Experte warnt Bistum Dresden-Meißen vor Kürzungen im Bildungsbereich
Der Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Roland Löffler, hat mit Blick auf den angekündigten Sparkurs im Bistum Dresden-Meißen vor dramatischen Einschnitten in der Erwachsenen- und Jugendbildung in Sachsen gewarnt. Sollten die von der Diözese geplanten Kürzungen im katholischen Bildungssektor tatsächlich kommen, könnten bistumseigene Einrichtungen wie das Bildungsgut Schmochtitz oder die Katholische Akademie den bisherigen Anspruch ihrer Arbeit nicht annährend weiter realisieren, schreibt Löffler in einem am Mittwoch veröffentlichten Text auf der Internetseite der "Herder Korrespondenz".
Bistum hatte Sparkurs Mitte April angekündigt
Würden das Bildungsgut und die Akademie "geschrumpft, fusioniert oder abgewickelt, würde der Freistaat Sachsen, die sächsische Gesellschaft und der ostdeutsche Katholizismus zwei für die Pluralität der Bildungsangebote wegweisende Orte und Stimmen verlieren". Das, so Löffler, wäre gerade "in einem konservativen und gesellschaftlich polarisierten Bundesland wie Sachsen" fatal. Die Gesellschaft brauche mehr denn je Dialogplattformen und Rückzugsräume für Reflektion, politische Auseinandersetzung und die Entwicklung zukunftsfester Lösungsansätze für drängende Fragen. "Sie braucht Orte, wo Brücken gebaut werden zwischen gesellschaftlich konträren Gruppen", betont der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung.
Löffler bezieht sich in seinem Text auf die Ankündigung des Bistums, die Finanzmittel im Bereich Bildung in den kommenden Jahren um 69 Prozent zu kappen. Der Sparkurs, der Mitte April offiziell angekündigt wurde, soll helfen, ein vom Bistum ab 2026 vorausgesagtes jährliches Haushaltsdefizit in Höhe von mindestens 17,5 Millionen Euro einzudämmen. Ab 2026 will die Diözese nur noch mit Ausgaben in Höhe von 31,5 Millionen Euro auskommen. Neben dem Bildungsbereich soll unter anderem auch in der Verwaltung (40 Prozent), dem Bereich Soziales (33 Prozent), dem Bereich Seelsorge (30 Prozent) und bei der Bistumsleitung (26 Prozent) gespart werden. Wie die einzelnen Sparmaßnahmen konkret aussehen und welche personellen Einsparungen damit verbunden sind, ist noch nicht bekannt.
Sachsen drohe eine "starke Stimme" verloren zu gehen
Löffler verweist in seinem Text darauf, dass es in einer Mitteilung auf der Internetseite der Katholischen Akademie heiße, das Bistum wolle Einrichtungen wie das Bildungsgut Schmochtitz, das Winfriedhaus Schmiedeberg, die Katholische Akademie selbst sowie weitere Bildungshäuser erhalten. Zugleich habe Generalvikar Andreas Kutschke jedoch erklärt, dass der Bildungssektor nur noch mit einer statt 2,5 Million Euro auskommen müsse. "Nun braucht man kein Mathematiker zu sein, um auf einen Blick sehen zu können, dass sich diese Arbeitsfelder mit einer Million Euro kaum auskömmlich finanzieren lassen", so Löffler. Es blieben also nur wenige Optionen: "Erstens: Man kürzt diese Häuser jeweils auf ein Existenzminimum zusammen. Zweitens: Die Einrichtungen werden fusioniert oder drittens: Eine Einrichtung bleibt übrig, der Rest wird geschlossen oder abgestoßen." Für die sächsische Bildungslandschaft sei keine Perspektive positiv.
Kirchliche Erwachsenbildung sei stets Schnittstellenarbeit zwischen Gesellschaft und Religion, schreibt der Direktor der Landeszentrale weiter. Sparprozesse führten jedoch in allen Bereichen zur Fokussierung auf die inneren Kernbereiche, die bei den Kirchen aus Seelsorge, Verkündigung und Unterricht bestünden. "Doch Kirche ohne ein Hineinragen in die Gesellschaft und die Beteiligung an deren Diskursen wird in einem pluralistischen Kontext dem Öffentlichkeitsauftrag des Evangeliums nicht gerecht", so Löffler. Auch der sächsischen Gesellschaft ginge mit einem Verlust der katholischen Bildungseinrichtungen eine "starke Stimme verloren, die für Religion, Ethik, für verantwortungsvollen, gesellschaftlichen Weitblick, für hohe Bildungsqualität und für Moderationsfähigkeit steht". (stz)