Tweet von "Maria 1.0" zu Tanz-Aufführung sorgt für Empörung
20:45 Uhr: Synodaler Weg vertagt Entscheidung zu mehr Laienmitbestimmung
Der Synodale Weg hat die Entscheidung über einen Text zu mehr Laienmitbestimmung in der katholischen Kirche vertagt. Mit großer Mehrheit stimmte die Synodalversammlung in Frankfurt am Freitagabend für einen Antrag, das umstrittene Papier erst im sogenannten Synodalen Ausschuss final zu beraten. Über dessen Zusammensetzung sollte am Samstag durch Wahlen entschieden werden sollte.
In der Debatte hatten mehrere Bischöfe deutlich gemacht, dass sie die in dem Text geforderte Selbstbindung an die Entscheidungen gemischter Gremien kritisch sehen. Mehrere Laiensprecher hatten dies scharf kritisiert.
Der Vatikan hatte die Gründung sogenannter Synodaler Räte, also gemeinsamer Leitungsorgane von Laien und Klerikern, in mehreren Interventionen kategorisch ausgeschlossen und an die unaufgebbare Autorität der Bischöfe erinnert.
Mehrere Bischöfe, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hatten erklärt, trotzdem an der Idee gemeinschaftlicher Entscheidungsgremien von Bischöfen und Laien festhalten zu wollen. (KNA)
18:15 Uhr: Synodaler Weg nimmt Missbrauch von Frauen in den Blick
Wie lassen sich erwachsene Frauen in der katholischen Kirche besser vor Missbrauch schützen? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Papiers, das am Freitagabend bei der Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt in Erster Lesung beraten wurde. Das Papier fand dabei eine Zustimmung von 100 Prozent der Synodalen, ist aber noch nicht beschlossen. Kritisiert wird darin, dass Missbrauch an Erwachsenen bei Beratungsangeboten und in Schutzkonzepten bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe. Dies müsse sich ändern.
Notwendig seien beispielsweise einheitliche Verfahrensregeln im Fall von sexuellem Missbrauch von Erwachsenen in Seelsorgebeziehungen oder in anderen Abhängigkeitsverhältnissen sowie eine "klare und nachvollziehbare Aktenführung". Ebenso brauche es Regeln für eine finanzielle Unterstützung der Betroffenen, auch bei therapeutischen Maßnahmen oder juristischer Beratung. Außerdem müssten Anlaufstellen für erwachsene Frauen ausgebaut werden.
Es sei seit Jahren bekannt, dass zahlreiche Erwachsene, insbesondere erwachsene Frauen, Betroffene von geistlichem beziehungsweise sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche seien. "Gleichzeitig sind die rechtlichen Regelungen unzureichend", heißt es in dem Handlungstext, der den Titel "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" trägt. (KNA)
17:45 Uhr: Synodaler Weg beschließt strengeren Umgang mit Missbrauch-Tätern
Der Synodale Weg hat strengere Vorgehensweisen im Umgang mit Priestern, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, beschlossen. Bei der Vollversammlung des Reformprojekt votierten Bischöfe und Laienvertreter am Freitag in Frankfurt mit 100 Prozent für ein entsprechendes Papier. Es plädiert dafür, bei verantwortlichen Stellen wie der Deutschen Bischofskonferenz verbindliche Regeln zur Prävention, zur Aufklärung und zum Umgang mit Tätern zu etablieren.
Die Synodalversammlung fordert die Bischofskonferenz auf, eine Disziplinarordnung für Priester zu erarbeiten. Bischöfe sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, gegenüber Priestern, denen zwar kein strafrechtlich relevantes Verhalten nachgewiesen werden konnte, die jedoch ein grenzwertiges Verhalten zeigen, disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen. Ist die Täterschaft eines Klerikers nachgewiesen, brauche es eine per Dekret ausgesprochene Auflage zur Therapie. Außerdem soll für jeden Täter eine "Kontrollperson" eingesetzt werden, die die Therapieauflagen überprüft und den weiteren Berufs- und Lebensweg der Täter verfolgt. Dies sei in besonderer Weise auch bei Wechseln über Bistumsgrenzen hinaus zu beachten.
