause? Wie geht sie mit solchen religiösen Gefühlen um? Darüber war ich mit den Jugendlichen ganz oft im Gespräch.

Frage: Man merkt, dass Ihnen persönlich die Seelsorge wichtig ist, dieses einfach für jemanden da sein und für jemanden Zeit haben. Haben wir in unserer Welt allgemein zu wenig Zeit für etwas oder jemanden? Würden Sie sagen, das geht verloren? Und ist vielleicht genau das die Stelle, an der die Kirche relevant sein könnte in unserem Lebensalltag?

Meyer: Das denke ich schon. Die Jugendlichen würden jetzt diese Awareness ansprechen, diese Aufmerksamkeit für den oder die links oder rechts neben der eigenen Person. Das ist eigentlich eine total alte Botschaft: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Das gilt auch für die Leute links und rechts, mit denen du vielleicht nicht so viel zu tun hast. Dieses soziale Auseinandergehen ist, glaube ich, auch durch die Pandemie noch einmal stärker geworden. Gewisse Freundschaften haben sich gestärkt, weil das gerade in so einer Krisenzeit gezeigt hat, wie stark so eine persönliche Bindung sein kann. Ich fürchte aber auch, dass sich viele solcher Freundschaften auseinandergelebt haben. Ich glaube, wir haben in den letzten Jahren viel zu viel diese Extreme gelebt.

Einmal diese Regel, wo ich nur diese zwei Haushalte oder fünf Haushalte treffen konnte und genau überlegen musste, mit wem ich mich treffen kann. Mit denen habe ich mich jetzt vielleicht viel stärker verknüpft und Freundschaften geschlossen. Bei anderen habe ich vielleicht jahrelang kaum noch Kontakt gehabt. Ich glaube, wir müssen viel mehr dieses Mittelmaß hinkriegen, dass wir auch emotional nicht zu sehr ins Extreme abdriften, was auf der einen Seite eine soziale Kälte hervorruft, aber auch eine aggressive emotionale Überforderung bei einigen Geschichten.

Um dem vielleicht noch mal ein Fundament zu geben: Wir erleben hier auf der Jugendburg in Gemen mit den verschiedenen Schulklassen und Schulformen, die zu Besuch kommen, einen relativ großen Durchschnitt, was gerade die Schülerinnen und Schüler ausmacht. Da kommen die Phänomene, die ich gerade beschrieben habe, ganz stark vor. Eine Klasse, die vorher vielleicht aus Cliquen bestanden hat, die sich kaum untereinander unterhält oder die vielleicht mal ein gewisses Maß an Aushalten miteinander hinkriegt, das ist jetzt extremer geworden. Wir erleben hier teilweise Schulklassen, wo Schülerinnen und Schüler ihre Namen neu kennenlernen müssen, obwohl sie theoretisch seit vier oder fünf Jahren in einer Klasse gewesen sind. Das ist total faszinierend. Da gilt es vielleicht zu gucken, dass die Kirche darauf hinweisen kann, wie wir die goldene Mitte hinkriegen.

Frage: Was aber ja gleichzeitig nicht einfach ist, wenn schon die eigenen Jugendlichen kirchenintern hadern mit dem Konflikt zwischen Institution und dem eigenen Glaubensleben.

Meyer: Das ist richtig. Da kann ich aber auch nur Seelsorger sein. Ich kann keine pauschalen Antworten liefern, weil das so viele biografische Unterschiede sind. Gerade hier in Westfalen im Münsterland brauchen sich viele über eine gewisse katholische, christliche Erziehung nicht zu beschweren. Da sehe ich auf die Kolleginnen und Kollegen, die in anderen Bistümern in anderen sozialen Milieus unterwegs sind. Da weiß ich auch, dass es uns im Bistum Münster noch relativ gut geht. Das möchte ich auch nicht verhehlen.

