Bei der Weltsynode ist Zuhören ohne Vorurteile gefragt
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Es klingt nicht spannend, dass im Oktober die Weltbischofssynode zur Synodalität berät. Sondern nach einer internationalen Experten-Tagung in Rom zur Zukunft der Kirche. "Was soll da schon rauskommen?", mögen Zweifler fragen.
Schaut man sich die Liste der 375 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, wirkt die Weltsynode indes nicht langweilig. Nicht allein, weil erstmals Laien, Männer wie Frauen, stimmberechtigt sind, auch wenn 275 Bischöfe – und damit vorwiegend ältere Männer – nach wie vor die Mehrheit stellen.
Interessant ist, wen der Papst persönlich mit auf die Liste gesetzt hat: etwa einen ehemaligen Linksradikalen, der sich wieder der Kirche angenähert hat. Oder den früheren Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, der schon harsche Kritik an der Weltsynode geäußert und von "Häresie" und einer "marxistischen Form der Wahrheitsfindung" gesprochen hat. Konservative US-Kardinäle werden dabei sein – und der amerikanische Jesuitenpater James Martin, der sich für sexuelle Minderheiten engagiert.
Einbeziehen, nicht ausschließen: Das ist offenbar das Prinzip von Papst Franziskus, soweit er die Liste mit erstellt hat. Alle Synodenmitglieder, so unterschiedlich kirchenpolitisch sie auch ticken und so sehr sie sich bisher abgegrenzt haben, werden miteinander reden (müssen). Zuhören ohne Vorurteile ist gefragt. Zugegeben: Das verlangt viel Toleranz von allen: von jenen, denen die Reformen nicht schnell genug gehen wie von denen, die möglichst nichts verändern wollen.
Wer sich auch nur ein wenig mit der Kirchengeschichte beschäftigt, der weiß: Zu allen Zeiten hat sich die katholische Kirche gewandelt. Stets hat sie versucht, Antworten auf Fragen der Gegenwart zu finden, ohne das Evangelium zu verraten. Wer daher mit dem Begriff "Abrissbirne der Kirche" polemisiert, versteht nicht, was die Weltsynode will. Ob greifbare Ergebnisse herauskommen, ist selbstverständlich unklar. Doch es wäre schade, wenn es bei einem "schön, dass wir miteinander geredet haben" bliebe.
Der Autor
Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.