Gänswein zu Papstrücktritt: Benedikt XVI. konnte nicht mehr
Erzbischof Georg Gänswein hat erneut die körperliche Verfassung als Grund für den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. angeführt. Er habe nicht mehr gekonnt, ihm habe die Kraft gefehlt, so der ehemalige Privatsekretär des kürzlich verstorbenen Papstes in der italienischen TV-Sendung "Verissimo" am Sonntagabend. Der Rücktritt sei eine Entscheidung, die sowohl Demut als auch Mut erfordere, so Gänswein weiter. Gerüchte, Benedikts Rücktritt habe etwas mit dem "Vatileaks-Skandal" um heimlich kopierte und veröffentlichte vertrauliche Dokumente zu tun gehabt, bestritt der 66-jährige Deutsche.
Für ihn sei der Ex-Papst wie ein Vater, Bruder und Lehrer gewesen, erzählte der deutsche Erzbischof im TV-Interview. Benedikt XVI. habe ihm nie etwas befohlen oder ein böses Wort gesagt. Er habe sehr viel von dem Mann mit dem "sehr freundlichen und starken Charakter" gelernt. Seit 2003 war Gänswein als Privatsekretär an der Seite von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst. Schon 1996 holte ihn Ratzinger in die vatikanische Glaubensbehörde. Nun erwarte er von Papst Franziskus einen neuen Auftrag, so Gänswein in der Fernsehsendung. Er werde alles akzeptieren, was ihm der Papst geben wird. Im Moment bleibe ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten, schloss der gebürtige Schwarzwälder.
Fall Orlandi und George Clooney
Im Vermisstenfall Emanuela Orlandi hofft Gänswein auf eine "endgültige Antwort". Der Vatikan hatte kürzlich wieder Ermittlungen zu der im Juni 1983 verschwundenen Vatikan-Bürgerin aufgenommen. Der Erzbischof berichtete von einem Treffen mit Emanuelas Bruder Pietro und dessen späteren Vorwürfen, Gänswein besäße ein Dossier zu dem Fall. Dies bestritt der ehemalige Papstsekretär im TV-Interview. Weiter sei er nicht sicher, ob sich bei den aktuellen Vatikan-Ermittlungen noch etwas Neues finden lasse. Er hoffe aber, dass die Untersuchungen zu einem "guten Ende" führen, so Gänswein.
Der Erzbischof, der zeitweise wegen seines Aussehens als "George Clooney des Vatikan" galt, konnte mit diesem Spitznamen zunächst nichts anfangen. Er habe sein prominentes Ebenbild nicht gekannt, gestand Gänswein. Der ehemalige Privatsekretär Benedikts XVI. hat zunächst im Internet nach George Clooney recherchieren müssen. Der Vergleich mit dem US-Schauspieler habe ihn dann ein wenig erschreckt und peinlich berührt. Gänswein sagte, er habe lernen müssen, mit diesen Oberflächlichkeiten umzugehen, denn das äußere Erscheinungsbild sei nur ein Aspekt eines Menschen, so der 66-Jährige. (tmg/KNA)