Missbrauchsbetroffener: Anerkennungszahlungen "völlig intransparent"
Der Sprecher des Betroffenenbeirats im Bistum Passau, Rolf Fahnenbruck, hat die Missbrauchsaufarbeitung der deutschen Bistümer kritisiert. "Kein Bistum in Deutschland tut genug", sagte er der "Passauer Neuen Presse" am Donnerstag. Dabei bemängelte er unter anderem die Anerkennungszahlungen.
Im Durchschnitt kämen die Zahlungen "nicht über 7.200 Euro hinaus", so Fahnenbruck. Zudem sei das System "völlig intransparent". "Für die Bistümer selbst, aber erst recht für die Betroffenen." Weiterhin hätten Betroffene nicht das Gefühl, sich vertrauensvoll an die Kirche wenden zu können. "stattdessen hören sie in den Medien von Vertretern der Kirche, dass sie die katholische Kirche arm machen. Viele dieser unklugen Äußerungen führen zu noch mehr Wut und Zorn." Dabei sei es das Wichtigste, den Betroffenen zuzuhören, erst dann sollte über Anerkennungszahlungen gesprochen werden. "Das ist Kritik an der Art und Weise, wie manche Bistümer das handhaben. Auch in Passau ist da viel Ausbaupotenzial vorhanden."
Er erlebe die Kirche sprachlos
Generell erlebe er die Kirche sprachlos. "Ich würde mir eine Kirche wünschen, die nicht nur zugibt, was alle schon wissen, sondern mehr Empathie und persönliches Interesse an jedem Betroffenen zeigt, die für Aufklärung sorgt und vor allem für Transparenz steht." Das sehe er jedoch noch nicht ausreichend. Die Bistümer seien unterschiedlich weit, in Passau sei man schon sehr weit. "Aber es ist überall kein Herzensthema."
An dem 2020 von den deutschen Bischöfen reformierten System gibt es immer wieder Kritik. So forderte etwa der Würzburger Betroffenenbeirat dessen Abschaffung, weil dort entschieden werde, ohne mit den Betroffenen zu sprechen. Seit der Reform entscheidet die dafür geschaffene Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) über die Verteilung von Geldern an Betroffene. (cph)