Deutscher Reformprozess werde "Schritt für Schritt" weitergehen

Stetter-Karp: Rom-Kritik am Synodalen Weg jenseits des Erträglichen

Veröffentlicht am 16.12.2022 um 13:26 Uhr – Lesedauer: 

Oberursel ‐ Beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe hat der Vatikan den Synodalen Weg scharf kritisiert. Die ZdK-Vorsitzende Irme Stetter-Karp will das nicht auf sich sitzen lassen und verweist auf Ortskirchen weltweit mit ähnlichen Reformanliegen.

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Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat die Kritik aus dem Vatikan am Synodalen Weg scharf verurteilt. Die Behauptung von Kurienkardinal Marc Ouellet, der Reformprozess nutze den kirchlichen Missbrauchsskandal aus, um Neuerungen in der Kirche einzuführen, bezeichnete Stetter-Karp in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Zeitschrift "Publik-Forum" als indiskutabel. "Das ist jenseits einer erträglichen Grenze", so die Präsidentin des Laien-Komitees. Die Kritik aus Rom habe sie jedoch nicht überrascht. Ouellet hatte sich in einer Rede beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan Mitte November kritisch zum Synodalen Weg geäußert. Der Präfekt des Bischofsdikasteriums griff dabei auch die Kritik auf, der Reformprozess treibe ein Schisma in der Kirche voran.

Der Synodale Weg werde trotz der Kritik aus dem Vatikan "Schritt für Schritt" fortgesetzt, sagte Stetter-Karp weiter. Einige Beschlüsse würden nicht ohne die Zustimmung der Weltkirche umgesetzt werden können, da mache sie sich keine Illusionen. "Da können wir nur dranbleiben und Partner suchen." Der Synodale Weg habe weltweit bereits starke Verbündete: "Nach der Amazonassynode konnten die Laien dort eine Dauerkonferenz durchsetzen – ähnlich zu unserem geplanten Synodalen Rat." Die Frage der strukturellen Verantwortung und die Frauenfrage würden viele Ortskirchen beschäftigen. Manche Themen könnten nach Ansicht der ZdK-Präsidentin auch von der Ortskirche in Deutschland umgesetzt werden, etwa die Frage, "ob Frauen das Evangelium in einer Liturgie auslegen können oder bei der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren". Wer diese und weitere Reformforderungen allein als deutsches Interesse darstelle, versuche die Kirche zu spalten.

Sie erwarte von den Diözesanbischöfen, dass sie die Beschlüsse des Synodalen Wegs in ihren Bistümern umsetzten, so Stetter-Karp. "Das wird aber nicht im gleichen Takt und in der gleichen Geschwindigkeit stattfinden." Deshalb habe sie es befürwortet, dass bei der vierten Synodalversammlung im September öffentlich abgestimmt wurde. "Das erhöht die Aufmerksamkeit in den Diözesen." Diese politische Strategie sei zur Schaffung einer beobachtenden Öffentlichkeit notwendig, ähnlich wie bei der Aufarbeitung des Missbrauchs. Reformen in der Kirche seien dringend nötig: "Wir können es nicht einfach noch 30 Jahre so lassen, wie es ist", so Stetter-Karp. (rom)