Akzent müsse statt auf Trennung auf Einheit liegen

Papst: Debatte um Laien in der Kirche muss Machtfrage überwinden

Veröffentlicht am 18.02.2023 um 16:21 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die Wertschätzung von Laien hängt für Papst Franziskus nicht von theologischen Neuerungen ab. Vielmehr gehe es ihm um die Einheit der Kirche, sagte er. Zudem wünscht er sich, beim Thema Laien nicht nur an Machtverhältnisse zu denken.

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Die Diskussion um Laien in der katholischen Kirche muss nach Meinung von Papst Franziskus eine Sichtweise überwinden, die Klassen und Rangstufen unterscheidet und um Macht kreist. Der Akzent müsse "auf der Einheit und nicht auf der Trennung" liegen, sagte er am Samstag vor Delegierten der Laien-Kommissionen von Bischofskonferenzen weltweit. Einer breiteren Zulassung zu Weiheämtern wegen des Priestermangels oder als – so wörtlich – "Revanche" für frühere Ausgrenzung erteilte der Papst eine Absage. 

Franziskus äußerte sich zum Abschluss eines dreitägigen Kongresses der Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben. Thema war das Zusammenwirken von geweihten Amtsträgern und katholischen Laien, auch mit Blick auf die im Oktober in Rom beginnende Weltsynode. Eingeladen waren die zuständigen Ausschüsse der Bischofskonferenzen, nicht aber einzelne Laienverbände wie der Zentralrat der deutschen Katholiken. 

Der Papst kritisierte Trennungen innerhalb der katholischen Gemeinschaft. Vielfach seien Gruppen auf "parallelen Gleisen" unterwegs, etwa ein Klerus ohne Kontakt zu Nichtgeweihten, aber auch geistige Eliten, die sich vom Volksglauben abgekoppelt hätten, oder die römische Kurie getrennt von den Ortskirchen. 

Kritik an Trennungen in der Kirche 

Die Kirche müsse als "ein Leib, als ein wahres Volk" geeint im Glauben leben, betonte Franziskus. Die von ihm als Programm ausgegebene Synodalität finde "ihre Quelle und ihr letztes Ziel in der Mission". In diesem Rahmen sei auch die Mitverantwortung von Laien zu sehen. 

Die Wertschätzung von Laien in der katholischen Kirche hänge weder von theologischen Neuerungen ab noch von "funktionalen Erfordernissen wegen des Priesterrückgangs", sagte Franziskus. Noch weniger könnten Grundsatzforderungen eine Rolle spielen, "jenen eine Revanche zu gewähren, die in der Vergangenheit ins Abseits gestellt wurden". Laien dürften nicht nur als "Nichtkleriker" betrachtet werden. "Wir sind Getaufte, Christen, Jünger Jesu. Alles andere ist zweitrangig", so der Papst.

Als Betätigungsfeld für Laien nannte Franziskus in erster Linie die "säkulare Wirklichkeit" ihres Alltags; dies schließe Mitwirkung in Liturgie, religiöser Unterweisung, in Leitungsstrukturen und der Vermögensverwaltung sowie bei der Planung und Umsetzung von Pastoralprogrammen nicht aus. 

Vor allem Frauen müssten "mit ihren Kompetenzen und ihren menschlichen und spirituellen Gaben" stärker gewürdigt werden, sagte der Papst. Unter anderem nannte er eine Zusammenarbeit mit Priestern in der Kinder- und Jugendbildung und die Bereiche Ehe und Familie. Franziskus verlangte die Einbeziehung von Frauen in Pastoralinitiativen auf lokaler, nationaler und weltkirchlicher Ebene. Sie müssten auch in Kirchenbehörden präsent sein. 

Verkündigung habe rechtliche Seite 

Bei einer Veranstaltung des römischen Kirchengerichts der Rota betonte der Papst ebenfalls am Samstag, dass die Verkündigung der christlichen Botschaft notwendig eine rechtliche Seite habe: Da jeder Mensch ein Recht auf die Begegnung mit Christus habe, zielten alle kirchenrechtlichen Normen und Akte darauf, "die Echtheit und Fruchtbarkeit dieser Begegnung zu fördern". Nach einem Grundsatz des katholischen Kirchenrechts sei "das Heil der Seelen das oberste Gesetz". 

Es gebe in der Kirche "weder Recht ohne Evangelisierung noch Evangelisierung ohne Recht", sagte der Papst. Verkündigung der Frohen Botschaft sei die "vorrangige rechtliche Verpflichtung" sowohl der Kirchenleiter als auch aller Gläubigen. In dem Zusammenhang nannte er einen synodalen Geist, also ein neues Verständnis des kirchlichen Miteinanders, die unabdingbare Voraussetzung für juristisches Wirken in der Kirche. 

Insbesondere Familienseelsorge könne rechtliche Fragen nicht ausklammern, betonte Franziskus. Als Beispiel verwies er auf die Verhinderung von Eheschließungen, die aus katholischer Sicht nichtig wären, aber auch auf die Beratung von Paaren in einer Krise über rechtliche Möglichkeiten einer Eheannullierung. (cph/KNA)