Kardinäle Ouellet und Ladaria hatten deutliche Kritik am Synodalen Weg geübt

Striet: Veröffentlichung der Ad-limina-Beiträge "klare Ansage"

Veröffentlicht am 29.11.2022 um 11:54 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Beim Ad-limina-Besuch habe der Vatikan klare "Stoppschilder" aufgestellt, sagt Theologe Magnus Striet. Neu sei jedoch, dass es dabei zu Auseinandersetzungen gekommen sei. Er sieht darin einen weiteren Schritt der Entwicklung der Kirche.

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Der Freiburger Fundamentaltheologe Magnus Striet glaubt, dass beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom von Kurienvertretern "Stoppschilder" bei einigen Reformthemen aufgestellt worden sind. Zwar sei kein ausdrückliches Verbot für den Synodalen Weg ausgesprochen worden, "allerdings wird man schon noch diesen Vorgang, dass die Ansprachen von Ouellet und Ladaria veröffentlicht worden sind, als klare Ansage beschreiben müssen", sagte Striet dem Deutschlandfunk am Montag. Neu sei, dass es bei den Treffen von Bischöfen und Kurienvertretern "offensichtlich zu härteren Auseinandersetzungen" gekommen sei. "Das wäre vor einigen Jahren so noch nicht passiert."

Vom 14. bis zum 18. November waren die deutschen Bischöfe zu Gesprächen mit den Vatikanbehörden und dem Papst in Rom. Diözesanbischöfe sind verpflichtet, in der Regel alle fünf Jahre gegenüber dem Papst einen Bericht über die Situation in ihrem Bistum abzugeben. Den Abschluss der Gespräche bildete ein inderdikasterielles Treffen der deutschen Bischöfe mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dem Präfekten des Glaubens-Dikasteriums, Kardinal Luis Ladaria und dem Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe, Marc Ouellet. Die Eingangsstatements von Ladaria und Ouellet waren in der vergangenen Woche vom Vatikan veröffentlicht worden. Letzterer schlug unter anderem ein Moratorium für den Reformprozess vor, das von den deutschen Bischöfen jedoch abgelehnt wurde.

Striet: Nichterscheinen des Papstes war "Demütigung"

Striet bezeichnete es als eine "Demütigung", dass der Papst überraschenderweise nicht zum interdikasteriellen Treffen gekommen sei, obwohl dies zuvor offensichtlich vereinbart oder angekündigt worden war. Er frage sich, wie die Kurienvertreter weiter mit Vertreterinnen und Vertreter des Synodalen Wegs sprechen könnten, wenn klar sei, dass sie nichts verändern könnten oder wollten. "Zumal ja auch Kardinal Ouellet eine Haltung eingefordert hat, die einem klaren Gehorsam gegenüber dem römischen Lehramt entspricht", sagte der Theologe.

Spätestens seit der Enzyklika "Humanae vitae" (1968) gebe es jedoch eine deutliche Entwicklung, dass Gläubige nicht mehr dem Lehramt folgten, weil die Begründungen für sie nicht mehr nachvollziehbar seien. "Dieser innerliche Protest ist inzwischen längst zu einem offenen Phänomen geworden, sodass jetzt auch in anderen Fragen offen diskutiert wird", schlussfolgerte Striet. Niemand schweige mehr, auch wenn in Rom rote Linien gezogen würden. "Da geht etwas historisch betrachtet zu Ende", so der Theologe.

Er vertrete die These, dass kirchliche Veränderungen auf ortskirchlicher Ebene durchgeführt werden müssten. Wenn der vom Papst angestrengte weltweite synodale Prozess ins Leere laufen sollte, werde die Frage nach kirchlichen Veränderungen auf die ortskirchliche Ebene übertragen werden. Dass die Gläubigen sich "ermächtigt" hätten, sei schon jetzt anhand der Gesprächsformate auf dem Synodalen Weg zu beobachten. "Die Frage der Kompetenz spielt eine entscheidende Rolle: Welche Person kann kompetent mit Gründen argumentieren und so fallen die Entscheidungen", so Striet. "Das heißt, faktisch wird das bischöfliche Amt auf jeden Fall in eine andere Rolle durch die Gläubigen selbst moderiert werden." (cbr)