Bestimmungen zu Präventionsarbeit
Die Synodalversammlung beauftragt die Bischofskonferenz und den Laien-Dachverband ZdK, darauf hinzuwirken und zu überprüfen, dass in katholischen Institutionen und Verbänden Präventionsordnungen und Schutzkonzepte verbindlich umgesetzt werden. Zudem solle Präventionsarbeit fester Bestandteil der Priesterausbildung und der Ausbildung aller pastoralen Berufe werden. Neben einem Verhaltenskodex fordert das Papier eine verbindliche "Feedbackkultur", etwa durch regelmäßige Supervision in Teams. Auch sollten spezielle Männer-, Gewalt- und Konfliktberatungsstellen regelmäßig vorgestellt werden.
Der in Frankfurt verabschiedete Handlungstext trägt den Titel "Prävention sexualisierter Gewalt, Intervention und Umgang mit Tätern in der katholischen Kirche". (KNA)
16:45 Uhr: Zwischenbilanz zur Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche
In 20 von 27 Bistümern gibt es inzwischen Unabhängige Kommissionen zur Aufarbeitung von Missbrauch. Wie der Aachener Bischof Helmut Dieser am Freitag auf der Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt ankündigte, sollen insgesamt 24 Kommissionen eingerichtet werden. Die Differenz zur Zahl der Bistümer rühre daher, dass es in wenigen Fällen Kooperationen über die jeweiligen Bistumsgrenzen gebe, erläuterte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz.
Zugleich verteidigte Dieser das freiwillige Anerkennungsverfahren für Betroffene von sexuellem Missbrauch. "Damit ermöglichen wir in unserer Kirche auch den Betroffenen individuelle Anerkennung, in deren Fällen Täter verstorben und oder Taten verjährt sind oder der Rechtsweg mit zu hohen Belastungen verbunden wäre." Der Bischof sprach von einem kirchlichen Alleinstellungsmerkmal, "das so angelegt ist, dass es Betroffenen zugutekommen kann". Dem trügen auch Neuregelungen der Arbeit der zuständigen Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen UKA Rechnung.
Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, sagte, dass die aktuelle Verfahrensform für die UKA in gemeinsamer Abstimmung "auch mit dem Betroffenenbeirat" umgesetzt worden sei. "Aber zur Wahrheit gehört hier nun einmal auch, dass die nun umgesetzte Veränderung einen Minimalkonsens darstellt: Die UKA braucht auch weiterhin nicht ihre Entscheidungen begründen - und das ist auch weiterhin schlecht."
Neue Strukturen
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger erläuterte vor den Synodalen die neuen Strukturen bei der Missbrauchsaufarbeitung, die ab 1. Januar 2024 ihre Tätigkeit aufnehmen sollen. Wesentliche Gremien seien dabei neben dem Betroffenenbeirat die neu eingerichtete bischöfliche Fachgruppe sowie ein ebenfalls neuer externer Expertenrat.
Burger nahm überdies Stellung zu Kritik aus der Politik, die Kirche sei nicht in der Lage, selbstständig den Missbrauchsskandal aufzuarbeiten. Er wünsche sich, dass dann auch Alternativen benannt würden. Burger unterstrich die Gesprächsbereitschaft der Bischöfe: "Wir wollen diesem Themenfeld auf den Grund gehen." (KNA)
16:35 Uhr: Tweet von "Maria 1.0" zu Tanz-Aufführung sorgt für Empörung
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat einen Tweet der konservativen katholischen Vereinigung "Maria 1.0" zu einer Tanz-Aufführung im Frankfurter Dom scharf kritisiert. Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Helmut Dieser, grenzte sich am Freitag vor der Vollversammlung des Synodalen Wegs deutlich von dem Tweet ab. Der Aachener Bischof sprach von einer scheußlichen Verunglimpfung.
