Standpunkt

Weltsynode in Prag: Am Ende entscheiden nur die Bischöfe

Veröffentlicht am 07.02.2023 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Erfurt ‐ Die Kritik von Franziskus, der Synodale Weg in Deutschland sei elitär, findet Julia Knop herablassend – vor allem in Hinblick auf dessen eigenes synodales Projekt. Die Weltsynode lasse echte Formen von Diskurs und Partizipation vermissen.

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Wenn Ideologien kirchliche Prozesse bestimmen und Eliten sich breit machen, geht der Heilige Geist nach Hause, sagte Papst Franziskus kürzlich und meinte damit den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Das war ziemlich herablassend. Denn wann Reformbemühungen ideologisch werden und welche Eliten den Heiligen Geist vertreiben, wäre ja erst zu klären. Auch zu klären wäre, wie das geht: ernsthaft auf die Gläubigen zu hören und alle mitzunehmen. Das sollte der weltsynodale Weg eigentlich leisten, den der Papst 2021 initiiert hat.

Er begann verheißungsvoll: Von überall her beschrieben die Gläubigen, was sie im Glauben umtreibt und wo sie kirchlichen Erneuerungsbedarf sehen. Nun könnte es engagiert weitergehen, sollte man meinen, richtig synodal, ohne Ideologien und elitäres Gehabe, damit der Heilige Geist sich nicht davonstiehlt.
Die kontinentale Etappe dieses weltsynodalen Wegs hätte Gelegenheit geben können.

Derzeit treffen sich Delegierte der europäischen Bischofskonferenzen dazu in Prag. Doch Reformthemen stehen da gar nicht an. Es gibt keine Debatte, stattdessen drei Mammutsitzungen, in denen 39 vorbereitete Statements verlesen werden. Spontane Wortmeldungen sind kaum vorgesehen, stattdessen alle halbe Stunde drei Minuten Meditation, damit der Heilige Geist zum Zug kommt. Es gibt kein Arbeitsprogramm, stattdessen, nach Familienstand sortiert, "geistliches Gespräch" in Kleingruppen darüber, was das Gehörte mit einem macht.

Synodale Prozesse nach römischer Façon sind weder diskursiv noch partizipativ. Sie dienen nicht der gemeinsamen Willensbildung, sondern der bischöflichen Urteilsfindung. In römischer Lesart beurteilt allein die kirchliche Führungselite, natürlich ganz unideologisch, ob das, was die Gläubigen wichtig finden, vom Heiligen Geist inspiriert ist oder nicht. In Prag geschieht dies am Ende in nichtöffentlicher Sitzung der Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen. Sie werden das Abschlussdokument finalisieren und über die Ergebnisse dieser Etappe befinden. Aber nicht etwa über Reformimpulse – darum ging es ja nicht, sondern bloß über die "synodale Erfahrung" in Prag.

Bis dahin sind die Laien längst abgereist. Gut möglich, dass der Heilige Geist mit ihnen nach Hause fährt. Denn er spricht ja die Sprache der Menschen. Er lässt sich nicht bändigen, weder in Schweigeminuten noch in bischöflicher Selbstreflexion. Er weht, wo er will.

Von Julia Knop

Die Autorin

Julia Knop ist Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.