Theologiestudium an staatlichen Hochschulen in Deutschland besser als andernorts

Theologe: Deutsche Theologie zukunftsweisend für Weltkirche

Veröffentlicht am 01.02.2023 um 11:41 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der Theologe Klaus Unterburger sieht die deutsche Theologie in einer Vorreiterrolle. Andernorts gebe es in der Regel eine schlechtere theologische Ausbildung. Daher seien Reformvorschläge aus Deutschland zukunftsweisend für die Weltkirche.

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Der Theologe Klaus Unterburger sieht in der staatlichen Theologenausbildung in Deutschland einen Motor für zukunftsweisende Kirchenreformen. Nachdem im Kulturkampf der romanischen Länder die Priesterausbildung von den Universitäten in die Seminare verlagert wurde, gebe es dort in der Regel eine schlechtere theologische Ausbildung, sagte der Münchener Kirchengeschichtsprofessor am Mittwoch dem Kölner "Domradio". Deutschland hingegen könne bei der Theologenausbildung auf andere Ressourcen zurückgreifen und so schneller und früher auf Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft reagieren.

Ungleichzeitigkeiten von Reformen und Theologie habe es in der Kirche immer gegeben. "Aber dass die Deutschen jetzt so besonders schnell sind, das ist so ein typisches Phänomen, das es seit der Aufklärung, seit dem 19. Jahrhundert gibt", erklärte Unterburger. Unstrittig sei, dass die Theologie nördlich der Alpen mit ihren Einsichten einen großen Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil gehabt habe. Seither gebe es eben in Rom Kräfte, die das Reformtempo drosseln wollten.

Deutsche Bischofskonferenz: Vorreiter in der Weltkirche

Als beispielhaft für deutsche Reformanstöße nannte Unterburger die liturgische Bewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Liturgie sei in Deutschland "sehr viel schneller und früher durchdacht worden als andernorts". So sei es von Deutschland aus zur Liturgiereform gekommen. Aufgrund einer guten Ausbildung des Klerus und einer selbständigen Bewegung gebildeter Laien in katholischen Vereinen habe man sich in Deutschland auch mit dem Sozialismus besser auseinandersetzen können. Dies seien Prozesse, bei denen die deutsche Kirche in vielen Bereichen schon so etwas wie eine Vorreiterrolle hatte. "Natürlich nicht nur Deutschland, aber es gab da doch eine gewisse Tendenz, manche Dinge früher und vielleicht auch zukunftsweisend für die Weltkirche zu sehen."

Auch die frühe Gründung einer deutschen Bischofskonferenz habe die deutsche Vorreiterrolle beeinflusst: "Das hat man in Rom lange versucht zu bremsen, weil natürlich da innerkirchlich in der Machtverteilung das Problem liegt, dass da ein potenzielles Machtzentrum außerhalb Roms entsteht." Der einzelne Bischof sei sehr viel abhängiger von Rom als eine Bischofskonferenz, sagte Unterburger. "Immerhin gelang es den deutschen Bischöfen nach einem wirklich harten Ringen ab 1848, dass es so etwas wie eine Bischofskonferenz gibt." In der Weltkirche wurden Bischofskonferenzen erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) eigene Kompetenzen übertragen. (ben)