Zuvor hatte bereits die Generalsekretärin der Bischofskonferenz, Beate Gilles, die Einlassung bei einer Pressekonferenz als "unfassbar" bezeichnet. Sie selbst nannte die Aufführung "sehr, sehr stark". Sie habe gezeigt, dass die Wunden offen blieben, die der sexuelle Missbrauch verursacht habe. Die Performance aus Musik, Tanz und Lichtinstallation im vollbesetzten Frankfurter Dom thematisierte am Donnerstagabend das durch Missbrauchstaten in der Kirche hervorgerufene Leid. Der Missbrauchsskandal ist einer der Auslöser für den Synodalen Weg. Die Gruppe "Maria 1.0" hatte auf Twitter die Veranstaltung als "satanisch" bezeichnet. Sie habe den Dom "entweiht".
Auch der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Marc Frings, wies den in dem Tweet formulierten Vorwurf zurück. "Das, was da gepostet wurde, ist eine Grenzüberschreitung und Respektlosigkeit und zeigt mir deutlich, wie wichtig es ist, weiterhin am Missbrauchskomplex dranzubleiben, weil er offenbar in seiner Tiefe und Breite noch nicht ganz erfasst worden ist." Der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, sagte dem "Neuen Ruhrwort", mit dem Tweet drifte "Maria 1.0" "ins absolut Sektiererische" ab. (KNA)
16:15 Uhr: Synodaler Weg will Segensfeiern für homosexuelle Paare ermöglichen
Zukünftig kann es in der katholischen Kirche in Deutschland Segensfeiern auch für homosexuelle Paare geben. Zivil wiederverheiratete Geschiedene sollen ebenfalls ihre Beziehung von der katholischen Kirche segnen lassen können. Das Reformprojekt Synodaler Weg verabschiedete am Freitag in Frankfurt nach einer kontroversen Debatte mit einer Mehrheit von knapp 93 Prozent ein Papier, das empfiehlt, zeitnah angemessene liturgische Feiern zu entwickeln und einzuführen. Von den Bischöfen stimmten knapp 81 Prozent dafür.
Erarbeitet werden soll eine Handreichung für Segensfeiern für verschiedene Paarkonstellationen. Seelsorgern, die eine solche Segensfeier durchführen, dürften keine disziplinarischen Konsequenzen mehr drohen. Für alle interessierten Paare solle es zur Vorbereitung Gespräche mit Seelsorgenden und gegebenenfalls Seminare geben.
Das Papier mit dem Titel "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" betont, eine Weigerung, die Beziehung zweier Menschen zu segnen, "die ihre Partnerschaft in Liebe, Verbindlichkeit und Verantwortung zueinander und zu Gott leben wollen" sei unbarmherzig bis diskriminierend. Insbesondere weil sich dies "gnadentheologisch nicht überzeugend" begründen lasse.
Das verabschiedete Papier ist eine etwas abgeschwächte Form des ursprünglichen Textes, indem nun zunächst eine Arbeitsgruppe mit unter anderem der Deutschen Bischofskonferenz und dem Laien-Dachverband ZdK eine liturgische Handreichung erarbeiten soll. (KNA)
14:15 Uhr: Kohlgraf: Bedenken aus Rom verhindern Synodalen Rat nicht
Die Bedenken aus dem Vatikan gegen die Errichtung eines "Synodalen Rats" in Deutschland stellen aus Sicht des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf kein unüberwindbares Hindernis für das Vorhaben dar. Bei einer Pressekonferenz des Synodalen Wegs sagte Kohlgraf am Freitag in Frankfurt, es gehe nicht um den Begriff des Synodalen Rats, sondern um das Prinzip der "Verstetigung von Synodalität".
Damit folge der Synodale Weg in Deutschland einem Anliegen von Papst Franziskus. Wenn Bischöfe Nichtgeweihte an Beratungs- und Entscheidungsprozessen beteiligten, schwäche dies nicht die Autorität der Bischöfe, vielmehr stärke es sie.
