Alle seien gewillt, systemische Faktoren des Missbrauchs anzugehen

Ex-ZdK-Präsident Sternberg: Synodaler Weg großer Erfolg

Veröffentlicht am 23.03.2023 um 11:59 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Der Missbrauchsskandal in der Kirche war der Auslöser für den Synodalen Weg. Der Prozess habe gezeigt, dass alle gewillt seien, die systemischen Faktoren in Reformen anzugehen, bilanziert Thomas Sternberg. Doch es gebe weiterhin Handlungsbedarf.

  • Teilen:

Der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sieht den Synodalen Weg in Deutschland im Hinblick auf dessen Auslöser als großen Erfolg an. "Das wichtigste Zeichen, das wir in diesem Prozess gegeben haben: Alle sind gewillt, die systemischen Faktoren, die Missbrauch in der Kirche begünstigen, in Reformen anzugehen", sagte Sternberg, der als Synodaler an den Vollversammlungen teilnahm, am Mittwoch bei einem Geistlichen Themenabend im Münsteraner Dom. Zudem habe man gezeigt, dass Synodalität katholisch möglich sei.

Sternberg sprach in seinem Vortrag von einer "kirchlichen Zeitenwende", die sich an den noch nie so hoch gewesenen Austrittszahlen zeige. Die durch die Aufdeckung des Missbrauchsskandals ausgelöste Erschütterung sei nicht dramatisch genug zu beschreiben. Nicht zuletzt dies sei zum Zeichen der kirchlichen Zeitenwende geworden. Der Missbrauch sei der Tropfen gewesen, der ein Fass zum Überlaufen gebracht habe. Die unmittelbare Antwort darauf sei der Synodale Weg gewesen.

Kritik an "kleinen, sehr lautstarken Protestgruppen"

Trotz des laut ihm eingetretenen Erfolgs des Reformprozess gebe es weiteren Handlungsbedarf, so Sternberg. "Wir haben wichtige Fragen der kirchlichen Ordnung und Positionen verhandelt, ganz viele Fragen fehlen aber noch." In diesem Zusammenhang widersprach er Vorwürfen, die Kirche in Deutschland löse sich mit einem Alleingang von der Weltkirche: "Wir geben mit dem Reformprozess ein Zeichen zum Thema Synodalität." Katholiken in anderen Ländern hätten ähnliche Fragen. Scharfe Kritik übte Sternberg an "kleinen, sehr lautstarken Protestgruppen" wie Maria 1.0, die den Rosenkranz für politische Agitation missbrauchten. "Das ist eine katholische AfD-Variante, die des Streits unter Katholiken unwürdig ist."

Mit Blick auf strukturelle Veränderung in der Kirchenlandschaft betonte der frühere ZdK-Präsident, dass es künftig noch stärker auf die Laien ankommen werde, die Kirche zu gestalten. "Wir dürfen nicht auf die Hauptamtlichen warten, die wird es nicht geben", so Sternberg. Es brauche mündige Laien in letztverantwortlicher Position. Sie seien dann nicht mehr Helfer des Klerus, sondern selbstständige und selbstbewusste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Mit der fünften Synodalversammlung vom 9. bis 11. März in Frankfurt am Main war der Synodale Weg vorerst zu Ende gegangen. Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien hatten nach der Aufdeckung vielfachen sexuellen Missbrauchs in der Kirche drei Jahre lang über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland diskutiert. Die Schwerpunktthemen waren Macht, Priestertum, Sexualmoral und die Rolle von Frauen in der Kirche. Sternberg war als ZdK-Präsident zunächst Co-Präsident des Synodalen Wegs. 2021 verzichtete auf eine Kandidatur für eine weitere Amtszeit als Vorsitzender des Laiengremiums. (mal)