CDU-Kirchenbeauftragter: Ampel vernachlässigt das Thema Religion
Der Kirchenbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Rachel (CDU), wirft der Bundesregierung vor, das Thema Religion zu vernachlässigen. Sie verkenne zunehmend "sowohl die kulturellen und religiösen Prägungen in unserem eigenen Land als auch in unseren Partnerländern auf der ganzen Welt", schreibt er einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitag). Als Beispiele dafür nennt Rachel das Weglassen des Gottesbezuges bei der Vereidigung, die Streichung der Religionszugehörigkeit im Personenstandsregister, die Pläne zur Verblendung der Bibelzitate auf der Kuppel des Berliner Stadtschlosses und das Entfernen des Kreuzes im alten Rathaussaal in Münster beim G-7-Treffen.
Ein grundlegend verändertes Verhältnis der Bundesregierung zur Rolle von Religion zeige sich auch darin, so Rachel weiter, dass das Thema in der deutschen Außen- und Entwicklungspolitik einen massiven Bedeutungsverlust erlitten habe. Anders als ihrer Vorgänger habe die Ampel die strategisch wichtige Bedeutung von Religion in der internationalen Politik nicht erkannt und auch Geld und Personal in diesem Bereich gekürzt – etwa für die von Deutschland 2016 initiierte internationale Partnerschaft für Religion und Entwicklung, "obwohl das Netzwerk eine entscheidende Rolle spielt, indem es über 150 internationale sowie religiöse Organisationen sowie mehrere Regierungen zusammenbringt, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln".
Eine fehlende Affinität zu Religion sei auch im Auswärtigen Amt auszumachen, so der Unionspolitiker weiter. Das zeige auch die Entscheidung, keine Religionsvertreter mehr für den Arbeitsbereich "Religion und Außenpolitik" anzustellen. All dies widerspreche dem eigenen Anspruch im Koalitionsvertrag, den Bereich "Religion und Außenpolitik" zu verstärken. Die Bundesregierung verkenne damit auch die kulturelle und religiöse Realität in unseren Partnerländern: "Eine Entwicklungs- und Außenpolitik, die den religiösen Kontext in unseren Partnerländern aus ideologischen Motiven ignoriert und stattdessen eigene Vorstellungen forciert, erscheint vielen als neokolonial." Gleichberechtigung von Frauen und Klimaschutz ließen sich nur mit und nicht ohne oder sogar gegen religiöse Akteure erreichen, warnte Rachel weiter. Auch wenn dies im säkularisierten Europa vielen befremdlich vorkomme, gebe es im globalen Süden oft größeres Vertrauen in religiöse Akteure als in staatliche Stellen. (KNA)