Erstmals haben Laien bei einer Bischofssynode Stimmrecht

(K)eine Revolution im Vatikan?

Veröffentlicht am 30.04.2023 um 00:01 Uhr – Von Severina Bartonitschek (KNA) – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus die katholische Kirche verändert. Kein bischöfliches Einzelereignis, sondern ein Prozess mit Beteiligung der Basis soll es sein. Damit ist er bis zur höchsten Ebene konsequent.

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Keine Revolution, aber eine wichtige Veränderung nennt es Kardinal Jean-Claude Hollerich. Für viele – vor allem – Katholikinnen, könnte es sich aber nach einer kleinen, überfälligen Revolution anfühlen. Denn künftig dürfen Frauen bei den weltweiten Bischofsversammlungen im Vatikan mitbestimmen. Bislang bestand das regelmäßig tagende Beratungsgremium des Papstes ausschließlich aus Männern, hauptsächlich Bischöfen und einigen hochrangigen Vertretern von Männerorden.

Am Mittwoch gab das zuständige Sekretariat die Änderungen bei der Besetzung der Weltbischofssynoden bekannt. Angewandt werden sie erstmalig bei der kommenden Versammlung zum Thema Synodalität im Oktober. Synodalität bedeutet die Beteiligung des "Volkes Gottes", also der Katholikinnen und Katholiken weltweit – knapp 1,4 Milliarden Menschen.

Bis zu 80 Nichtbischöfe mit Mitspracherecht

Dafür hatte Franziskus bereits den Ablauf der Bischofssynoden geändert. Statt eines Einzelereignisses, machte er einen mehrjährigen Prozess mit unterschiedlichen Phasen daraus. In lokalen Umfragen durften Gläubige weltweit ihre Anliegen äußern. Bei der folgenden kontinentalen Phase waren ebenfalls Nichtkleriker und auch Frauen beteiligt. Nun folgt das, was für Hollerich keine Revolution, weil logische Schlussfolgerung ist: das Mitspracherecht von ungeweihten und weiblichen Angehörigen der katholischen Kirche auch auf höchster Ebene der Synode.

Bei den Beratungen im Vatikan sollen bis zu 80 Nichtbischöfe ein Mitspracherecht haben – Frauen und Männer paritätisch vertreten. Sie machten etwa 25 Prozent der Gesamtteilnehmer der Synode aus, so der Leiter des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech. Bislang konnten katholische Laien lediglich als Berater (Auditoren) hinzugezogen werden.

Papst Franziskus hört zu
Bild: ©picture alliance / NurPhoto | Massimo Valicchia

Aller Synodalität zum Trotz: Papst Franziskus hat am Ende das letzte Wort.

Die Berater und Beraterinnen gibt es nun nicht mehr, alle Teilnehmenden sind nun auch stimmberechtigte Mitglieder der Synode. Bei dieser Bezeichnung bleibt Grech auch, als er von Journalisten gefragt wird, ob die weiblichen Mitglieder nun "Synodenmütter" hießen. Insgesamt 70 dieser nichtbischöflichen Mitglieder ersetzen die Auditoren, 50 Prozent von ihnen Frauen. Sie stammen aus der Ebene der lokalen Kirche und sollen verschiedene Gruppierungen von Gläubigen umfassen: Priester, Ordensfrauen, Diakone und Laien. Der Vatikan wünscht dabei ausdrücklich auch Nominierungen junger Menschen.

Bestimmt (nicht gewählt) werden jeweils 20 Teilnehmer von den sechs kontinentalen Bischofsräten und der Versammlung der Patriarchen der katholischen Ostkirchen. Das letzte Wort hat der Papst. Er wählt aus den insgesamt 140 vorgeschlagenen Personen die endgültigen 70 nichtbischöflichen Synodenteilnehmenden aus. Um die Zahl der 80 Nichtbischöfe beziehungsweise der 40 stimmberechtigten Frauen zu erreichen, hat der Vatikan eine weitere Änderung vorgenommen. Bislang stellten katholische Ordensgemeinschaften zehn Kleriker für die Bischofsversammlungen. Nun sollen es jeweils fünf Ordensfrauen und fünf Ordensmänner sein – gewählt von ihrem jeweiligen Dachverband der Ordensleiter.

Die deutschen Bischöfe dürfen drei Vertreter wählen

Die Bestimmung für die Teilnahme der Bischöfe kommt bei der 16. ordentlichen Bischofssynode ohne Revolution aus. Wie gehabt bestimmen die nationalen Bischofskonferenzen ihre Vertreter in einer geheimen Wahl. Wie viele Bischöfe sie nach Rom schicken, hängt von der Größe der jeweiligen Konferenz ab. Drei Repräsentanten dürfen etwa die 65 deutschen Bischöfe wählen. Höchstens fünf Vertreter dürfen es pro Bischofskonferenz sein. Das gilt für jene mit über 200 Mitgliedern – etwa Italien, USA oder Brasilien.

Gewählt bedeutet aber auch bei den Bischöfen oder Ordensleuten nicht eine automatische Teilnahme. Aller Synodalität zum Trotz: Der Papst hat auch hier das letzte Wort und bestimmt selbst, von wem er sich letztendlich beraten lässt. Das könnte übrigens die Zahl der Teilnehmerinnen noch einmal erhöhen. Denn auch die Synodenteilnehmenden aus seinen Vatikanbehörden bestimmt Franziskus nun selbst. Dort arbeiten auch immer mehr Frauen.

Von Severina Bartonitschek (KNA)