Kardinal Marx dankt Kirchensteuerzahlern – Mittel kommen allen zugute
Kardinal Reinhard Marx hat beim Jahresempfang der Erzdiözese München und Freising den Kirchensteuerzahlern gedankt. Mit ihren Beiträgen gäben sie der Kirche die Möglichkeit, Dinge zu finanzieren, "von denen alle leben", erinnerte Marx am Dienstagabend in München. Hunderte von Millionen flössen in das Gemeinwesen. Als Beispiele nannte er soziale Einrichtungen, Kindergärten, Schulen und Hochschulen wie die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Manches werde refinanziert, aber nicht alles. Geld werde zudem ausgegeben, um Kirchen in Ober- und Niederbayern zu restaurieren, die von vielen Touristen besucht werden.
Angesichts der gut 600 Anwesenden aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen wie Politik, Kunst und Justiz sprach Marx von einem "ermutigenden Fest der Begegnung". Freundschaft zeige sich, wenn man auch in schwierigen Zeiten zusammenstehe, selbst wenn man dem anderen nicht unkritisch begegne. Das Verhältnis zur Politik bezeichnete er als konstruktiv und offen, wenn auch nicht immer problemfrei. Er sei dankbar für die der Kirche gegenüber stets gezeigte Wertschätzung.
Der Kardinal hob hervor, dass ihm die Einheit in der Kirche wichtig sei. "Wir brauchen eine gute Streitkultur, wir brauchen Synodalität." Letztere solle im Erzbistum weiter vertieft und vorangebracht werden. So gehe es darum, einen gemeinsamen Weg zu finden. Zuvor hatte der Diözesanratsvorsitzende Armin Schalk berichtet, das eine Arbeitgruppe ihre Tätigkeit bereits aufgenommen habe. Darin möchte die Diözesanleitung gemeinsam mit den im Kirchenrecht vorgesehen synodalen Gremien wie dem Priesterrat und dem Diözesanrat die Dinge angehen. Diese befasse sich mit pastoralen Fragen der Tauf- und Eheassistenz durch Laien, der Laienpredigt in Eucharistiefeier sowie mit der "Segensfeier für Menschen, die sich lieben" wie etwa für gleichgeschlechtliche Paare.
Söder: "Eine Kirche, die jammert, ist nicht attraktiv"
Schalk hob hervor, er schätze es sehr, dass der Erzbischof nicht einfach sage "So wird's gemacht", sondern beraten, diskutiert und gemeinsam entschieden werde. Wichtig sei jetzt, "wie schnell wir zu konkreten Ergebnissen kommen". Denn die angesprochenen Themen ließen sich nicht mehr länger auf die lange Bank schieben, wenn die Kirche Glaubwürdigkeit zurückgewinnen wolle. Weiter mahnte Schalk an, "in Politik und Gesellschaft auch weiterhin die christliche Flagge zu zeigen". Mit Blick auf die hohe Zahl an Kirchenaustritten gelte es, sich wieder stärker öffentlich zum Glauben zu bekennen und aktiv die Zukunft zu gestalten.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rief beim Jahresempfang die Christen dazu auf, "offensiver, mutiger und bekennender" aufzutreten. Es wäre falsch, sich in Zeiten hoher Kirchenaustritte zurückzuziehen. "Eine Kirche, die jammert, ist nicht attraktiv", sagte Söder. Eine Kirche, die mutig nach vorne gehe und begeistere, stecke die Menschen an. Sie gewinne die Herzen auch jener, die verunsichert seien. Das Christentum und die Lehre Jesu Christi habe so "unheimlich viel zu bieten", hob der Protestant hervor. Sie sei absolut zeitlos. Auch wenn man im Moment eine "kleine Delle" in der Akzeptanz habe. Wörtlich sagte er: "Wir sind nicht die letzte Generation." Kirche könnte aber die letzte Bastion sein, die sich damit beschäftige, den Glauben zu vermitteln. Hoffnung sei gegeben. Schließlich gingen nach wie vor jede Woche mehr Menschen in die Gottesdienste als in die Stadien und auf Konzerte.
Söder erinnerte daran, dass wenn Kirche weniger werde, es nicht besser werde. Dann sei nämlich eine andere Form von Zivilgesellschaft zu erwarten. Er finde es richtig, dass sich Kirche gegen assistierten Suizid engagiere und für den Schutz des ungeborenen Leben einsetze. Zugleich müsse sie jungen Menschen eine Perspektive geben. Die kirchlichen Kindergärten, Schulen und Hochschulen seien wichtig. Diese aufzugeben, wäre aus seiner Sicht der falsche Weg. Weiter sprach sich der Ministerpräsident dafür aus, dass das Kreuz im öffentlichen Raum sichtbar bleibe. Dies gelte auch für Gipfelkreuze. Diese stünden auf den Bergen, weil sie den Menschen an die Bewahrung der Schöpfung erinnerten und an den Respekt vor dem Allerhöchsten. (tmg/KNA)
