Trans-Personen sind selbstverständlicher Teil der Kirche
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"Der Herr begleitet uns immer, immer. Auch wenn wir Sünder sind, kommt er näher, um uns zu helfen." Mit diesem Satz hat Papst Franziskus in einem Podcast auf die Geschichte einer jungen Trans-Person reagiert, die über ihre Zerrissenheit zwischen ihrer geschlechtlichen Identität und ihrem Glauben gesprochen hat. Man mag dem Papst hier eine gute, pastorale Absicht unterstellen – schließlich wiederholt er immer wieder "Gott liebt uns, wie wir sind", und ermutigt: "Gib nicht auf. Mach weiter!" Die Botschaft, die dabei mitschwingt, bleibt aber die gleiche: Trans-Personen sind aus Sicht der Kirche defizitär und Sünder.
Natürlich entspricht das der gültigen Lehrmeinung der Kirche: Es gibt zwei Geschlechter und jeder Mensch, ob Mann oder Frau, muss seine Geschlechtlichkeit anerkennen und annehmen (KKK2333). Das wird der heutigen Realität samt neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse aber nicht gerecht und es verletzt Menschen, die sich – auch in der gegenwärtigen Krise – zur Kirche bekennen und zu ihr gehören wollen.
Dass es sich dabei nicht nur um vereinzelte Schicksale handelt, wird allein daran deutlich, dass das Thema geschlechtliche Identität auch in den Dokumenten zur im Herbst beginnenden Weltsynode genannt wird. Das Arbeitsdokument für die kontinentale Etappe aus dem vergangenen Oktober berichtet bereits davon, dass viele Menschen eine Spannung zwischen ihrer Mitgliedschaft in der Kirche und ihrer sexuellen Orientierung oder Identität spüren. Diese Berichte zeigten, "dass diese Forderung nach Annahme viele Ortskirchen herausfordert". (DKE Nr. 39)
Das Thema geschlechtliche Identität ist daher eines der zahlreichen Themen, die bei der Weltsynode diskutiert werden sollen. Das Instrumentum laboris stellt dazu diese Frage: "Wie können wir Räume schaffen, in denen diejenigen, die sich von der Kirche verletzt und von der Gemeinschaft nicht erwünscht fühlen, sich anerkannt, aufgenommen, nicht verurteilt und frei fühlen, Fragen zu stellen?" Dabei darf es aber nicht bleiben. Es braucht Änderungen in der kirchlichen Lehre: Trans-Personen sind nicht nur defizitäre Bittsteller, sie sind schon jetzt ganz selbstverständlicher Teil der Kirche. Und als solcher sollten sie auch behandelt werden. Bleibt zu hoffen, dass der Papst seinem Verständnis von Synodalität folgt und zuhört, wenn es um das Thema Gender geht – und daraus auch Entscheidungen erwachsen.
Der Autor
Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.