Standpunkt

Die Kirche in Deutschland muss weitere Post aus Rom in Kauf nehmen

Veröffentlicht am 03.03.2023 um 00:01 Uhr – Von Björn Odendahl – Lesedauer: 

Bonn ‐ Vieles, was der Synodale Weg in verbindliche Formen gießen möchte, ist in Teilen der Weltkirche längst gelebte Praxis. Und doch wird es ihm ironischerweise zum Verhängnis. Mit dieser Doppelmoral muss Schluss sein, kommentiert Björn Odendahl.

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Es war ein einmaliger Vorgang, als sich die Bischöfe und Laien in Deutschland gemeinsam auf den (Synodalen) Weg machten, um die systemischen Ursachen für Missbrauch in der katholischen Kirche zu beseitigen. Sie taten das gut organisiert, theologisch fundiert und vor allem: für alle transparent. Synodalversammlungen wurden live gestreamt und die Entstehung von Grund- und Handlungstexten penibel genau dokumentiert. Jede Änderung und jedes Ringen um Passagen, Sätze oder einzelne Wörter konnte nachvollzogen werden.

"Vorbildlich" sollte man denken, wenn man auf die Intransparenz blickt, die noch heute viele Vorgänge innerhalb der katholischen Kirche bestimmt – bis hin zum anhaltenden Vertuschen von Missbrauch in vielen Teilen der Weltkirche. Doch die Realität ist ironischerweise eine andere. Denn genau diese Transparenz und theologische Unterfütterung von Veränderungswünschen in der Kirche wird dem Synodalen Weg immer wieder zum Verhängnis. Vor allem in Rom arbeitet man sich an den Beschlüssen und Formulierungen ab.

Dabei ist vieles, was der Synodale Weg nun in verbindliche Formen gießen möchte, in Teilen der Weltkirche – auch hier – längst gelebte Praxis: synodale Strukturen, die Homilie von Frauen oder die Leitung von Pfarreien durch Laien, die Akzeptanz von nicht-zölibatär lebenden Priestern oder die Segnung homosexueller Paare. Der große Unterschied: Alles, was nicht der offiziellen kirchlichen Lehre entspricht, wird als "pastorale Ausnahmesituationen" gelabelt, mit Hilfskonstruktionen rechtlich abgesichert oder einfach stillschweigend toleriert. Ausnahmen bestätigen schließlich die Regel. Damit kann der Vatikan leben.

Umso wichtiger ist es, dass der Synodaler Weg und später der Synodale Ausschuss bei ihrer klaren Linie bleiben und damit ihrer Vorreiterrolle gerecht werden. In vielen Teilen der Welt blickt man dankbar nach Deutschland. Die Zeiten von Intransparenz und Doppelmoral in der katholischen Kirche müssen endlich der Vergangenheit angehören. Dafür sollte man auch weitere Post aus dem Vatikan in Kauf nehmen.

Von Björn Odendahl

Der Autor

Björn Odendahl ist Redaktionsleiter bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.