Auf der anderen Seite gibt es auch hier immer mehr Klagen, vor allem, wenn ich in den Jugendseelsorge-Konferenzen Hauptamtliche höre, die darüber klagen, dass die Zahlen der Firmungen zurückgehen. Ich frage ganz oft nach, wieso sich die Jugendlichen denn nicht zur Firmung anmelden. Dann heißt es, sie haben nicht nachgefragt. Da sage ich, das wäre doch auch mal ein Lernfeld.

Das war jetzt eine Chance, die ich zum Beispiel in Rom hatte, mal mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, die in der Woche die Firmvorbereitung mitgemacht haben, aber sich dann doch nicht haben firmen lassen. Sie sagen zum Beispiel, sie identifizieren sich zwar nicht mit der Kirche als Institution, aber dieser Glaube an Gott bringt ihnen dennoch richtig Halt. Dann bin ich Seelsorger für diese Jugendlichen, die mit der Kirche hadern, aber doch noch offen für Jesus Christus sind.

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Frage: Wie ist es dazu gekommen, dass Sie jetzt als Diözesanjugendseelsorger für die Zukunft der Kirche zuständig sind, also für den Nachwuchs – die jungen Menschen?

Meyer: Ich bin gefragt worden. (lacht) Ich glaube aber, dass sich die Personalkonferenz etwas dabei gedacht hat. Auf der einen Seite ist es für mich kein Problem, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Das habe ich jetzt auch auf dieser Romfahrt erlebt. Ich nutze soziale Medien, so gut es geht, sodass ich merke, was die aktuellen Trends sind und auf welche Apps die Jugendlichen gerade aufspringen. Da kann ich sehen, wie sich auch die Kommunikation unter den Jugendlichen verändert.

Wenn ich daran denke, wie sehr Facebook und auch vor allem WhatsApp da für Veränderungen gesorgt haben. Welcher Jugendliche telefoniert heute zum Beispiel noch? Es wird viel mehr einfach eine WhatsApp geschrieben, was ja dann wiederum heißt, dass Jugendliche immer mehr verlernen, sich zu artikulieren, sondern lieber ganz schnell tippen. Da gilt es dann zu gucken, wie sich das auch in Gottesdienstformen übernehmen lässt. Die eigenen Gefühle in Worte zu bringen, fällt denen schriftlich viel leichter als wenn ich sagen würde, wir halten jetzt eine freie Fürbitte.

Ich will deshalb einfach schauen, wie die aktuellen Trends sind. Und da freue ich mich sehr darüber, dass ich aus ehemaligen Gemeinden, aber jetzt auch hier vor Ort, Jugendliche habe, die mir so etwas zuschicken. Die haben etwas entdeckt, zum Beispiel auf TikTok oder so. Oder vor ein paar Monaten, das gab es schon länger, aber die App "BeReal" ist aufgetaucht. Da bin ich auch sofort gefragt worden: Hey Ralf, bist du denn schon da? Willst du dich da mal anmelden, weil wir darüber auch schon wieder Bilder austauschen können? Da habe ich zum Glück eine große Community um mich herum, die mich da mitträgt. Das sind sehr viele Jugendliche und junge Erwachsene, die ich in meinen seelsorgerischen Kontexten kennengelernt habe, die mir auf diese Art und Weise auch was Gutes tun.

Frage: Bei "BeReal" und auch auf Instagram kann man ein bisschen von Ihrer Arbeit mitbekommen. Es gibt Gottesdienste, die Sie auf der Jugendburg in Gemen feiern, die Sie als alltagsnah bezeichnen. Was machen Sie anders?

Meyer: Ich bin, glaube ich, etwas unkompliziert. Ein Gottesdienst startet auf der Jugendburg erst einmal sehr selten pünktlich. Das fängt damit an, dass ich erst mal in Zivilkleidung in die Kapelle reinkomme, meine Albe und meine Stola über der Hand trage und auf den Priestersitz lege. Dann frage ich erst einmal, wer eine Lesung halten will. Es wird schon ein bisschen darüber gesprochen, was in der Lesung vorkommt. Wenn man da von außen reinkommt und Albe und Stola schon anhat – da versuche ich eher, nahbar zu sein. Und ich hoffe, ich bin es auch.

