Erzbistum Köln sucht Gespräch mit protestierendem Kirchenvorstand
Das Erzbistum Köln hat auf die Proteste in Bergisch Gladbach nach der Abberufung von Pfarrern mit einem Gesprächsangebot geantwortet. Am Montagabend teilte die Erzdiözese mit, dass auf den offenen Brief des Kirchenvorstands unverzüglich reagiert wurde und Weihbischof Ansgar Puff den Gremien noch für diese Woche ein klärendes Gespräch angeboten habe. Am Wochenende hatte die für die Gemeinden überraschende Ausweisung der aus fünf Gemeinden bestehenden neuen Pastoralen Einheit zum "Modellprojekt" im Prozess "#ZusammenFinden" für deutlichen Unmut gesorgt. Anstatt wie angekündigt erst zum 1. September soll die Pastorale Einheit bereits zum 1. März eingerichtet werden. Auch zwei der Pfarrer verlassen zu diesem Zeitpunkt die Gemeinden.
Der Pfarrer von St. Johann Baptist Refrath-Frankenforst, Winfried Kissel, schrieb in einem Brief an die Gemeinde, dass sein Rücktritt von Erzbischof Rainer Maria Woelki unter Verweis auf sein Gehorsamsversprechen verlangt worden sei und er ihn nicht freiwillig angeboten habe. Der Kirchenvorstand von Kissels Gemeinde sprach von Lügen seitens des Erzbistums. In einem Gespräch Ende November 2022 sei seitens des Erzbistums mitgeteilt worden, dass noch keine Entscheidungen zu Personal und Zuschnitt getroffen würden, und dass zugesichert wurde, dass vor Entscheidungen Gespräche vor Ort stattfinden sollten. Auf Anfrage von katholisch.de wies ein Sprecher der Erzdiözese am Dienstag die Darstellung zurück. Gespräche seien zwar bezüglich weiterer Entwicklungsschritte wie in allen anderen Pastoralen Einheiten angekündigt worden. "Es gab keine Zusicherung, dass dies im Vorfeld zu anstehenden Personalentscheidungen geschieht", so der Sprecher: "Verständlicherweise sorgt die dort gemachte Ankündigung für Unmut, dass die Errichtung der Pastoralen Einheiten zum 1.9.2023 geschehen soll; im besonderen Falle des Modellprojekts wird diese Errichtung nun auf den 1.3.2023 vorgezogen."
Künftiger Pfarrer sieht Modellprojekt als Chance
In einem Interview mit dem Bergisch Gladbacher Bürgerportal "in-gl.de" sagte am Montag der Kreisdechant Norbert Hörter, der ab März leitender Pfarrer der neuen Pastoralen Einheit Bergisch Gladbach sein wird, dass die Stadt durch die zuständige Hauptabteilung Entwicklung Pastoraler Einheiten im Erzbischöflichen Generalvikariat für das Modellprojekt ausgewählt wurde und dort die Entscheidung getroffen wurde. "Die Verantwortlichen im Erzbischöflichen Generalvikariat sind auf mich zugekommen mit der Bitte, das Projekt hier in Bergisch Gladbach zu begleiten", so Hörter. Mit dem Status als Modellprojekt ist der frühere Start zum März statt zum September verbunden. Das Modellprojekt bietet nach Ansicht Hörters die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, von denen die Gemeinden und das Erzbistum lernen können.
Unter dem Projekttitel "#ZusammenFinden" will das Erzbistum Köln seine bislang 178 Seelsorgebereiche auf etwa 65 Pastorale Einheiten reduzieren. Als Grund für den Prozess führte das Erzbistum im vergangenen März die rückläufigen Zahlen bei Katholiken, Engagierten, Seelsorgenden und bei den Finanzen an. Kardinal Woelki hatte im Rahmen des "Pastoralen Zukunftswegs" diesen Schritt angekündigt, was zu heftiger Kritik an der Kirchenbasis geführt hatte. Die Entscheidung über den Zuschnitt der künftigen Einheiten sollte maßgeblich durch die Gremien vor Ort geschehen; das Erzbistum kündigte an, dass überall dort, wo es einheitliche Voten der beteiligten Gremien gebe, der Erzbischof diese Voten bestätigen werde. Im April wurden die Vorschläge für den neuen Zuschnitt vorgestellt. (fxn)