"Urbi et Orbi": Papst betet für die Ukraine und für Russland
Papst Franziskus hat in seiner traditionellen Osterbotschaft für das ukrainische und für das russische Volk gebetet. Vor dem weltweit übertragenen Segen "Urbi et orbi" (Der Stadt Rom und dem Erdkreis) sagte er am Ostersonntag: "Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk. Tröste die Verwundeten und jene, die durch den Krieg geliebte Angehörige verloren haben, und lass die Gefangenen sicher zu ihren Familien zurückkehren."
Der Vatikan hat sich in den vergangenen Monaten wiederholt für den Austausch von Kriegsgefangenen beider Länder eingesetzt. Diplomatische Bemühungen des Heiligen Stuhls um eine Vermittlerrolle in dem seit fast 14 Monaten andauernden Krieg waren aber bislang ohne Erfolg.
"Öffne die Herzen"
In seiner Ansprache forderte der Papst eine aktivere Rolle der internationalen Staatengemeinschaft bei der Suche nach Frieden in der Ukraine und in den anderen Kriegen der Welt. Sein Appell: "Öffne die Herzen der gesamten internationalen Gemeinschaft, damit sie sich für die Beendigung dieses Krieges und aller Konflikte einsetzt, die die Welt mit Blut beflecken; angefangen mit Syrien, das noch auf Frieden wartet."
Weiter sagte der Papst: "Beeilen wir uns, Konflikte und Spaltungen zu überwinden und unsere Herzen für jene zu öffnen, die am meisten in Not sind. Beeilen wir uns, Wege von Frieden und Geschwisterlichkeit zu beschreiten." Ausdrücklich lobte er jene Länder, die "denen, die vor Krieg und Armut fliehen, Hilfe und Aufnahme gewähren".
Sehr besorgt äußerte sich das Kirchenoberhaupt über die aktuelle Lage in Jerusalem. Die Angriffe in den vergangenen Tagen bedrohten das ersehnte Klima von Vertrauen und gegenseitigem Respekt, das nötig sei, "damit der Dialog zwischen Israelis und Palästinensern wiederaufgenommen werden kann, so dass in der Heiligen Stadt und in der ganzen Region Frieden herrsche".
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
In seiner Botschaft erwähnte der Papst mehrere internationale Krisenherde, darunter die vor zwei Monaten von einem schweren Erdbeben getroffene Türkei und den von Verarmung und inneren Konflikten bedrohten Libanon. Er rief Gott um Hilfe an für die Friedens- und Versöhnungsprozesse in Äthiopien und im Südsudan und betete für ein Ende der Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo. Den Südsudan und den Kongo hatte der Papst Anfang Februar bereist und sich für Frieden dort eingesetzt.
Mit klaren Worten ging der Papst auf die Lage der Christen in Nicaragua ein und sagte: "Gedenke all derer, die daran gehindert werden, ihren Glauben frei und öffentlich zu bekennen." Nicaraguas sozialistische Regierung von Präsident Daniel Ortega hat alle öffentlichen Gottesdienste und Prozessionen in der Osterzeit verboten. Weiter erwähnte der Papst die Gewaltopfer in Burkina Faso, Mali, Mosambik, Nigeria und Myanmar.
100.000 Besucher bei Segen
Vor dem Ostersegen, den der Papst vom Mittelbalkon des Petersdoms spendete, hatte er mit rund 50.000 Menschen auf dem festlich geschmückten Petersplatz unter strahlend blauem Himmel den Ostergottesdienst gefeiert. Die Zelebration am Altar übernahm der Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re.
In der halben Stunde zwischen dem Gottesdienst und dem Segen begrüßte der Papst im Rollstuhl die meisten der auf dem Petersplatz versammelten Kardinäle persönlich mit Handschlag. Anschließend fuhr er segnend und winkend im Papamobil durch die auf dem Petersplatz und auf der Via della Conciliazione stehende Menschenmenge. Laut Vatikan waren am Mittag rund 100.000 Menschen versammelt, um den Papst zu sehen und zu hören.
Mit den Feiern am Ostersonntag endete eine achttägige Reihe von sieben feierlichen Liturgien, mit denen die katholische Kirche an Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi erinnert. Sechs dieser Feiern leitete der Papst persönlich. Lediglich die Teilnahme beim abendlichen Kreuzweg am römischen Kolosseum sagte er wegen der niedrigen Temperaturen ab. Noch in der Woche zuvor hatte der 86-Jährige drei Tage in der römischen Gemelli-Klinik verbracht, wo er wegen einer schweren Bronchitis behandelt wurde. (KNA)