Synodaler Weg werde "mit der Zeit" einen guten Abschluss finden

Kardinal Cupich über deutsche Bischöfe: "Das sind gute Hirten"

Veröffentlicht am 27.06.2023 um 09:34 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Er kenne eine Reihe deutscher Bischöfe, sagt US-Kardinal Blase Cupich. Die gäben ihr Bestes, "um auf die Stimme der Gläubigen zu hören, ihre Wünsche und Hoffnungen zu sehen". Den Synodalen Weg bewertet er dennoch zurückhaltend.

  • Teilen:

US-Kardinal Blase Cupich hat sich zum Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. Er habe hierzu zwar keine direkten Einblicke, sagte der Erzbischof von Chicago am Dienstag in einem Interview von "domradio.de". Wenn es sich jedoch um eine Art parlamentarischen Prozess handle, "in dem demokratische Abstimmungen im Vordergrund stehen, in dem Stimmen ausgezählt und Argumente gegenübergesetzt werden, dann wäre das aus katholischer Sicht in der Tat schwer zu verteidigen". Gleichzeitig kenne er eine Reihe deutscher Bischöfe und wisse, dass diese nur die besten Absichten hätten. "Das sind gute Hirten, die ihr Bestes geben, um auf die Stimme der Gläubigen zu hören, ihre Wünsche und Hoffnungen zu sehen. Ich glaube, mit der Zeit wird das Projekt einen guten Abschluss finden."

Die auf dem Synodalen Weg vorgetragene Forderung nach einer Predigt-Erlaubnis für Laien bewertete der Kardinal mit Zurückhaltung. "Ich hätte allerdings kein Problem damit, Frauen oder Laien allgemein an anderer Stelle in der Messe die Möglichkeit einer Reflexion zu geben, vielleicht nach dem Empfang der Kommunion." Ähnlich positionierte er sich in der Frage nach Segnungen für schwule und lesbische Paare. "Es ist immer wichtig, Menschen mit Respekt zu begegnen", betonte Cupich. "Gleichzeitig müssen wir uns fragen: Was genau bedeutet es, eine Verbindung zu segnen? Ist das der Segen für eine Freundschaft, für eine nicht-sakramentale Verbindung? Wir müssen klar definieren, was wir damit meinen. Diese Klarheit sehe ich zu diesem Zeitpunkt in der Kirche noch nicht."

In den Debatten über die Zukunft der katholischen Kirche wünscht sich Cupich insgesamt mehr gegenseitigen Respekt. "Es ist wichtig, dass wir nicht nur versuchen einen Streit zu gewinnen und die Gegenseite von unseren Argumenten zu überzeugen", mahnte der Erzbischof. "Wir müssen Wege finden, die Gräben zwischen uns zu überwinden, die die Polarisierung in der Welt und der Kirche aufgerissen haben." Der Kardinal fügte hinzu: "Wir müssen einander zuhören und uns gegenseitig respektieren. Wir müssen aber auch auf die Stimme der katholischen Tradition hören."

Cupich würdigt Papst Franziskus

Cupich die bisherige Amtszeit von Papst Franziskus als historisch. "Die Geschichte wird auf diese Zeit als einen Wendepunkt in der Kirchengeschichte blicken, genau wie bei Papst Johannes XXIII. und dem Zweiten Vatikanischen Konzil", sagte der 74-Jährige. "Papst Franziskus führt uns in das nächste Kapitel der Kirchengeschichte, indem er uns gegenseitig zum Zuhören auffordert – und auch darauf, auf den Heiligen Geist zu hören." Er habe großes Vertrauen in den Kurs, den Franziskus eingeschlagen habe, so Cupich. "Ich weiß dass es kritische Stimmen gibt, aber das sind wenige. Sie sind laut, aber sie sind nicht viele."

Zugleich warnte der Kardinal davor, die kirchliche Hierarchie in Frage zu stellen. Der Papst als Nachfolger Petri sichere die Einheit der Kirche, aber auch die Überlebensfähigkeit der Gemeinschaft. "Wer auch immer sich dagegen stellt, geht das Risiko ein, eine Spaltung in der Kirche hervorzurufen. Das ist auch nicht getreu dem Willen des Heiligen Geistes, der durch die Stimme des Papstes vertreten wird." (tmg/KNA)