"Uns fehlt in Deutschland mitunter etwas der lange Atem"

Bischof Wilmer warnt vor zu großen Erwartungen an Synodalen Weg

Veröffentlicht am 28.02.2023 um 15:41 Uhr – Lesedauer: 

Düsseldorf ‐ Er fahre mit "gemischten Gefühlen" zur letzten Synodalversammlung, gibt Bischof Wilmer zu. Einerseits sieht er eine Ungeduld bei Kirchenreformen – andererseits sorgt er sich um den zu erwartenden Ton in den abschließenden Debatten des Synodalen Wegs.

  • Teilen:

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer warnt vor zu hohen Erwartungen an den Synodalen Weg, mit dem Kleriker und Laien die katholische Kirche reformieren wollen. Vor der fünften und letzten Synodalversammlung vom 9. bis 11. März in Frankfurt sagte er der "Rheinischen Post" (Mittwoch): "Es ist in der Tat nicht alltäglich, dass Männer und Frauen im großen Ausmaß gemeinsam mit Bischöfen an langen Tischen sitzen und diskutieren. Das hat Erwartungen geweckt nach dem Motto: Jetzt können wir die Kirche endlich drehen."

Wilmer betonte, es habe sich sehr viel Reformbedarf in der Kirche angestaut. "Ich bin unbedingt für eine Erneuerung. Wir müssen weiterkommen. Wir sind aber zu ungeduldig", erklärte er. "Uns fehlt in Deutschland mitunter etwas der lange Atem. Es fehlt manchmal die Bereitschaft anzuerkennen, dass nicht alles innerhalb der eigenen Lebensspanne umgesetzt werden kann."

Der 61-jährige Bischof sorgt sich nach eigenen Worten um den Ton in den abschließenden Debatten des Synodalen Wegs, etwa zum Zölibat und zu Frauen in sakramentalen Ämtern. "Ich scheue bestimmt keinen Streit, den hat es immer schon gegeben und davon berichtet auch die Apostelgeschichte." Streit sei immer auch das Zeichen eines intensiven gemeinsamen Ringens. "Es kommt dabei aber immer darauf an, wie wir miteinander umgehen. Und ich hoffe, dass wir uns jetzt nicht verheddern." Aus diesem Grund fahre er mit "gemischten Gefühlen" nach Frankfurt.

Synodaler Weg hat "uns definitiv verändert"

Nach den Worten des Bischofs hat der Synodale Weg, so wie er gegangen werde, "uns definitiv verändert – egal wie und wo er enden wird. Die katholische Kirche in Deutschland ist jetzt schon eine andere, und sie wird sich weiter verändern."

Die Kirche stecke "in puncto Partizipation ja noch in den Kinderschuhen. Wir sind in der katholischen Kirche im Grunde ein Großverband von Menschen, der erste Erfahrung macht bei der Beteiligung aller. Ich rede dabei nicht über die Demokratisierung der Kirche, aber schon darüber, dass wir inzwischen demokratische Elemente kennen", betonte er. "Wir brauchen davor keine Scheu zu haben. Nur ist die Stimmung emotional bis zum Anschlag aufgeladen. Da hoffe ich einfach auf mehr Gelassenheit. Was nicht heißt: unernster; sondern nur: weniger dramatisch."

Auf dem Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle von Frauen in der Kirche. Aus dem Vatikan gab es immer wieder Kritik am deutschen Reformprojekt. (tmg/KNA)