Komplizierte Rituale versuche ich zu erklären bzw. versuche sie zu vereinfachen. Das fängt bei Sachen an wie bei der Gabenbereitung: Da lasse ich gerne die komplette Hostienschale einmal durch die Kapelle rumlaufen, sodass sie jeder einmal in der Hand gehabt hat. Das geschieht mit dem Hinweis, dass man, wenn man die Schale in der Hand hat, da doch auch ganz kurz ein persönliches Gebet reinlegen kann. Das legen wir auf den Altar. Das ist quasi eine Art und Weise, mit Fürbitten und Gabenbereitung eine Kombination hinzukriegen. Ich versuche immer so kleine Kniffe reinzusetzen, um zu schauen, wie ich das auch für die Gemeinde abwechslungsreich gestalten kann.

Da hilft mir auch mein persönlicher Werdegang, dass ich zum Beispiel Lehrer werden wollte: Der Pädagoge würde jetzt sagen, der regelmäßige Methodenwechsel erhöht die Aufmerksamkeit. Das gilt für die Liturgie genauso. Wir wechseln uns ab zwischen Gebeten, Lesungen, Liedern, was Selbstbeteiligung angeht. Und da sind im Grunde auch andere Methodenwechsel möglich.

Frage: Das heißt, Sie sind da ziemlich frei und überlegen gerne, experimentieren und probieren aus?

Meyer: Ja, das kann ich so sagen. Ich freue mich über die Rückmeldungen der Gruppen, die sagen, da hätte noch mal eine Erklärung geholfen. Ich bin immer noch sehr klassisch am Raster der typischen Sonntagsmesse, wie sie, glaube ich, jeder und jede kennt, weil ich auch nicht möchte, dass die Leute total überfordert sind.

Im Grunde sehe ich aber trotzdem, wenn ich mir verschiedene andere Konzepte von Jugendmessen ansehe: Der Wortgottesdienst bis zu Gabenbereitung ist meistens, ich sage mal lapidar, "wilde Sau". Da wird dann oft gesagt, die Lesung schmeißen wir mal raus und statt der Predigt machen wir irgendwie ein Anspiel oder irgendeine Aktion. Das ist ja oft der normale Ablauf. Nach der Gabenberatung aber: Hochgebet, dann sitzt der Priester da oben alleine und hält seinen Monolog. Ich versuche, entsprechend Akzente zu setzen. Das Hochgebet ist eine Vorgabe, daran halte ich mich auch. Aber wie sieht das denn eigentlich aus direkt nach dem Hochgebet beim Vater Unser? Was könnte man da machen? Auch abseits von diesen, ich nenne es mal "Erstkommunion-Spielereien", dass das Vater Unser immer mit Gesten gemacht wird, da versuche ich verschiedene Abwandlungen, sodass auch vor allem etwas ältere Jugendliche das nicht so als Kindergarten empfinden. Ich bin froh, dass die mir Rückmeldungen geben und teilweise sagen, da haben sie sich ernstgenommen gefühlt. Und das ist etwas, was sie auch von zu Hause kennen. Das klappt dann ganz gut.

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Frage: Ich habe das Gefühl, das ist das Wichtige, oder? Dahinter steckt gleichzeitig die Frage: Kann man wirklich immer noch innovativer werden bei dem, was man als Gottesdienst feiert und versteht?

Meyer: Die Messe hat ja eine wunderbare Grundlage. Ich weiß gar nicht mehr, in welchem Kontext ich das gelesen habe, aber irgendwann habe ich die Messe mal in einem Vergleich zu einer Geburtstagsparty gesehen. Auch eine Geburtstagsparty oder eine Hochzeitsfeier läuft – so individuell sie Brautpaare vielleicht gestalten – eigentlich immer nach dem gleichen System ab. Weil klar ist: Es gibt immer eine Vorspeise, einen Hauptgang und einen Nachtisch. Und es muss immer so etwas wie ein Spiel dazwischen sein, damit es lustig wird.