Entschieden wandte sich Kohlgraf dagegen, Bischöfe und Laienvertreter im Synodalen Weg als zwei entgegengesetzte Lager zu verstehen. Das Denken in Begriffen von "Die und Wir" entspreche nicht dem Geist der Synodalität. Zuvor hatte der Generalsekretär des katholischen Laien-Dachverbands ZdK, Marc Frings, erklärt, das Zentralkomitee vertrete "die organisierte katholische Zivilgesellschaft" in Deutschland, während von den mehr als 20 Millionen Katholiken im Lande nur wenige Bischöfe seien. (KNA)
12:45 Uhr: Frauen sollen in katholischen Gottesdiensten predigen dürfen
Der Synodale Weg will die Rolle von Frauen in katholischen Gottesdiensten stärken. Ein entsprechendes Papier verabschiedeten die Synodalversammlung am Freitagvormittag in Frankfurt in Zweiter Lesung nach langem Ringen mit einer Mehrheit von rund 90 Prozent. Darin wird auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) eine grundsätzliche Erlaubnis gefordert für qualifizierte und beauftragte Frauen und Männer, in Messen auch zu predigen. Bislang ist das in der Regel nur geweihten Geistlichen gestattet.
Der Handlungstext mit dem Titel "Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament" enthielt ursprünglich noch weitere Forderungen. So war die Rede davon, dass Nichtgeweihte künftig Taufen leiten und bei kirchlichen Trauungen assistieren können. Ebenso seien "Möglichkeiten der Wiederbelebung der Laienbeichte im Kontext der geistlichen Begleitung" sowie die Mitwirkung von Laien bei Krankensegnung und -salbung zu prüfen. Ermittelt werden sollte auch, inwieweit Nicht-Priester bei der Leitung von Pfarreien und Gemeinden hinzugezogen werden können.
Bischöfe mit unterschiedlichen Auffassungen
Auf Antrag des Rottenburg-Stuttgarter Weihbischofs Matthäus Karrer sollen diese Fragen nun in einem Konsultationsprozess erörtert werden, an dem auch die katholischen Orden und Verbände zu beteiligen sind. Der Prozess soll "zeitnah zu konkreten beschlussreifen Entscheidungen" führen. Im Lauf einer engagierten Debatte äußerten sich die Bischöfe unterschiedlich zu der Frage, welche Rolle Laien bei der Sakramentenspendung haben sollten. Während die einen wie der Fuldaer Bischof Michael Gerber für eine Annahme des Textes warben, äußerten andere wie der Kölner Weihbischof Ansgar Puff die Sorge, dadurch würde "eine Art Sakramente light" etabliert.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte, er wolle nicht, dass Kleriker zurückgedrängt würden, "um dann eigentlich die Frage zu stellen: Wozu braucht's noch die geweihten Menschen?" Die Franziskanerin Katharina Ganz entgegnete daraufhin, nicht Kleriker würden zurückgedrängt, sondern Frauen immer wieder vom kirchlichen Leben ausgeschlossen. Der Vorsitzende des Jugenddachverbandes BDKJ, Gregor Podschun, hielt den Bischöfen vor, die Papiere des Synodalen Wegs verwässern zu wollen. "Lasst uns doch endlich mal eine Veränderung beschließen, anstatt zu beschließen, dass wir irgendwann vielleicht nach einem Beratungsprozess doch mal etwas verändern wollen in dieser Kirche."
Die Frage einer Öffnung des Priesteramtes für Frauen in der katholischen Kirche wird in dem Text nicht ausdrücklich angesprochen. Befürworter von Reformen fordern seit Jahren einen solchen Schritt. Kritiker dagegen verweisen auf ein lehramtliches Schreiben von Papst Johannes Paul II. Dieser hatte 1994 erklärt, dass die katholische Kirche "keinerlei Vollmacht" habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden. (KNA)
Heute bei der fünften Synodalversammlung
Ab 9:15 Uhr: Zweite Lesung Handlungstext "Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament", Zweite Lesung Handlungstext "Segensfeiern für Paare, die sich lieben"
14 Uhr: Berichte zur Aufarbeitung und Aufklärung des sexuellen Missbrauchs
Ab 14:45 Uhr: Zweite Lesung Handlungstext "Prävention sexualisierter Gewalt, Intervention und Umgang mit Tätern in der katholischen Kirche", Erste Lesung Handlungstext "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche"
17:15 Uhr: Feedback Beobachterinnen und Beobachter
Ab 17:35 Uhr: Zweite Lesung Handlungstext "Gemeinsam beraten und entscheiden", Zweite Lesung Handlungstext "Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt", Zweite Lesung Handlungstext "Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch"