Theologe Nauerth: Keine Waffenlieferungen an Ukraine
Der Osnabrücker Theologe Thomas Nauerth lehnt Waffenlieferungen an die Ukraine ab. Neben der Pflicht des Angreifers, seine Aggression zu beenden, gebe es auch eine moralische Pflicht des Aggressionsopfers, Alternativen zum Kampf und Verhandlungen zu suchen, schreibt Nauerth, der Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der katholischen Friedensbewegung "Pax Christi" ist, in einer Stellungnahme gegenüber katholisch.de. Es "muss gefragt werden, ob Waffenlieferungen die politische Führung eines angegriffenen Staates dazu verleiten, diese Pflicht nicht wahrzunehmen – mit blutigen Folgen für die betroffene Bevölkerung".
Es gebe zudem "keine Klarheit" zu Fragen etwa zum Ziel der Waffenlieferungen und was verteidigt werden solle, so Nauerth weiter. "Klar ist in dem Wirrwarr der allzu viel offenen Fragen nur eines: Waffen füttern einen Krieg, immer und auf jeden Fall." Es sei daher vernünftig, dass jahrzehntelang in Deutschland ein Konsens geherrscht habe, keine Waffen in Kriegs- und Konfliktgebiete zu liefern. "Wer beginnt, in einem Konflikt Waffen an eine Partei zu liefern, kann der sich in anderen Konflikten der Lieferung verweigern? Wo soll das hinführen und wo soll das enden?"
Betonung des Selbstverteidigungsrechts
Zuletzt hatten die deutschen Bischöfe bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine betont. Diesem Recht "entspricht das Recht anderer Staaten, den Angegriffenen zu unterstützen", so eine Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).
Davor hatte zum ersten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, für diplomatische Bemühungen geworben. Die EU-Bischofskommission COMECE betonte zu diesem Anlass ebenfalls das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine. Ihr Vorsitzender, der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich, befürwortete ausdrücklich eine "angemessene und verhältnismäßige militärische Unterstützung" für die Ukraine. Vergangene Woche hatte der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen erlassen. (cph)