Deutsche Bischöfe fühlen sich durch Synoden-Arbeitspapier bestärkt
Die deutschen Bischöfe fühlen sich durch das Arbeitspapier zur Weltsynode im Vatikan bestärkt. Es entspreche den Erfahrungen, die man vor dem Hintergrund der Debatte zu Kirchenreformen in Deutschland im Gespräch mit Christen aus anderen Ländern und Kontinenten gemacht habe, erklärten Georg Bätzing, Bertram Meier und Franz-Josef Overbeck am Dienstag in Bonn. Die Bischöfe von Limburg, Augsburg und Essen nehmen für die Deutsche Bischofskonferenz an der Synode teil. Bätzing ist Vorsitzender der Bischofskonferenz.
Es gebe einen Reichtum an verschiedenen Verstehens- und Herangehensweisen sowie unterschiedliche Diskussionsstände und unterschiedliche ortskirchliche Besonderheiten, lautet das erste Fazit der drei Bischöfe. "Aber es gibt auch eine Vielzahl von Fragestellungen, Anliegen und Problemen, die in nahezu allen Ortskirchen auf je eigene Weise geteilt werden."
"Diese Themen sind drängend"
Auch wenn die Synode Wert darauf lege, sich mit dem wichtigen "Wie" von Synodalität zu befassen, sollten die weltweit aufkommenden Themen und Fragen keinesfalls aus dem Blick geraten, betonen Bätzing, Meier und Overbeck. Beispielhaft nennen sie eine stärkere Beteiligung der Frauen, Überlegungen zur Zukunft des Priesterberufs oder eine Weiterentwicklung der Sexuallehre. "Diese Themen sind drängend und können von einer synodalen Kirche nicht mehr sehr lange aufgeschoben werden."
Das 71-seitige Arbeitspapier reißt eine Vielzahl von Themen aus der Lebensrealität vieler der rund 1,4 Milliarden Kirchenmitglieder weltweit an, die auf der Weltsynode im Oktober beraten werden sollen. Erstmals werden daran auch nicht geweihte Katholikinnen und Katholiken mit gleichem Stimmrecht teilnehmen. Bislang war die Mitbestimmung bei Weltbischofs-Synoden nur für Bischöfe und Ordensobere möglich.
Bei der Vorstellung im Vatikan sagte der Leiter des vatikanischen Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, im Instrumentum laboris fehle keine Stimme. Nicht der Vatikan sei der Autor, sondern alle Gläubigen. Es sei ein Dokument der gesamten Kirche.
Der Inhalte-Koordinator der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, nannte das Papier ein Ergebnis des synodalen Prozesses auf allen Ebenen. Es gebe keine Antworten, sondern stelle Fragen. Auf diese können die Teilnehmenden der Weltsynode antworten, sie könnten auch Fragen auswählen und andere nicht behandeln.
Zu den Themen, die das Papier zur Diskussion stellt, zählen etwa das Diakonat der Frau, Ämter für ungeweihte Katholikinnen und Katholiken oder die Priesterweihe für verheiratete Männer. Der Umgang mit erneut verheirateten Geschiedenen, queeren Kirchenmitgliedern und solchen, die wie etwa auf dem afrikanischen Kontinent in einer Vielehe leben, wird ebenfalls zur Debatte vorgeschlagen. "Wir wollen Räume schaffen, um jeden willkommen zu heißen. Die Zeiten als wir über Menschen geurteilt haben, sind vorbei. Wir sollten das Gott überlassen", sagte Grech dazu.
Eine progressive Agenda verträten die Verantwortlichen nicht, fügte Hollerich hinzu. Was in dem Dokument stehe, sei "von den Menschen gekommen". Einen Vergleich mit dem deutschen Synodalen Weg hält der Kardinal aus Luxemburg für schwierig. Es seien zwei sehr unterschiedliche Initiativen. "Wir funktionieren nicht wie ein Parlament," betonte er. Die deutsche Mentalität sei hingegen konfrontativ, auch weil einst das Schweigen den Nationalsozialismus begünstigt habe. In anderen Kulturen könne diese Mentalität als grob empfunden werden, aber sie sei Teil der deutschen Kultur. Dies sei aber das deutsche Vorgehen, nicht das der Weltsynode. "Wir sind mehr für Harmonie", lachte der Kardinal aus Deutschlands Nachbarland.
Rolle des "Volkes Gottes" nicht unterschätzen
Klerikalismus, Autorität und Machtverteilung bis hin zur Rolle des Papstes sind ebenfalls Gegenstand des neuen Papiers. Dazu betonte Grech noch einmal die Rolle des "Volkes Gottes". Dieses zu unterschätzen empfinde er als schwere Beleidigung. In den vergangenen zwei Jahren sei er Bischöfen begegnet, die zuvor skeptisch waren, aber durch den engeren Kontakt mit ihren Gläubigen einen unschätzbaren Schatz gefunden hätten.
Die Entstehung des vom Papst bestätigten Arbeitstextes verglich Hollerich mit einem Kochbuch. Die Chefköche erhielten das Buch zusammen mit einigen Zutaten und der Aufgabe, diese so zusammenzustellen, dass es jedem schmecke. "Eine unmögliche Aufgabe, könnte man meinen", so der Luxemburger Erzbischof. Wenn nicht im Hintergrund der Heilige Geist dazu anleite, eine neue Harmonie der Zutaten zu finden.
Neben Informationen zur Entstehung des Dokuments gaben die Vertreter des Synodensekretariats auch Details zur praktischen Umsetzung der Weltsynode bekannt. So werden 370 Teilnehmende im Oktober in Rom erwartet. Aufgrund ihrer Vielzahl wird die Synode nicht wie gewohnt in der Synodenaula, sondern in der großen Audienzhalle im Vatikan tagen. In einer Mischung aus Plenarsitzungen und Gruppenarbeit sollen konkrete Vorschläge für das Wachstum als synodale Kirche erarbeitet und dem Papst nach der zweiten Sitzung im Oktober 2024 unterbreitet werden. (mal/KNA)