Genau solche Strukturen hat die Messe ja auch. Da kann ich selbst überlegen, dass ich mich an diese Struktur halte, aber inhaltlich etwas ändern kann. Ich denke, es sind immer wieder innovative Möglichkeiten da, weil sich die Innovationen ganz oft an den Medien und an der Gesellschaft orientieren und entwickeln. Ich habe vor ein paar Wochen in der Predigt auch schon ein "BeReal" gemacht.

Frage: Wie sieht das dann aus, wie müssen wir uns das vorstellen?

Meyer: Die Kapelle ist sehr rechteckig, wir haben eine Nord- und eine Südseite und ich habe mich dann einfach in die Mitte gestellt. Ein "BeReal" ist ein Foto, das quasi von beiden Seiten gleichzeitig gemacht wird mit der Vorder- und Rückkamera des Smartphones. Ich habe mich dann einfach in die Mitte gestellt und in die eine Richtung ein Selfie gemacht. In der anderen Richtung saß ein Kirchenchor, der fotografiert wurde. Auf diese Art und Weise war die komplette Kirche oder die Gemeinde abgebildet. Es ging in der Predigt dann darum, in der Gesellschaft beide Seiten zu sehen. Und dafür ist "BeReal" einfach ein gutes Beispiel.

Frage: Als Diözesanjugendseelsorger sind Sie für die Jugendlichen im Bistum Münster zuständig. Welche Veranstaltungen sind denn geplant? Was haben Sie in Ihrer Amtszeit vor?

Meyer: Ich bin bei vielen jugendpastoralen Sachen dabei, was die Entwicklung angeht. Im Moment bin ich noch in dieser Kennenlernphase. Ich muss die Gremien kennenlernen und verschiedene Ansprechpartner:innen, mit denen ich jetzt dann auch in den nächsten Jahren zusammenarbeiten werde. Die kenne ich zum Glück schon größtenteils, weil das Mitarbeitende aus den Regionalbüros sind, die auch hier auf lokaler Ebene unterwegs sind. Teilweise kenne ich sie auch noch aus dem Studium. Das ist schon das Gute. Ziemlich viel Netzwerken ist aktuell angesagt mit dem Hintergrund, dass wir verschiedene Erhebungen machen wollen. Nach der Pandemie wollen wir schauen, welche Ideen es gibt, was vielleicht ausbaufähig ist und was unterstützungswürdig ist.

Und ich bin ganz konkret in bistumsweiten Veranstaltungen dabei, zum Beispiel bei der Fahrt zum Weltjugendtag in Portugal im kommenden Jahr. Da bin ich mit im Organisationsteam. Dann wird auch 2024 auf die internationale Ministrantenwallfahrt geschaut. Da bin ich mit dabei. Und vielleicht auch, weil ich ab und zu innovative Ideen für Liturgie habe, ist es der Auftrag der Bistumsleitung, dass ich eine Arbeitsgruppe gründe, die sich genau damit beschäftigt, welche Rituale für Jugendliche in die Eucharistiefeier eingebaut werden können. Da schaue ich einfach mal, was sich in den nächsten Jahren entwickeln wird.

Frage: Was bringt Ihnen persönlich Hoffnung?

Meyer: Die Hoffnung, dass ich im Gottesdienst und im Gebet immer wieder merke, dass der Mensch auf dieser Welt nicht alleine ist. Das zeigt sich durch kleine Gesten. Das zeigt sich durch Wunder im Alltag, die auch zeigen, dass der Mensch immer über sich hinauswächst und eine Kraft in sich birgt, die sich erst dann zeigt, wenn sie wirklich gebraucht wird. Und da das Herz und die Augen offen zu halten, und die Neugier, das ist das, was mir Hoffnung gibt.

Von Katharina Geiger