Hildesheim: Betroffene kritisieren Missbrauchs-Gedenkfeier
Betroffene sexuellen Missbrauchs in der Kirche kritisieren die am Donnerstag im Hildesheimer Dom geplante Gedenkfeier. "Man kann doch nicht im Dom ein gemütliches Beisammensein zelebrieren, wenn es viele Betroffene auch nach vielen Jahren gar nicht schaffen, wegen der psychischen Belastung überhaupt eine Kirche zu betreten", sagte der Sprecher der Betroffeneninitiative Hildesheim, Jens Windel, der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" am Mittwoch. Er selbst werde nicht an der Feier teilnehmen.
"Das hätte eine völlig falsche Außenwirkung", so Windel. Er wolle sich jedoch auf dem Domhof positionieren und ansprechbar sein. Er und andere Betroffene wenden sich gegen eine von ihnen empfundene Vereinnahmung durch die Kirche. Er habe auch kein Verständnis dafür, dass einige Mitglieder aus dem Betroffenenbeirat der drei (Erz-)Bistümer Osnabrück, Hamburg und Hildesheim die Feier besuchen wollen, so Windel.
Bischof Wilmer soll Grußwort sprechen
Die Gedenkfeier wurde vom Bistum Hildesheim organisiert und geht laut dessen Angaben auf einen Impuls von Papst Franziskus zurück. "Der Papst tut absolut nichts, um sexuellen Missbrauch aufzuklären und Täter zu verfolgen", sagt dazu jedoch Windel. Bei der geplanten Feier wird der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer ein Grußwort sprechen und einen Bibeltext verlesen. Sonst sollen jedoch laut Bistum die Betroffenen im Mittelpunkt stehen. Priester wurden daher gebeten, auf ihre Berufskleidung zu verzichten, da diese Betroffene triggern könne.
Im Kölner Dom fand in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal eine solche Gedenkfeier für Missbrauchsbetroffene statt. Nachdem es im Jahr zuvor heftigen Streit um die Veranstaltung gegeben hatte, gab es in diesem Jahr keine so große Diskussion. (cph)